CH-Schluss: SMI unter Druck – Steigende Unsicherheiten in den USA
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag mit tieferen Notierungen aus dem Handel gegangen. Der Leitindex SMI startete zwar fester in den Tag und hielt sich lange Zeit über den Schlussnotierungen des Vortages, doch zu Börsenschluss drehte der Index mit überraschend schwachen Konjunkturdaten aus den USA und den wachsenden Sorgen um den Verwaltungsstillstand in den USA in die Verlustzone. Ein Spitzengespräch zwischen US-Präsident Barack Obama und Vertretern des Kongresses ist ergebnislos über die Bühne gegangen und in einer Rede forderte Obama die Republikaner auf den «Shutdown» zu beenden.
Wegen der Debatte in den USA fehlen dem Markt derweil einige Anhaltspunkte: So entfielen am Berichtstag die Zahlen zu den US-Industrieaufträgen und auch auf den monatlichen Arbeitsmarktbericht von Freitag warten die Anleger vergeblich, die Publikation wurde abgesagt. Immerhin wurden die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe veröffentlicht. Diese sind in der vergangenen Woche nur leicht und somit weniger stark als erwartet angestiegen. Dagegen drückten die schwächer als erwartet ausgefallenen Angaben zur Stimmung im Dienstleistungssektor zusammen mit den Budgetsorgen auf die Aktien und den Dollar-Kurs.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,28% tiefer bei 7’942,50 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,30% auf 1’213,70 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,25% auf 7’549,23 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Ende 21 im Minus, acht im Plus und Nestlé gingen unverändert aus dem Handel.
Bei den Blue Chips gerieten die Banken zu Handelsende unter verstärkten Abgabedruck: CS büssten 1,2%, UBS 1,1% und Julius Bär 1,0% ein. Präsident Obama machte in seiner Rede klar, dass an der von der Opposition kritisierten Gesundheitsreform festhalten und mit Blick auf den seit drei Tagen anhaltenden «Shutdown» diesbezüglich keine Kompromisse eingehen will. Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten hätten Anleger Gewinne ins Trockene gebracht, hiess es.
Zu Gewinnmitnahmen kam es auch bei einer Reihe von Zyklikern. So gaben Adecco um 0,9%, Clariant, Dufry und SGS um je 0,8% nach. Die grössten Verluste im SMI/SLI erlitten die Titel des Immobilienkonzerns SPS (-1,3%).
Die Pharma-Schwergewichte Novartis (-0,4%) und Roche (-0,2%) wechselten zu Börsenschluss hin das Vorzeichen und gingen als Verlierer aus dem Handel. Novartis hatte am Berichtstag einige weitere Studiendaten zu Gilenya und zu einem Produktkandidaten zur Behandlung von Schuppenflechten vorgestellt.
Nestlé schlossen am Donnerstag unverändert auf 62,25 CHF. Goldman Sachs hat die Valoren mit einem höheren Kursziel von 70,40 CHF nach zuvor 63,80 CHF beurteilt und das Rating mit Neutral bekräftigt.
Die Gewinner bei den Blue Chips wurden von Sonova (+1,7%) angeführt. Die UBS hat die Aktien des Hörgeräteherstellers auf die «Most Preferred List» genommen. Die Bank geht von einem kurzfristig guten Wachstum bei den Hörhilfen aus, weil die neuen Produkte unter dem Markennamen Phonak erfolgreich lanciert worden sind. Gleichzeitig setzte die UBS Straumann (+0,1%) hingegen auf die «Least Preferred List» der Grossbank genommen. Die Analysten sehen im Vorfeld der Drittquartalszahlen gute Nachrichten im aktuellen Aktienkurs bereits eskomptiert.
Fester schlossen auch die Luxusgüterwerte von Richemont und Swatch (je +0,4%). Die Credit Suisse sieht für die Schweizer Uhrenindustrie weiteres Wachstumspotential, wobei die Bedeutung Chinas als wichtiger Exportmarkt weiter zunehmen dürfte. Hohes Wachstumspotenzial weisen auch die USA, Russland und Schwellenländer wie Vietnam, Indien und Malaysia auf.
Am breiten Markt kletterten Huber+Suhner um 2,5% in die Höhe. Das Unternehmen erwartet grössere Bahnaufträge aus Russland und Europa. Aryzta erhalten von Goldman Sachs ein leicht höheres Kursziel und gewannen 2,2%. Addex (+5,8%) wurden noch stärker nachgefragt, nachdem das Unternehmen einen Erfolg in vorklinischen Tests mit ADX71441 erzielte. Der Produktkandidat wird zur möglichen Therapie der Charcot-Marie-Tooth 1A-Erkrankung entwickelt. (awp/mc/pg)