Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag die Erholung vom Vortag fortgesetzt und deutlich fester geschlossen. Nach einer bereits freundlichen Eröffnung legte der SMI am Nachmittag im Sog der US-Börsen weiter zu und schloss wieder über der Marke von 5’900 Punkten. Die Sorgen um die Euro-Schuldenkrise hätten im Vorfeld des EU-Sondergipfels vom Mittwoch etwas nachgelassen, hiess es am Markt.
Marktteilnehmer bewerteten den Aufwärtstrend zudem als Gegenbewegung zur andauernden Korrektur seit dem SMI-Jahreshöchst von Mitte März. Generell sei der Schweizer Aktienmarkt nach den jüngsten Rückgängen überverkauft gewesen, meinte ein Händler. Abgestraft wurden am Dienstag die Sonova-Titel, da der Jahresabschluss des Hörgeräte-Herstellers die Erwartungen nicht erfüllte.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,64% höher auf 5’910,2 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,60% auf 890,84 und der breite SPI verbesserte sich um 1,56% auf 5’522,27 Zähler.
Deutliche Kurszuwächse verzeichneten bei etwas nachlassenden Euro-Sorgen – wie auch an den anderen europäischen Börsen – die Bankentitel: CS verzeichneten mit einem Plus von 3,9% die stärksten Zuwächse unter den Bluechips, UBS legten 3,2% zu. Bei den zuletzt vom Markt stark gebeutelten SMI-Bankvaloren gebe es mittlerweile ein klares Erholungspotenzial, sagte ein Händler.
Julius Bär legten mit +1,0% etwas weniger stark zu. Auch Versicherungswerte waren gesucht: Swiss Life gewannen 2,8% und Zurich 2,2%. Auch Bâloise schlossen mit +1,8% deutlich stärker während Swiss Re 1,4% gewannen.
Gute Avancen verzeichneten zudem zyklische Titel. So konnten Adecco (+2,9%), Kühne + Nagel (+2,7%) oder ABB (+2,3%) stark zulegen. Erneut waren auch die Luxusgütertitel Swatch (+2,2%) und Richemont (+1,7%) gesucht. Für die Titel des Zementkonzerns Holcim (+1,6%) erhöhten die Analysten von Goldman Sachs ihre Schätzungen leicht, das Rating der US-Investmentbank bleibt allerdings unverändert bei «Sell».
Auch die defensiven Titel konnten deutlich im Plus schliessen. So legten Novartis 1,6% zu. Die CS-Analysten attestierten der Aktie in einer Studie Kurspotenzial vor allem für die zweite Jahreshälfte und bekräftigten ihre Einschätzung «Outperform». Roche schlossen 1,6% fester, während Nestlé 1,1% höher aus dem Handel gingen.
Starke Verluste erlitten dagegen Sonova mit einem Minus von 9,9%, nachdem der Hörgeräte-Hersteller vorbörslich seine Ergebnisse 2011/12 vorgelegt hatte. Zwar seien die Zahlen einigermassen im Rahmen der Konsenserwartungen ausgefallen, hiess es unter Marktbeobachtern. Enttäuscht habe aber vor allem der Ausblick, der Prognosesenkungen der Analysten nach sich ziehen dürfte.
Im Minus schlossen auch Lonza (-1,8%), die bereits am Montag verloren hatten. Weiterhin schaden dürften der Aktie, dass sich am Wochenende verschiedene Zeitungsmeldungen mit Spekulationen zu einer möglichen Kapitalerhöhung beschäftigt hatten.
Am breiten Markt konnten Georg Fischer (+4,4%) stark zulegen. Der Industriekonzern hat die Übernahme des amerikanischen Rohr- und Fitting-Hersteller Independent Pipe Products vermeldet. Vontobel nannte die Übernahme einen strategisch wichtigen Schritt, der aber nur geringe finanzielle Auswirkungen habe.
AFG (+4,6%) schlossen ebenfalls klar fester, nachdem der Verkauf der englischen Tochtergesellschaft Aqualux an die holländische Fetim-Gruppe gelungen ist. Seit dem Zwischenhoch Ende Februar hat das Papier allerdings noch immer fast 25% an Wert verloren.
Implenia (+0,4%) legten leicht zu. Das Bauunternehmen wurde von Japan Tobacco International als Totalunternehmerin für den Bau ihres internationalen Hauptsitzes in Genf-Sécheron bestimmt. Swisslog (+3,2%) beendeten den Tag klar im Plus, da die Grenzebach-Gruppe sich mit 11,26% am Logistikdienstleister beteiligt. Mit dieser Beteiligung wird Grenzebach zum grössten Einzelaktionär von Swisslog. (awp/mc/pg)