CH-Schluss: Klares Plus
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag klar höher geschlossen. Bereits in der ersten Tageshälfte waren die Kurse leicht im Plus gelegen, was vor allem auf besser als erwartet ausgefallene Wachstumsdaten aus China zurückgeführt wurde. Daneben hatte eine aber auch eine geglückte Anleihenauktion Italiens für etwas Entspannung gesorgt. So konnte das Land trotz einer Herabstufung durch die Ratingagentur Moody’s am Vorabend zu besseren Konditionen als zuletzt Geld aufnehmen.
Weiteren Rückenwind erhielt die hiesige Aktienbörse nach Eröffnung der US-Märkte. Dort legten die wichtigsten Indizes in der ersten Phase deutlich zu. Börsianer verwiesen dabei übereinstimmend auf Gerüchte am Markt, denen zufolge erhebliche Umschichtungen von US-Staatsanleihen und börsengehandelten Indexfonds (ETF) in europäische Aktien stattgefunden hätten. Dies habe den Aktienmärkten wie auch dem Euro Auftrieb gegeben, hiess es.
Der wichtigste Schweizer Börsenbarometer SMI schloss die Sitzung 0,56% höher bei 6’181,81 Punkten und damit knapp unter dem Tageshoch. Im Wochenvergleich ergab sich praktisch keine Veränderung. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann derweil um 0,74% auf 909,71 Zähler, wobei 25 Gewinnern lediglich 5 Verlierer gegenüberstanden. Der breite Swiss Performance Index (SPI) beendete den Tag 0,53% höher bei 5’723,14 Zählern.
Aufgrund der (vorübergehend?) etwas in den Hintergrund gerückten Sorgen um die weltweite Konjunkturentwicklung waren insbesondere zyklische Titel gesucht. Spitzenreiter waren etwa die Papiere des Luxusgüter-Herstellers Richemont (+3,7%), die zuletzt arg unter den Wachstumssorgen in China gelitten hatten. Auch die Konkurrenzpapiere von Swatch (+1,3%) zeigten sich freundlich, wenn auch nicht in gleichem Ausmass.
Daneben waren diverse weitere mehr oder weniger konjunktursensitive Aktien gefragt, wie etwa Transocean (+2,9%), Adecco (+2,6%), Kühne+Nagel (+2,5%), Clariant und Lonza (je +1,8%)) oder Schindler (+1,4%). Ebenfalls zu den Top-Werten gehörten zum Wochenschluss Swisscom (+1,5%), Julius Bär (+1,4%), Swiss Re (+1,2%), Givaudan (+1,1%) und Syngenta (+1,0%), ohne dass News dazu vorhanden gewesen wären.
Der Transportlogistiker Kühne+Nagel wird am Montag als erster Blue Chips seine Halbjahreszahlen präsentieren, am Dienstag ist mit SGS (-1,1%) dann der erste SMI-Titel an der Reihe und am Donnerstag sind es mit Novartis (+0,2%) und Actelion (+1,0%) die ersten Pharmawerte.
Klar grösster Verlierer bei den grössten Werten waren Sika mit einem Minus von 4,1%. Die Analysten der Bank Vontobel haben die Prognosen für das Spezialchemie-Unternehmen überarbeitet und das Rating auf «Hold» von zuvor «Buy» sowie das Kursziel deutlich gesenkt. Als Grund wurden schwächere Margen in Europa sowie Risiken einer Verlangsamung in den USA genannt.
Ebenfalls im Minus schlossen noch Logitech (-1,5%), Swiss Life (-0,2%) oder UBS (-0,1%). Einem Händler zufolge verunsicherte bei den Banken eine Meldung, wonach sich die Belastungen durch die LIBOR-Affäre für alle Banken auf insgesamt 20 Mrd USD belaufen könnten. Die CS-Papiere hielten sich allerdings mit +0,6% deutlich besser. Für etwas Volatilität im Kursverlauf der Bankaktien sorgten zwischenzeitlich auch die um die Mittagszeit veröffentlichten Zahlen der US-Grossbank JPMorgan.
Im breiten Markt haben erste Unternehmen erste Angaben zum Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr gemacht. Bossard (Aktie -0,2%) litt unter einem Nachfragerückgang in Europa und Asien, verzeichnete in den USA jedoch ein Wachstum. Erfolgreicher waren die ersten sechs Monate bei der Ems-Chemie (+1,2%). Sowohl Umsatz als auch EBIT lagen über den Erwartungen der Analysten. Zudem rechnet das Unternehmen nun auch im Gesamtjahr mit einem Umsatz- und EBIT-Wachstum. Die wenig gehandelten Papiere des Automatisierungsspezialisten Infranor Inter legten nach Zahlen gar 26,7% zu.
Die Aktien der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech (+7,4%) profitierten von einem Angebot der Bank Vontobel zum Umtausch in einen Luxemburger Anlagefonds. Das Management hat sich allerdings gegen den Vorschlag der Bank gestellt. Dies liege nicht im besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre, hiess es. Die Papiere der Liechtensteiner Bank LLB (-6,8%) litten dagegen unter negativen Berichten im Zusammenhang mit dem US-Geschäft der Bank. (awp/mc/pg)