CH-Schluss: Gut gehalten – Zypern belebt, Eurogruppe dämpft

Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat am Montag gut gehalten geschlossen. Dabei hat der Markt aber den grössten Teil der zwischenzeitlich erzielten Gewinne gegen Handelsende wieder preisgegeben. So belasteten am Nachmittag Äusserungen des Eurogruppen-Chefs Jeroen Dijsselbloem, sowie der Umstand, dass die Wirtschaftgsweisen in Deutschland die Wachstumsprognose für das Land deutlich zurückgenommen hätten, hiess es unter Marktbeobachtern. Zudem kursierten auch noch Gerüchte über eine Abstufung des Kreditratings von Italien durch Moody’s. Im frühen Geschäft belebte zuerst die Erleichterung über die erfolgreichen Zypern-Verhandlungen den Markt und sorgte für wieder steigende Umsätze.

Dijsselbloem habe den Restrukturierungsplan für die zyprischen Banken, der für Grossanleger herbe Verluste erwarten lässt, als Vorlage für den Rest der Eurozone empfohlen. Ein Händler sprach von einem «Testballon» der Eurogruppe: Nachdem die Aktienmärkte das Rettungspaket für Zypern relativ gelassen aufgenommen hätten, teste sie aus, wie weit sie gehen könne. Nun sei auch in den anderen Euro-Peripherieländern eine Kapitalflucht zu befürchten. Mehrere Zeitungen, darunter der «Corriere della Sera», hatten berichtet, dass Moody’s die Kreditwürdigkeit Italiens nach Handelsschluss an den europäischen Börsen möglicherweise senken wird. Derzeit wird Italien von Moody’s mit «Baa2», Ausblick «negativ» eingestuft. Das ist bereits eine Note tiefer als bei den Agenturen Standard & Poor’s und Fitch.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss mit 0,18% im Plus bei 7’758,22 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,03% auf 1’164,65 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,20% auf 7’188,17 Punkte. 19 der 30 wichtigsten Titel standen im Plus, elf im Minus. Europaweit überwogen die Abgaben; an der Wall Street drehte der Dow-Jones-Index nach einem freundlichen Start ins Minus.

Hierzulande stützten vor allem die defensiven Index-Schwergewichte Roche GS (+0,6%), Novartis (+0,3%) und Nestlé (+0,2%) den SMI. Roche hat von den japanischen Gesundheitsbehörden eine Zulassung für die subkutane Anwendung des Medikamentes Actemra zur Behandlung rheumatoider Arthritis erhalten.

Grössere Gewinne gab es indessen ohne Firmennews meist für konjunktursensitive Aktien wie Sonova (+1,9%), Sika (+1,1%) sowie Syngenta, Sulzer und Kühne+Nagel (je +1,0%). Uneinheitlich tendierten die Luxusgüter-Werte, wo Richemont (+0,6%) zulegten, während Swatch (-0,3%) verloren.

Die Äusserungen Dijsselbloems und Gerüchte um das Italien-Rating belasteten vor allem Bankwerte, teils auch Versicherungsvaloren. So fielen CS (-2,7%), Swiss Life (-1,3%) und Baloise (-0,6%) durch etwas grössere Einbussen auf. UBS (+0,3%) kamen weit besser weg. Etwas Stütze für die UBS-Valoren dürfte von Analystenseite gekommen sein: Das Aktienresearch von Morgan Stanley hat die Papiere nämlich auf ihre «Most Preferred List» gesetzt, CS dagegen gestrichen. Die Einstufung für beide Titel lautet weiterhin auf «Overweight».

Zu den weiteren grösseren Verlierern gehörten Clariant (-3,0%), Actelion (-1,4%) und Adecco (-0,9% auf 52,05 CHF). Für Adecco sehen die Jefferies-Analysten indessen Luft nach oben und setzten das Kursziel auf 57,50 (49,00) CHF deutlich herauf. Die Kostenkontrolle des Zeitstellenvermittlers sei im vergangenen Jahr vortrefflich gewesen und die vom Management angestrebte EBITA-Marge nun erreichbarer geworden, hiess es dazu.

Givaudan (-3,5% bzw. -42 CHF) wurden am Berichtstag ex-Dividende gehandelt, verloren nach dem Dividendenabgang von 36 CHF aber nur wenig.

Bei den Nebenwerten verloren die Aktien von Meyer Burger (-5,0%) nach der Zahlenvorlage für das vergangene Geschäftsjahr deutlich. Dabei habe das Unternehmen in Punkto Profitabilität schlechter abgeschnitten als erwartet, hiess es im Handel. Zudem plant das Management eine Kapitalerhöhung, was zu einer Verwässerung führen dürfte.

Der Hedge-Fund-Spezialist Gottex (-4,6%) hat das Geschäftsjahr 2012 erneut in den roten Zahlen abgeschlossen. Deutlich tiefer schlossen auch DKSH (-5,6%), was Marktexperten primär auf Gewinnmitnahmen zurückführten. Bereits am Freitag verloren die Aktien des Handelshauses um 4%. Noch grössere Einbussen gab es für Schlatter (-6,9%). Bellevue (-9,6% oder -1,15 CHF) gaben weniger als den Dividendenabgang von 2,00 CHF nach.

Auf der Gegenseite avancierten am Vortag der Ergebnisbekanntgabe MCH (+5,0%) deutlich höher. Weiter legten u.a. OTI Energy (+11,1%) und Bobst (+4,5%) stark zu. (awp/mc/upd/ps)

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