Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag markant zugelegt und dabei die Verluste des Vortages mehr als wettgemacht. Die Enttäuschung vom Vortag, als EZB-Präsident Draghi die Märkte mit allzu defensiven Aussagen etwas ins Rutschen gebracht hatte, war am Freitag schnell vergessen. Erstmals seit Juli 2007 schloss der SMI wieder über 9’200 Punkten. Nach einem freundlichen Start bewegte sich der SMI längere Zeit mehrheitlich seitwärts, ehe am Nachmittag der Arbeitsmarktbericht aus den USA mit leichter zeitlicher Verzögerung doch noch einmal frischen Schwung brachte.
Insgesamt fiel der Bericht positiv aus. So wurden im November über 320’000 neue Stellen geschaffen, was deutlich über den Erwartungen lag. Überdies wurden die Zahlen für die neu geschaffenen Stellen in den Vormonaten nach oben revidiert. Die beschleunigte Erholung am Arbeitsmarkt im November sei auf die robuste Verfassung der US-Wirtschaft zurückzuführen, hiess es in Marktkreisen. Angesichts der starken Entwicklung am Arbeitsmarkt sei die Niedrigzinspoltik der US-Notenbank nicht mehr allzu lange haltbar. Spätestens Mitte 2015 werde es wohl zur ersten Leitzinserhöhung nach der Finanzkrise kommen.
Der Swiss Market Index (SMI) gewann schliesslich 1,04% auf 9’212,85 Punkte. Im Wochenvergleich ergab sich ein Plus von 0,7%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) zog um 1,19% auf 1’365,04 Punkte an und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,05% auf 9’062,01 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien verteuerten sich deren 28, lediglich 2 gaben nach.
An der Spitze standen zum Schluss drei Aktien aus unterschiedlichen Sektoren, nämlich Aryzta (+3,5%), Swiss Life (+3,1%) und Lonza (+3,0%). Der Backwarenhersteller Aryzta hatte am vergangenen Dienstag die Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt, worauf die Aktie nachgegeben hatte. Am Mittwoch und vor allem auch am Freitag machte der Titel diese Verluste nun um ein Mehrfaches wett.
Hinter Lonza folgten weitere zyklische Titel wie Holcim (+2,9%), Adecco (+2,3%) oder Sika (+2,0%). Holcim profitierten dabei von einem positiven Kommentar der Bank JPMorgan, welche für den Titel das Kursziel erhöht und gleichzeitig das Rating ‹Overweight› und das Prädikat ‹Top Pick› der europäischen Zementbranche bestätigt hat.
Von den Banken, welche am Donnerstag besonders stark unter den Aussagen von EZB-Präsident Draghi gelitten hatten, erholten sich CS und Julius Bär (je +1,6%) etwas deutlicher als UBS (+1,2%).
Von den Schwergewichten gewannen Novartis (+1,4%) am meisten, gestützt von einer Meldung zur US-Zulassung des Medikaments Jakafi zur Behandlung einer chronischen Knochenmarkerkrankung.
Als einziger von zwei Verlierern fanden sich ABB (-0,1%) wieder, nachdem die Deutsche Bank das Rating auf «Sell» von «Hold» zurückgenommen hat. Die Wachstumsziele des Unternehmens seien zu ambitioniert, hiess es dort unter anderem. Zwei sich summierende negative Faktoren hätten diesen Eindruck zuletzt noch verstärkt: Der Rückgang beim Ölpreis sowie eine weitere Abschwächung der deutschen Einkaufsmanagerindizes.
Etwas deutlicher gaben einzig SGS (-1,2%) nach. Die Aktien des Prüfkonzerns litten unter einer Zurückstufung auf «Neutral» von «Buy» durch die UBS. Auch hier wird die pessimistischere Einschätzung unter anderem mit dem tiefen Ölpreis begründet.
Weit hinten landeten auch Zurich Insurance (+0,7%). Der Versicherer sieht sich mit den Zielsetzungen für die Jahre 2014-2016 auf Kurs, wie er anlässlich eines Investorentages verlauten liess. Wirkliche Kurstreiber habe der Anlass aber nicht geboten, kommentierte ein Beobachter die mässige Kursentwicklung.
Im breiten Markt fielen die Aktien von Molecular Partners (-6,3%) mit einem markanten Abschlag auf; dies nachdem die den Konsortialbanken beim Börsengang des Unternehmens gewährte Mehrzuteilungsoption nur rund zur Hälfte in Anspruch genommen wurde. Cembra Money Bank gaben um 5,9% ebenfalls deutlich nach. Die Aktien der vor allem im Bereich Konsumkredit tätigen Bank reagierten damit auf den Vorschlag des Bundesrates, die Zinsobergrenze für Konsumkredite auf 10 von 15% zu senken.
Auf der Gegenseite verteuerten sich Basilea um 1,6%. Der Pharmakonzern hat mit der Markteinführung des Breitspektrum-Antibiotikums Zevtera in Deutschland laut eigenen Angaben einen wichtigen Meilenstein erreicht. Aufgefallen sind auch die einmal mehr sehr starken Gategroup (+5,8%). (awp/mc/pg)