Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag wieder etwas Boden gut gemacht. Nach einem volatilen Vormittagshandel drehte der Leitindex SMI am Nachmittag wieder klar in die Pluszone. Für eine gewisse Stabilisierung an den Aktienmärkten weltweit sorgte nicht zuletzt die Ankündigungen weiterer Geldspritzen der US-Notenbank Fed für Unternehmen und eines rekordhohen Konjunkturpakets in Spanien.
Mit dem kontinuierlichen Herunterfahren des öffentlichen Lebens wird nun auch die Einschränkung der wirtschaftlichen Tätigkeiten stetig spürbarer. Eine globale Rezession scheine immer wahrscheinlicher, wovon auch die Unternehmensgewinne stark betroffen sein würden, meinte ein Marktanalyst. Bei der «immens hohen Volatilität» trauten sich viele Anleger derzeit ohnehin nicht wieder zurück an den Aktienmarkt, so ein ein weiterer Beobachter.
Der SMI beendete den Handelstag um 3,23 Prozent höher bei 8’493,04 Punkten, am Vortag hatte der Leitindex noch ein Jahrestief bei 7’650 Punkten erreicht. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, legte um 2,13 Prozent auf 1’220,95 Punkte zu und der breite SPI gewann 2,95 Prozent auf 10’325,80 Zähler. Von den 30 gewichtigsten Titeln schlossen 18 im Plus und 12 im Minus.
Mit starken Aufschlägen gingen Swisscom (+9,7%) aus dem Handel. Die Aktien des Telekomkonzerns waren bei den Anlegern ebenso wie Aktien weiterer europäischer Telekomunternehmen gesucht. Deutlichere Kursaufschläge gab es auch für die Aktien des Chemiekonzerns Sika (+5,9%) oder des Logistikers Kühne+Nagel (+4,5%).
Gestützt wurde der Markt aber vor allem von Aufschlägen der defensiven Schwergewichte Nestlé (+4,3%) und Novartis (+5,3%). Die Genussscheine des Pharma-Schwergewichts Roche (+2,2%) zeigten sich nach dem klaren Anstieg des Vortags wieder volatiler, beendeten den Tag aber ebenfalls klar fester.
Zulegen konnten auch die gebeutelten Titel des Uhrenkonzerns Swatch und des Konkurrenten Richemont (beide +3,6%). Für die Analysten von Kepler Cheuvreux sind die derzeit tiefen Bewertungen für die Luxusgüter-Titel gute Einstiegsmöglichkeiten, auch wenn die Kurse kurzfristig noch nach weiter unten gehen könnten. Für Swatch bleiben sie deshalb bei ihrer Kaufempfehlung.
Die Finanztitel präsentierten sich uneinheitlich. Die Grossbankenwerte UBS (+4,1%) sowie CS (+2,9%) konnten nach dem weiteren Absacker vom Montag nun wieder etwas Boden gut machen. Schwächer schlossen dagegen die Titel der Privatbank Julius Bär (-2,6%) und vor allem des Vermögensverwalters Partners Group (-7,2%). Der Spezialist für Risikokapitalanlagen konnte zwar einen erfreulichen Jahresabschluss 2019 präsentieren. Wegen der aktuellen Unsicherheiten verzichtete er aber auf einen Ausblick.
Bei den Versicherungswerten schlossen Zurich (+3,0%) im Plus während Swiss Re (-3,0%) und Swiss Life (-2,8%) Abgaben erlitten. Die Anleger schienen aus Angst vor einer anhaltenden Baisse an den weltweiten Finanzmärkten und einer tiefgreifenden Rezession bei Versicherungsaktien lieber Abstand zu halten, hiess es im Markt. Bei Swiss Re werde zudem eine Zurückstellung des geplanten Aktienrückkaufprogramms befürchtet.
Sonova (-7,9%) setzten ihren Sinkflug vom Vortag fort. Der Hörgerätespezialist hatte am Montag angekündigt, sein Aktienrückkaufprogramm auszusetzen. Am Markt wurde zudem auf die Schwäche bei europäischen Medizinaltechnikwerten verwiesen.
Die heftigsten Abgaben im SMI/SLI erlitten die Titel des Pharmakonzerns Vifor (-11,2%). Grossaktionär Remo Stoffel gab bekannt, dass er zwei Millionen Aktien verkauft hatte. Händler befürchteten nun, dass weitere Verkäufe folgen könnten, hiess es im Markt.
Am breiten Markt gab es einen Kurssprung für die Swissquote-Aktien (+18,1%). Die Online-Bank vermeldete anlässlich der Bilanzvorlage einen starken Kundenzustrom und ausserordentlich hohe Handelsvolumen wegen der hohen Volatilität an den Finanzmärkten. Der CEO bekräftigte zudem das längerfristige Gewinnziel. Starke Gewinne gab es auch für Vetropack (+19,7%) nach guten Zahlen des Glasverpackungsherstellers.
Heftige Abgaben gab es dagegen für die Titel des Maschinenbauers Schlatter (-21,9%) nach einem rückläufigen Jahresergebnis 2019 und einem negativen Ausblick. Dufry (-22,4%) setzten ihre Abwärtsspirale fort. (awp/mc/ps)