Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag mit moderaten Verlusten beendet. Anfänglich hatte der Leitindex SMI zwar noch klar zugelegt, verlor dann jedoch an Schwung. Nach den Avancen im frühen Handel seien Anschlusskäufe ausgeblieben und die Kurse entsprechend abgebröckelt, sagte ein Händler. Im Markt war von eher geringen Volumen und einem insgesamt zurückhaltenden Tag die Rede, wobei weiterhin die schwindenden Zinssenkungsphantasien ins Feld geführt wurden. Auch die am späteren Nachmittag veröffentlichten US-Konjunkturzahlen liessen keine schnellen Zinssenkungen erwarten.
So ist das Konsumklima der Uni Michigan im Januar viel stärker ausgefallen als erwartet. Das untermauere damit den Eindruck einer weiterhin recht stabilen US-Konjunktur. Für die Aktienmärkte sei dies kein gutes Zeichen, da die Zinssenkungsphantasie der Hauptgrund für das Rally in den Wochen vor Weihnachten gewesen sei, hiess es. Im Augenblick würden nur noch 54 Prozent der befragten Marktteilnehmer mit einer Zinssenkung an der Fed-Sitzung vom 20. März rechnen, noch vor vier Wochen seien es 77 Prozent gewesen. «Das Risiko fallender Kurse ist damit aktuell höher einzuschätzen als die Chance auf eine Fortsetzung des Höhenflugs», meinte ein weiterer Marktbeobachter.
Der Leitindex SMI schloss 0,32 Prozent tiefer auf 11’150,52 Punkten, die Schwankungen im Tagesverlauf waren gering. Im Wochenvergleich entspricht das einem Minus von 0,7 Prozent. Der 30 Titel umfassende SLI-Index verlor ebenfalls 0,32 Prozent auf 1760,96 und der breite SPI 0,33 Prozent auf 14’520,58 Zähler. Unter den 30 Blue Chips war das Verhältnis zwischen Gewinnern und Verlierern ziemlich ausgeglichen.
Deutlich unter Druck standen den ganzen Tag ABB (-3,6%). Hintergrund war, dass der US-Kongress die Aktivitäten des Elektrotechnikkonzerns in China überprüft, wobei die Untersuchung im Zusammenhang mit möglicher Spionage und Sicherheitsbedrohungen steht. Man prüfe den Brief und wolle eine «angemessene Antwort» geben, hiess es vom Unternehmen auf Anfrage. Die Vontobel-Analysten eilten den schwachen Aktien in einem Kommentar zwar zu Hilfe. Doch solche Nachrichten lösten bei Anlegern stets Unbehagen aus, sagte ein Händler.
Nach freundlichem Start Immer stärker unter Druck gerieten derweil Sandoz (-3,0%) und waren damit zweitschwächster Bluechip. Fundamentale Erklärungen dazu waren im Handel nicht zu hören. Seit dem Börsenstart im Oktober sei die Kursentwicklung für einen eigentlich defensiven Titel immer recht volatil, heisst es jeweils. Schwach waren auch Kühne+Nagel (-2,2%), wobei hier immer wieder die Entwicklungen der Seefrachtpreise im Roten Meer wegen der Huthi-Anschläge diskutiert werden.
Unter den grössten Verlierern bei den Blue Chips waren ausserdem UBS (-2,0%) zu finden. Hier war von einer Herabstufung auf ‹Neutral› durch die Analysten von Autonomous Research die Rede. Meldungen über weitere Abbaumassnahmen im Investmentbanking dürften auch mitgespielt haben.
Lonza (-0,7%) verloren ebenfalls etwas überdurchschnittlich. Händler führten dies auf Ergebnisängste zurück, da der Pharmaauftragsfertiger kommende Woche seine Jahreszahlen präsentieren wird.
An der Spitze der 30 Top-Titel standen zum Schluss eher defensive Titel. So waren etwa Swisscom (+0,9%) mit grösster Gewinner, womit der Telekom-Titel nach einem schwachen Vorjahr wieder einige Lebenszeichen von sich gibt. Auch die beiden Versicherer Zurich (+0,9%) und Swiss Re (+0,8%) waren gesucht.
Zudem setzte Novartis (+0,7%) seinen guten Lauf seit Jahresbeginn fort. Der Pharmakonzern hat heute neue Daten zu Radioligand-Therapie Lutathera vorgeführt.
Auf den hinteren Reihen fielen vor allem Implenia (+14%) mit starken Avancen auf, nachdem die UBS die Aktien des Baukonzerns mit dem Rating «Buy» eingestuft hat. Dies habe in dem doch eher engen Markt aggressive Käufe ausgelöst, meinte ein Händler.
Temenos (+2,6%) profitieren von guten Vorabzahlen, während Zehnder (-4,0%) und SFS (-1,7%) deswegen verkauft wurden. Basilea (+2,6%) gewannen dank positiven Nachrichten an Wert. Das Pilzmittel Cresemba verkauft sich so gut, dass das Biotechunternehmen eine Umsatzmeilensteinzahlung erhält. (awp/mc/pg)