CH-Schluss: SMI legt 1,8% auf 8711 Punkte zu
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag euphorisch auf die Resultate des ersten Durchgangs der Präsidentschaftswahlen in Frankreich reagiert. Der SMI als Leitindex startete den Tag bereits deutlich im Plus und baute die Gewinne bis zum Mittag bis über die Marke von 8700 Punkten aus; mit der Schlussauktion kam es gar noch zu einem neuen Jahreshoch. Getragen wurde die Aufwärtsbewegung vor allem von den Grossbanken und einigen Zyklikern, die in der Hoffnung auf eine Wahl des wirtschaftsfreundlichen Emmanuel Macron in zwei Wochen kräftig zulegten.
Mit dem Duell zwischen den beiden Kandidaten Macron und Marine Le Pen werde die Präsidentenwahl in Frankreich nun zu einem Plebiszit für oder gegen die EU bzw. den Euro, lautete das Fazit vieler Beobachter. Da dem europafreundlichen Kandidaten Macron die deutlich besseren Wahlchancen zugerechnet würden, hätten die Aktienmärkte und auch der Euro mit einem Kurssprung reagiert, hiess es. Aufgrund seiner defensiven Ausrichtung blieb der hiesige Markt allerdings hinter den Indizes anderer Märkte wie etwa Frankreich oder Deutschland klar zurück.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss den Tag 1,84% höher auf 8’711,32 Punkten und damit im Bereich eines neuen Jahreshochs. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gewann gar 2,01% auf 1’393,14 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,74% auf 9’814,54 Stellen.
Von den 30 wichtigsten Titeln im SMI/SLI schlossen bis auf einen alle im Plus. Die Volatilität ging entsprechend der Erleichterung im Markt stark zurück, wobei das «Angstbarometer» VSMI um über einen Viertel einbrach. Auch der Euro erhielt gewaltig Auftrieb und stieg zum Schweizer Franken über die Marke von 1,08 (bei Börsenschluss 1,0815). Daneben stiegen auch die Zinsen deutlich an: die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen rentierte bei -0,19% nach -0,27% noch am Freitag.
Grösste Gewinner unter den Blue Chips waren den ganzen Tag die beiden Grossbanken UBS (+5,0%) und Credit Suisse (+4,3%). Nebst der Aussicht auf ein stabileres politisches Umfeld in Europa böten dem Finanzsektor derzeit auch die Pläne Donald Trumps zum Abbau der US-Bankenregulierung Rückenwind, hiess es im Markt. Zudem stuften die Analysten von Kepler den europäischen Bankensektor hoch, wobei sie die Aktien der CS im Vorfeld der für den Mittwoch angesagten Quartalszahlen bzw. der mit Spannung erwarteten Generalversammlung vom Freitag auf der «Sector Most Preferred»-Liste beliessen.
Bei den Zyklikern rückten die Papiere von Adecco (+3,6%) am stärksten vor. Der Personaldienstleister verfügt bekanntlich in Frankreich über eine grosse Marktpräsenz. Stark gesucht waren auch die meist volatilen Aryzta (+4,0%) und weitere Zykliker wie Geberit (+2,9%), Clariant (+2,9%), Schindler (+2,6%) oder ABB (+2,6%). Schindler und Clariant diese Woche noch ihr Erstquartalsergebnis präsentieren.
Die defensiven Pharmaschwergewichte hinkten der sehr guten Börsenentwicklung hinterher. Novartis legten um 1,1% zu, bei Roche GS waren es +1,3%. Nestlé (+2,1%) gewannen mit einer leichten Kurszielerhöhung nach den Zahlen von letzter Woche dagegen stärker als der Markt.
Zu reden gab der Zementkonzern LafargeHolcim, wobei die Aktie mit -0,6% am Schluss einziger Verlierer war. CEO Eric Olson wird mit Blick auf die Syrien-Affäre im Sommer zurücktreten. Der Verwaltungsrat legte Olsen nach eingehender Prüfung zwar kein Fehlverhalten zur Last, doch wolle man mit dem Schritt Ruhe in das Unternehmen bringen, hiess es. Analysten sahen den Abgang des Managers als einen Rückschlag für den Konzern. Mitarbeitenden in Syrien wird vorgeworfen, mit «bewaffneten Gruppierungen und sanktionierten Parteien» Vereinbarungen getroffen zu haben.
Syngenta (+0,2%) machte am Montag die Angaben zum ersten Quartal und musste dabei einen leichten Umsatzrückgang hinnehmen. Vielmehr interessierte aber der Stand der Übernahme durch Chemchina. CEO Erik Fyrwald zeigte sich diesbezüglich zuversichtlich, dass der Deal noch im Mai über die Bühne gehen wird. Bei Actelion (+0,1%) ist die Übernahme schon fast in trockenen Tüchern: Der US-Konzern J&J hält mehr als 90% am Baselbieter Biotechunternehmen, wie er am Morgen mitteilte.
Im breiten Markt gewannen GLKB (+1,7%) nach Quartalszahlen mit dem Markt. Klar stärker als der Markt legten derweil u.a. Villars (+5,1%), New Venturetec (+4,4%) oder Vetropack (+3,7%) zu. (awp/mc/pg)