Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag mit einem leichten Plus geschlossen. Die defensiven Schwergewichte verhinderten grössere Gewinne. Die Marktteilnehmer mussten verzögert am Ostermontag an der Wall Street und am Dienstag in Europa auf den am Karfreitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktbericht reagieren. Trotz einer weiter rückläufigen Arbeitslosenquote und leicht gestiegenen Stundenlöhnen sei von einer neuerlichen Zinsangst keine Rede gewesen, kommentierte ein Analyst. Allerdings könnte das Zinsgespenst bereits am (morgigen) Mittwoch auf die Börsenbühne zurückkehren.
Dann stehen die US-Inflationsdaten auf der Agenda. Im Augenblick gehen die Marktteilnehmer von einer weiter fallenden Teuerung aus. Die Daten könnten dem Fed jedoch die nötige Munition für eine weitere Zinserhöhung (um einen Viertel Prozentpunkt) im Mai geben. Die Hoffnung sei es jedoch, dass dies dann die letzte Erhöhung im laufenden Zyklus sein werde. Weitere Hinweise für die Geldpolitik könnte das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank am Abend liefern.
Der SMI schloss am Dienstag 0,31 Prozent höher bei 11’265,30 Punkten. In der vergangenen Woche verkürzten Woche hatte der Leitindex bis Donnerstagabend 1,1 Prozent zugelegt, seit Anfang Jahr steht er rund 5 Prozent im Plus. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Einzelwerte stärker gekappt ist, gewann 0,48 Prozent auf 1765,02 und der breite SPI 0,38 Prozent auf 14’704,35 Zähler. Im SLI standen sich 22 Gewinner und acht Verlierer gegenüber.
Händler sprachen am Dienstag von einer Sektorrotation: Während Zykliker und Finanzwerte gesucht waren, konsolidierten defensive Werte die jüngsten Gewinne. Gefragt seien vor allem zyklische Werte gewesen, die zuletzt etwas unter die Räder gekommen waren, sagte ein Händler.
So standen die baunahen Sika (+2,6%) nach verteidigenden Kommentaren aus verschiedenen Bankenhäusern an der SMI-Spitze. Aber auch ABB (+2,6%), Holcim (+1,7%) und Geberit (+1,4%) legten klar zu.
Unter den Gewinnern fanden sich zudem auch die beiden Grossbankentitel UBS (+1,1%) und CS (+0,9%). Derzeit befasst sich das Schweizer Parlament noch bis Donnerstag in einer ausserordentlichen Session mit dem CS-Debakel. Der Ständerat stellte sich am Dienstag nach einer lebhaften Debatte hinter die Verpflichtungen des Bundes von 109 Milliarden Franken im Zusammenhang mit der Übernahme der CS durch die UBS.
Für Gesprächsstoff am Markt sorgten auch Kühne+Nagel (+0,7%): Zum einen äusserten sich verschiedene Bankhäuser positiv über den Logistiker. Zum anderen könnten die Titel möglicherweise in den SMI aufgenommen werden. Vergangenen Freitag hat die Börsenbetreiberin SIX die neuste Rangliste per Ende März publiziert. Gemäss dieser hätten die Aktien von Kühne+Nagel gute Chancen, die der CS nach der Übernahme durch die UBS im prestigeträchtigen Leitindex zu beerben.
Dagegen standen mit Roche, Novartis und Nestlé (je -0,3%) gleich alle drei Schwergewichte auf den Verkaufslisten. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem die Papiere den Markt zuletzt angeschoben hätten.
Weitere eher defensive Werte wurden ebenfalls aus den Depots gekippt: wie Alcon (-1,7%) oder Givaudan (-0,8%). Givaudan veröffentlicht am Donnerstag den Quartalsbericht. Auch die Techtitel Temenos (-1,5%) und Logitech (-1,2%) büssten klar an Terrain ein.
Straumann (+0,1% oder +0,15 Fr.) legten derweil trotz Dividendenabgang von 0,80 Franken je Aktie etwas zu. Auch in der zweiten Reihe wurde die Ausschüttung bei den Anteilen von PSP (-4,6%), SF Urban (-3,3%) und Fundamenta Real Estate (-2,7%) fällig.
Zu den Gewinnern am breiten Markt zählten hingegen ebenfalls baunahe Titel wie Swiss Steel (+4,9%), Interroll (+4,3%) oder Arbonia (+3,7%). (awp/mc/ps)