Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag etwas tiefer geschlossen. Am Nachmittag sorgten Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Lieferung von Erdgas für Unsicherheit an den Finanzmärkten. Putin hat mit Wirkung zum 1. April angeordnet, dass westliche Staaten Konten bei der Gazprombank eröffnen müssen, um weiter russisches Gas zu erhalten. Andernfalls würden die Lieferungen für die «unfreundlichen» Länder eingestellt, sagte der Kremlchef im russischen Staatsfernsehen.
«Wir sahen ein regelrechtes Headline Trading», sagte ein Händler. Reagiert werde nur auf Neuigkeiten zum Ukraine-Krieg oder von den Zentralbanken – sonst sei es ruhig. Ansonsten blieben die Anleger auf Richtungssuche. Schwindende Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Kriegs in der Ukraine liessen viele Investoren an der Seitenlinie stehen bleiben, hiess es im Handel. Mit den recht moderaten Verlusten ist das das sehr schwankungsreiche erste Quartal relativ ruhig zu Ende gegangen. Insgesamt gab der SMI seit Anfang Jahr gut 5 Prozent nach.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,67 Prozent tiefer auf 12’161,53 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,78 Prozent auf 1924,33 und der breite SPI 0,76 Prozent auf 15’538,57 Zähler ein. Im SLI kamen auf 25 Verlierer nur 5 Gewinner.
Ganz weit vorne hielten sich die Aktien der Grossbank UBS mit plus 0,7 Prozent auf 18,15 Franken. Nach Ansicht von Goldman Sachs birgt die Aktie ein erhebliches Potenzial. Die US-Grossbank empfiehlt UBS mit einem Kursziel von 27,90 Franken zum Kauf. Zwar erhöht Goldman Sachs auch für CS (-2,5% auf 7,34 Fr.) das Kursziel auf 10,10 Franken, das Rating lautet aber lediglich «Neutral».
Zu den wenigen Gewinnern zählte mit Partners Group (+1,0%) ein weiterer Finanzwert. Fester waren mit Sonova (+1,2%), Sika (+0,6%) und Lonza (+0,3%) eine Handvoll Werte, die am Vortag nachgegeben hatten.
Auf der anderen Seite verloren Temenos satte 6,4 Prozent auf 89 Franken. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen. Der Titel war bis am 7. März auf 72 Franken abgestürzt und hat seitdem wieder mächtig Boden gutgemacht. Zudem hat die Credit Suisse hier das Kursziel auf 87 Franken gesenkt.
Andere Technologiewerte wie AMS Osram (-2,4%) und Logitech (-2,7%) standen ebenfalls auf den Verkaufszetteln. Die Gruppe wurde von den VAT-Anteilen komplettiert, die im Index SLI mit einem Kursverlust von 1,4 Prozent debütierten. VAT ersetzten Vifor, die übernommen wurden. Die Aufnahme in einen wichtigen Index generiert üblicherweise steigende Nachfrage und damit auch anziehende Kurse, hiess es am Markt.
Gewinnmitnahmen machten auch den Anteilen von Kühne + Nagel (-2,6%) zu schaffen, nachdem sich der Kurs inzwischen vom Jahrestief wieder ebenfalls klar erholt hatte.
Die Anteile von SGS fielen um 4,7 Prozent oder 128 Franken. Die Titel des Inspektionskonzerns wurden allerdings ex-Dividende von 80 Franken gehandelt.
Bei den Schwergewichten hielten sich Nestlé (-0,3%) etwas besser als die Pharmawerte Roche (-1,2%) und Novartis (-0,5%). Damit wirkte sich die Zulassung des Augenmittel Beovu in der EU nicht auf den Aktienkurs von Novartis aus.
Am breiten Markt standen Burkhalter und Poenina im Fokus. Sie gewannen 4,8 bzw. 2,4 Prozent. Die beiden Haustechnikspezialisten wollen sich – wie erwartet – zusammenschliessen.
Kräftig im Aufwind waren die Aktien von Schlatter (+8,3%). Das Schweisstechnikunternehmen ist 2021 in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.
Weiter unter Druck standen GAM Holding (-3,4%). Der Asset Manager hatte am Vortag über einen weiteren Vermögensabfluss informiert. Für Montana Aerospace ging es Vorfeld der Ergebnispublikation um 2,2 Prozent nach unten. Analysten rechnen mit einem Verlust im Bereich von 30 bis 42 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2021. (awp/mc/ps)