Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag zu einem Erholungsversuch angesetzt, musste jedoch einen Grossteil seiner Gewinne im späten Handel wieder hergeben. Die hiesigen Indizes folgten damit dem Dow Jones Industrial an der Wall Street. Dieser hat nach einem ebenfalls freundlichen Start nach unten gedreht. Zuvor waren in den USA eher enttäuschende Konjunkturdaten zum Häusermarkt publiziert worden.
Für das Thema Brexit gibt es weiterhin keinen Fahrplan. Derweil will die britische Premierministerin Theresa May am (morgigen) Freitag erneut über ihren bereits zwei Mal im Parlament abgeschmetterten Deal zum EU-Austritt abstimmen lassen. Neben dem Brexit-Chaos standen am Berichtstag stehen bevorstehende neue Gespräche zwischen den USA und China im Handelsstreit im Fokus.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,16 Prozent höher bei 9’405,93 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,11 Prozent auf 1’434,85 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,19 Prozent auf 11’161,60 Punkte. Im SLI kamen auf 17 Gewinner 11 Verlierer; zwei schlossen unverändert.
Wichtig für den Markt war auch die Lage am Devisenmarkt, erklärten Händler. Das Euro/Franken-Paar konnte die zwischenzeitlich zurückeroberte Marke von 1,12 nicht dauerhaft halten.
Bei den Blue Chips zogen allen voran Logitech (+2,0%), Temenos (+1,8%) und AMS (+1,1%) an. Sie erholten sich damit von den Vortagesverlusten. Der deutsche Chiphersteller Infineon hatte zur Wochenmitte mit einer Gewinnwarnung die Branche belastet.
Derweil setzen die Aktien von Lonza (+2,0%) und Adecco (+0,9%) ihre gute Entwicklung vom Vortag fort. Sika (-0,1%) und Clariant (+0,2%) hingegen gaben ihre Tagesgewinne preis. Bei Clariant wurde im Handel die Mehrheitsübernahme beim Grossaktionär Sabic durch den weltgrössten Ölkonzern Saudi Aramco diskutiert.
Bei LafargeHolcim (+0,3%) verwiesen Marktteilnehmer auf Spekulationen, wonach der Zementhersteller beim Verkauf des Philippinen-Geschäfts gut vorankommt.
Von den drei Schwergewichten stützten insbesondere Novartis (+1,0%) den Gesamtmarkt. Für den Pharmakonzern hat Société Générale das Kursziel leicht erhöht und die Kaufempfehlung bestätigt. Roche (unverändert) und Nestlé (-0,1%) hielten nicht mit. Dafür schnitten mit Swisscom (+0,3%) und Givaudan (+0,4%) zwei andere Papiere aus dem Kreis der defensiven Aktien etwas besser als der Gesamtmarkt ab.
Julius Bär waren dagegen das Schlusslicht mit einem Kursabschlag von 2,1 Prozent. Auch die Aktien von Credit Suisse (-0,7%) und UBS (-0,5%) hinkten dem Markt hinterher. Gerade die Bankaktien reagieren sehr sensibel auf die Entwicklung der Renditen in den USA. Dort waren zuletzt die Renditen kurzlaufender Papiere höher als die der wichtigen zehnjährigen Treasuries.
Schindler schlossen 2,7 Prozent tiefer; die Papiere wurden aber ex-Dividende gehandelt. Aber auch den Dividendenabschlag von 4 Franken ausgeklammert hätten die Aktien des Liftbauers Terrain eingebüsst.
Die grössten Ausschläge gab es einmal mehr in den hinteren Reihen. Die Jungfraubahnen (+3,6%) etwa überzeugten die Anleger mit einem Rekordgewinn und einer höheren Dividende.
Meyer Burger (-5,7% auf 0,64 Franken) standen hingegen unter Druck. Der neue Partner Solarzulieferers, die britische Oxford PV, hat seine gerade erst vor einer Woche erhaltenen Aktien im Markt platziert. Die Titel wurden laut Händlern zu einem Kurs von 0,60 Franken ausserbörslich abgestossen. Ein Händler bezeichnete die Aktion als Misstrauensvotum der Firma gegenüber ihrem grössten Aktionär. (awp/mc/ps)