Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag erneut leicht im Minus geschlossen. Nach einem positiven Start in den Handelstag markierte der Leitindex SMI am Vormittag sogar noch ein neues Jahreshoch knapp unterhalb der Marke von 9’200 Punkten, am Nachmittag bröckelten die Gewinne aber wieder ab. Trotz des hohen Kursniveaus sei die Nachfrage nach Aktien weiter intakt, hiess es am Markt. Insbesondere weil es derzeit kaum andere rentierende Anlagemöglichkeiten gebe.
Im Blickfeld bleibt auch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die am kommenden Donnerstag ihre Sitzung abhält. Die schwachen Teuerungszahlen im Gefolge der sinkenden Energiepreise könnten die Zentralbank zu einer weiteren Lockerung bewegen, meinte ein Analyst. Die meisten Ökonomen erwarten, dass die EZB im kommenden Jahr zu weiteren Staatsanleihenkäufen greifen wird.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,08% tiefer auf 9’138,56 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte dagegen 0,08% auf 1’350,42 Punkte zu, während der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,06% auf 8’979,13 Punkte nachgab. Von den 30 wichtigsten Aktien beendeten 17 die Sitzung im Plus, elf im Minus und zwei unverändert.
Einen freundlichen Tag erlebten am Dienstag am Schweizer Markt vor allem die Finanzwerte. Bei den Bankentiteln fielen dabei CS (+1,0%) mit klaren Gewinnen auf. Aber auch UBS und Julius Bär (je +0,8%) konnten deutlich zulegen. Insgesamt hätten sich die zuletzt überraschend starken Quartalsergebnisse der Banken bisher noch wenig bis gar nicht in den Gewinnschätzungen niedergeschlagen, meinte ein Marktbeobachter. Das Citigroup-Aktienresearch hat zudem die UBS-Aktien auf ihre «Focus List Europe» gesetzt.
Auch Versicherungstitel notierten fester, so Swiss Re (+0,8%), Swiss Life (+0,3) und Zurich (+0,2%). Bei den Zyklikern konnten vor allem Schindler (+1,1%), Kühne+Nagel (+0,8%) und Givaudan (+0,4%) zulegen.
Bei den Börsen-Schwergewichten konnten vor allem Roche (+0,2%) stützen. Nestlé schlossen unverändert, nachdem die Titel im Tagesverlauf neue Allzeithochs erreicht hatten. Am Markt wurde auf eine anhaltende Nachfrage von ausländischen Grossinvestoren berichtet. Mit deutlichen Abgaben lasteten dagegen Novartis (-1,0%) auf den Indizes. Die Pharma-Titel verzeichnen mit einem Plus von rund 30% seit Jahresbeginn allerdings weiterhin den besseren Lauf als diejenigen der Basler Konkurrentin Roche.
Fester schlossen auch Swisscom (+0,5%). Das Telekom- und Medienunternehmen hat am Dienstag nun auch ein Konkurrenzangebot in der Schweiz zum US-Medienkonzern Netflix bekanntgegeben. Die volatilen Transocean (+0,2%) schlossen nach dem rasanten Sinkflug der letzten Tage wieder leicht im Plus.
Die Titel des Backwarenkonzerns Aryzta (-0,5%) schlossen tiefer, obwohl das Unternehmen mit seinen vorbörslich vorgelegten Umsatzzahlen zum ersten Quartal seines Geschäftsjahres die Schätzungen der Analysten ziemlich genau erreicht hatte. Zu den Verlierern gehörten etwa auch die Luxusgüterwerte von Swatch (-0,3%) und Richemont (0,1%).
Die stärksten Verluste im SMI erlitten Syngenta (-1,4%). Im Handel wurde dies mit einer Studie des JP-Morgan-Aktienresearch in Zusammenhang gebracht, in welcher die Analysten US-Bank eine frühere Verkaufsempfehlung für die Titel des Agrounternehmens bekräftigten.
Am breiten Markt schlossen Meyer Burger 5,0% im Minus, womit die Titel bereits den vierten Handelstag in Folge gesunken sind. Jüngster Auslöser dürfte eine Gewinnwarnung beim deutschen Solarzulieferer SMA Solar gewesen sein; an den Vortagen hatten bereits Nachrichten aus der heimischen Solarindustrie belastet.
Rieter (+0,8%) legten zu. Der Auftragseingang im zweiten Halbjahr sei zwar etwas schwächer als im ersten, sagte Rieter-CEO Norbert Klapper im Interview mit AWP. Es gebe allerdings keine Stornierungen «über das übliche Mass hinaus». Auch PSP (+0,2%) schlossen leicht im Plus. CEO Luciano Gabriel rechnet im Mietgeschäft in der mittleren Frist mit einem stabilen Bedarf, wie er gegenüber AWP sagte.
Deutliche Kursgewinne verzeichneten die Titel der VP Bank (+7,6%), die in Liechtenstein die Centrum Bank übernimmt. Einen Kurssprung vollführten zudem AFG (+17,9%). Beim Ostschweizer Bauausrüster endet die Ära des bisherigen Hauptaktionärs Edgar Oehler, neuer starker Mann ist der Industrielle Michael Pieper. (awp/mc/upd/ps)