CH-Schluss: SMI taucht 1,1% auf 8460 Punkte

Boerse

Zürich – Schwache Konjunkturdaten aus den USA haben am Donnerstag die Talfahrt am Schweizer Aktienmarkt beschleunigt. Nach einem leicht freundlichen Beginn knickte der Leitindex SMI noch am Vormittag ein und baute danach die Verluste bis Börsenschluss sukzessive aus. Die Konjunkturneuigkeiten aus Amerika schickten die Stimmung der Anleger in den Keller.

So hat sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Juni überraschend deutlich eingetrübt. Auch die Hauspreise im April sowie der Sammelindex der wirtschaftlichen Frühindikatoren im Mai waren schwächer als erwartet. Zudem verunsicherte der Handelskonflikt zwischen China und den USA weiterhin die Anleger und trieb sie in die als sicher geltenden Staatspapiere. Damit ist das Zwischenhoch des Vortages wieder verpufft.

Der Swiss Market Index (SMI) tauchte zum Handelsschluss um 1,14 Prozent auf 8’459,93 Punkte. Das Börsenbarometer fiel erneut unter die Marke von 8’500 Zählern, die es am Vortag überschritten hatte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) sackte um 1,2 Prozent auf 1’407,32 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,08 Prozent auf 10’163,72 Punkte. Von den 30 Aktien im SMI/SLI schlossen alle im Minus.

Die internationalen Handelsspannungen seien weiter das zentrale Thema, sagte ein Analyst. Der Druck auf den Markt und die Verunsicherung an der Börse werde immer grösser, so ein Händler. Derzeit seien die Handelsvolumina noch mässig. Wenn die mal anschwellen würden, dürfte es seiner Meinung nach unberechenbar werden.

Die Lage an der Börse sei seit Tagen die selbe. Solange es keine Unternehmenszahlen gebe, würden der Handelskrieg und Konjunkturdaten das Geschehen bestimmen. «Der Markt hat sich unheimlich lange gut gehalten und hat vieles verziehen. Aber wenn das Vertrauen mal angeknackst ist, dann geht es nach unten», sagte ein Händler.

An der Spitze der Verlierer stand der Tiefkühlbackwarenhersteller Aryzta mit einem Minus von 3 Prozent. Gleich dahinter kam der Uhrenhersteller Swatch (-2,5%), während Branchennachbar Richemont 1,9 Prozent einbüsste. Beide Luxusgüterhersteller konnten nicht von den starken Uhrenexporten im Mai profitieren, die um über 5 Prozent gestiegen waren. Offenbar ist die Sorge der Anleger um den wichtigsten Absatzmarkt China grösser, der unter einem Handelskrieg mit den USA leiden würde.

Die Titel von Swiss Re wurden ebenfalls gerupft (-1,9%), nachdem die Deutsche Bank ihre Kaufempfehlung auf «Halten» herabgestuft hatte. Die Analysten beurteilen den ganzen Sektor wegen des Preiseffekts vorsichtiger.

Die beiden Grossbanken CS (-1,8%) und UBS (-1,4%) mussten ebenfalls kräftig Federn lassen. Einerseits sah die Schweizerische Nationalbank (SNB) in ihrem jüngsten Stabilitätsbericht trotz einer verbesserten Kapitalisierung weiteren Handlungsbedarf. Andererseits seien in ganz Europa Bankaktien schwach, sagten Händler.

Auch den konjunktursensitiven Aktien blies der Gegenwind stark ins Gesicht. Dazu zählten insbesondere die Titel von Sika (-2,4%), ABB (-1,9%) und LafargeHolcim (-1,5%), die unter den Ängsten litten, dass ein Handelskrieg die globale Wirtschaft nach unten ziehen könnte.

Unter einer Hiobsbotschaft aus Deutschland litten die hiesigen Zulieferer der Autoindustrie. Autoneum verloren 1,1 Prozent, Feintool 2,3 Prozent und Georg Fischer 2,9 Prozent. Der Nobelautohersteller Daimler hat wegen des Handelsstreit eine Gewinnwarnung herausgegeben und damit die Anleger geschockt.

Besser hielten sich die defensiven Werte Roche (-0,4%) und Novartis (-0,8%). Am Markt gab es Spekulationen um ein Interesse des Pharmakonzerns am US-Biopharmaunternehmen Tesaro. Einem Analysten zufolge würden die Tesaro-Mittel gut in das Portfolio von Roche passen. Das dritte Börsenschwergewicht Nestlé knickte indes deutlicher um 1,3 Prozent ein.

Im breiten Markt sackten Tornos (-6,3%) und Meyer Burger (-6,1%) ab. Händler verwiesen bei Meyer Burger auf die tiefere Beteiligung von Henderson Global. Dies gebe Anlass zur Sorge, dass der britische Investor seinen Anteil weiter senken könnte. Zudem könnte der Solarindustriezulieferer auch unter einem Handelskrieg leiden, da China ein wichtiger Markt sei, sagte ein Experte. (awp/mc/pg)

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