CH-Schluss: Deutlich fester
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag deutlich fester geschlossen. Ab Mitte Nachmittag hatte der Markt Unterstützung von der Europäischen Zentralbank (EZB) und von Konjunkturdaten aus den USA erhalten. Das neue, zweite Anleihekaufprogramm belebte nach anfänglichem Zögern der Akteure die Märkte, und die US-Makrodaten weckten Konjunkturhoffnungen, hiess es unter Marktbeobachtern. Zuvor hatten die Börsen auf den von der EZB unverändert belassenen Leitzinssatz trotz Senkungshoffnungen kaum reagiert.
Das neue Anleihekaufprogramm für bis zu dreijährige Bonds schwächelnder Euro-Länder soll Äusserungen von EZB-Präsident Mario Draghi zufolge ein unbegrenztes Volumen haben – im Gegensatz zu dem bisherigen, von ihm als begrenzt bezeichneten, ersten Programm. Der Markt habe von EZB-Chef Mario Draghi alles bekommen, was er sich gewünscht habe, kommentierte ein Händler. Auch wenn die Einzelheiten nach den am Vortag durchgesickerten Informationen nicht mehr überrascht hätten, sei dies ein grosser Schritt nach vorn. Zudem rechnen Ökonomen beim morgigen US-Arbeitsmarktbericht nicht mit einer Enttäuschung, nachdem die Beschäftigung des Privatsektors im August deutlich stärker als erwartet gestiegen und die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche unerwartet stark gesunken war.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 1,60% oder knapp 103 Stellen höher auf 6’527,87 Punkten. Damit lag der Leitindex leicht unter dem Tageshoch bei knapp 6’533 Zählern. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,99% auf 970,43 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 1,57% auf 6’028,21 Zähler.
Durch das EZB-Anleihekaufprogramm und die US-Makrodaten wurden vor allem Bankvaloren und konjunktursensitive Titel begünstigt. Angesichts der dünnen Nachrichtenlage bei den Unternehmensnews sorgten auch Analystenkommentare für zusätzliche Impulse bei einzelnen Aktien.
Unter den SMI-/SLI-Titeln legten im Banksektor so CS (+5,0%) und UBS (+4,6%) markant zu und führten die Kursgewinner an. Die Grossbankaktien waren bereits am Vortag gesucht. Unter den Assekuranzwerten stachen Swiss Re (+2,0%) hervor. Händler versprechen sich insbesondere von dem am nächsten Montag stattfindenden Branchentreffen in Monte Carlo neue Impulse für die Aktien des Rückversicherers.
Konjunkturhoffnungen beflügelten auch die Aktien des Temporärarbeitskonzerns Adecco (+4,1%). Zusätzlich von einer Heraufstufung profitierten ABB (+4,0% auf 17,12 CHF). Für die Aktien des Technologiekonzerns hatte die UBS ihre Einstufung auf «Buy» von «Neutral» und das Kursziel deutlich auf 20,50 von 16,00 CHF angehoben.
Ebenfalls von einem Analystenkommentar gestützt wurden Sonova (+3,8%), obwohl die Papiere bereits am Mittwoch um 3,5% zugelegt hatten. Die Credit Suisse hatte ihr Kursziel um rund 10% erhöht und ihre Kaufempfehlung bestätigt. Für Clariant (+3,4%) schliesslich hatte JPMorgan das Kursziel erhöht, die Verkaufsempfehlung jedoch bekräftigt. Nobel Biocare (+0,7%) ist hingegen bei Barclays in Ungnade gefallen: «Underweight» hiess das Verdikt in einer Erstabdeckung.
Weitere grössere Kursgewinner waren die zyklischen Lonza (+3,0%) sowie Holcim und Kühne+Nagel (je +2,5%).
Unter den defensiven Titeln konnten einzig Roche (GS +1,7%) mit dem Markt mithalten. Das Roche-Management habe an der am Vortag in London abgehaltenen Investoren-Konferenz zu überzeugen vermocht, hiess es unter Marktbeobachtern. Novartis (+0,8%) und Nestlé (+0,7%) hinken hinterher, wie das bei den defensiven Titeln in seinem solchen Umfeld oft der Fall ist. Actelion (+0,6%) bilden das Tabellenende.
Auch aus dem breiten Markt gab es Unternehmensmeldungen. So hat u-Blox, der Hersteller von Halbleitern für GPS-Navigationssysteme, den Reingewinn im ersten Halbjahr um ein Fünftel gesteigert und die Umsatzprognose für das laufende Jahr erhöht. Die Valoren schlossen unverändert bei 43,00 CHF.
Die Handy-Software-Herstellerin Myriad (+0,8%) konnte wiederum eine Kooperation mit Facebook melden und hat eine Reihe asiatischer Mobilfunkbetreiber für die Social-Media-Anwendung «Myriad Update» gewonnen.
Coltene (+6,7%) profitierten von einer Ratingerhöhung auf «Outperform» von «Neutral» durch die Credit Suisse.
Die prozentual grössten Gewinne erzielten die konjunktursensitiven Schmolz+Bickenbach (+7,5%). Demgegenüber wurden die Titel der Mindset (-9,1%), die bekanntlich die Konkurseröffnung beantragt hat, weiter zurückgenommen. (awp/mc/pg)