Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Freitag mit höheren Kursen auf breiter Front beendet. Nach einem bereits freundlichen Start baute der SMI am kleinen Verfallstermin seine Gewinne im Tagesverlauf kontinuierlich aus und eroberte die am Vortag verlorene Marke von 9’000 Punkten zurück. In Marktkreisen wurden die Avancen als technische Gegenreaktion auf die hohen Verluste der beiden Vortage bezeichnet. Nach drei starken Wochen ist die Wochenbilanz dennoch wieder einmal negativ.
Trotz der technischen Erholung dominierten auch zum Wochenende die kritischen Kommentare im Zusammenhang mit der US-Politik. Die täglichen Meldungen über das Chaos im Weissen Haus würden Spuren in den Köpfen der Investoren hinterlassen, hiess es bei Händlern. Mit der zuletzt häufiger genannten Möglichkeit eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump wurde in Börsenkreisen auch bereits der Begriff «Trexit» kreiert. Gleichzeitig wurde aber auch darauf hingewiesen, dass dies lediglich Spekulationen seien.
Der Swiss Market Index (SMI) zog um 0,94% auf 9’022,51 Punkte an. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein Minus von 1,1%. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte 1,05% auf 1’420,2 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,00% auf 10’238,22 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen bis auf Adecco alle höher.
Adecco blieben also mit einem Abschlag von 1,4% einziger Verlierer. Es laste über dem ganzen Sektor Abgabedruck, sagte ein Händler und verwies auf die jüngsten Pläne von Google. Denn der Tech-Riese plant jetzt auch eine Suchmaschine für Jobs und will sich einen Teil des Jobmarkt-Kuchens schnappen, wie an der jährlichen Entwicklerkonferenz bekannt wurde.
Grösser waren die Ausschläge an der Tabellenspitze. So führten Dufry die Tabelle mit einem markanten Plus von 4,9% an. Für Auftrieb sorgte die Meldung, dass der Luxusgüterkonzern Richemont sich mit 5% an Dufry beteiligt hat. Während das Dufry-Management vorab über diesen Schritt informiert wurde, zeigten sich Analysten überrascht. Dufry war zuletzt wegen grösserer Verschiebungen im Aktionariat in die Schlagzeilen geraten. So hat der chinesische Mischkonzern HNA Group den Anteil in den vergangenen Wochen schrittweise bis auf knapp 21% ausgebaut. Einige Beobachter mutmassten, dass mit Hilfe von Richemont ein Abwehrdispositiv gegen HNA aufgebaut werden soll.
Richemont zogen derweil um 1,2% an. Einige Kommentatoren gingen hier davon aus, dass sich der Konzern eine strategische Beteiligung gekauft hat, um sich weltweit Vertriebskanäle auf den Flughäfen zu sichern. Es handle sich also um eine klassische «Türöffner-Beteiligung».
Mit einem starken Anstieg fielen auch die Aktien des Backwarenherstellers Aryzta (+4,2%) auf – dies nach der Bekanntgabe eines neuen CEO am Vorabend. Das Unternehmen hat mit Kevin Toland früher als erwartet einen Nachfolger für den im Sommer ausscheidenden CEO Owen Killian präsentiert. Analysten begrüssen die Nomination bei dem in Schwierigkeiten steckenden Unternehmen.
Deutlicher waren zudem die Aufschläge bei Sika (+2,2%), Lonza (+2,1%), Swatch (+1,8%) oder auch Vifor Pharma (+1,6%). Letztere profitierten von einer Zulassungsempfehlung der europäischen Gesundheitsbehörden für den Kaliumbinder Veltassa zur Behandlung von Hyperkaliämie. Händler bezeichneten dies als klar positive Nachricht.
Dass der SMI nicht noch mehr anzog, verhinderte die verhaltene Entwicklung von Novartis (+0,1%). Im Gegensatz dazu hielten Roche (+0,7%) knapp mit dem Gesamtmarkt mit, während Nestlé (+1,6%) diesen deutlich stützten.
Im breiten Markt fielen Santhera mit einem Abschlag von gut 15% auf. Das Pharmaunternehmen rechnet mit einer EU-Entscheidung zu seinem Präparat Raxone erst im dritten Quartal diesen Jahres. CEO Thomas Meier hatte erst vor wenigen Tagen im Gespräch mit AWP erklärt, eine Entscheidung der europäischen Behörden sei noch im ersten Halbjahr möglich.
Bucher Industries (+2,4%) erhielten ebenso Rückenwind von guten Zahlen des US-Traktorenherstellers John Deere wie Bossard (+3,3%). Bei beiden Unternehmen ist John Deere ein wichtiger Kunde. (awp/mc/upd/ps)