Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch fester abgeschlossen. Über weite Strecken des Geschäfts hatte der Leitindex SMI an Wert verloren, ehe am Nachmittag eine Nachricht aus dem «Weissen Haus» in Washington für Entspannung sorgte. Medienberichten zufolge will US-Präsident Donald Trump die Einführung höherer Zölle auf Autos verschieben. Dies und die Aussicht auf eine Lösung in der Handelsdebatte der USA mit Kanada und Mexiko gaben den Finanzmärkten weltweit Auftrieb.
Allerdings sind höhere US-Zölle auf Autos längst nicht vom Tisch, es handelt sich lediglich um einen Aufschub des Entscheids um bis zu sechs Monate, hiess es. Trump wolle offenbar angesichts des Handelskonflikts mit China vermeiden, auch mit der EU und Japan in Konflikt zu geraten. Allgemein bleibt die Stimmung an der Börse mit der Sorge vor einer Eskalation im sino-amerikanischen Handelsstreit angespannt. Zudem verunsichern der Konflikt der USA mit dem Iran, der steigende Ölpreis, die Budgetdiskussionen zwischen Italien und der EU sowie der Brexit die Anleger wieder stärker.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss den Handel zur Wochenmitte mit 0,82 Prozent im Plus bei 9’480,76 Punkten ab. Den Tiefpunkt erreichte der Index mit 9’361 Zählern am frühen Nachmittag. Mit seinem Schlussstand nimmt er Kurs auf die Marke von 9’500. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) rückte bis Handelsende um 0,71 Prozent auf 1’471,46 Stellen vor und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 0,73 Prozent auf 11’470,12 Punkte. Von den 30 Top-Werten standen schliesslich 23 im Plus und fünf im Minus. Die Bankenwerte UBS und Julius Bär schlossen unverändert.
Im Fokus der Anleger standen LafargeHolcim (+2,7%) mit Geschäftszahlen. Der Zement-Hersteller war im ersten Quartal stärker als erwartet gewachsen und hatte die Schätzungen der Analysten klar übertroffen. Überraschend konnte LafargeHolcim die Verkäufe in China, Australien und den Philippinen steigern und profitierte auch vom anhaltenden Bauboom in wichtigen europäischen Märkten. Die Aktien zählen bereits seit Jahresbeginn zu den grössten Gewinnern unter den Blue Chips.
Stark nach oben ging es am Berichtstag auch für die Versicherungstitel der Zurich-Gruppe (+1,6%), der Swiss Re (+1,4%) und der Swiss Life (+1,3%). Und auch Papiere wie AMS (+1,6%), Logitech (+1,5%) oder Givaudan (+1,2%), welche mit den aufkommenden Handelssorgen in den letzten Tagen deutlich nachgegeben hatten, erholten sich.
Rückenwind erhielt der Gesamtmarkt zu Handelsschluss hin noch von Nestlé. Die Titel des Nahrungsmittelkonzerns bauten die Avancen stark aus und gingen mit einem Plus von 1,3 Prozent aus dem Geschäft. Einem Bericht der «Financial Times» zufolge soll Nestlé mit einem Konsortium um den Finanzinvestor EQT über den Verkauf seiner Hautpflege-Sparte verhandeln.
Auf der anderen Seite der SLI-Tabelle büssten Schindler PS und Adecco um je 0,6 Prozent ein, während Alcon lediglich um 0,2 Prozent zulegten. Nach der starken Entwicklung seit der Abspaltung von Novartis (Aktie: +1,0%) und vor dem am späten Abend nach Börsenschluss in den USA erwarteten Quartalsbericht machte sich unter den Anlegern eine gewisse Vorsicht bemerkbar.
Insgesamt ist die Nachrichtenlage von Seiten der Unternehmen zur Wochenmitte eher dünn. Am breiten Markt gaben Medacta nach anfänglichen Kursgewinnen um 0,6 Prozent auf 85,49 Franken nach. Mehrere Banken, darunter JPMorgan und UBS, hatten die Analyse für die Medizintechnikfirma jeweils mit dem Rating ‹Neutral› aufgenommen. Bei JPMorgan beträgt das Kursziel 92,20 Franken und UBS setzte ein Ziel von 87 Franken fest. Banken, die am Börsengang einer Firma teilgenommen haben, dürfen sich erst nach Ablauf einer sechswöchigen Stillhaltefrist zu der Firma äussern.
Des Weiteren erholten sich Tornos (+4,9%) oder Autoneum (+4,3%). Letztere profitierten von der Entspannung im Streit um Autozölle. Die Papiere von Georg Fischer verloren 2,4 Prozent. Kepler Cheuvreux hatte die Empfehlung für den Anlagenbauer auf «Reduce» von «Neutral» und das Kursziel gesenkt.