Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag zu einer kräftigen Erholung angesetzt. Nachdem der Leitindex SMI in der Vorwoche unter die Schwelle von 8’600 Punkte gedrückt worden war, hat er zum Auftakt in die neue Börsenwoche trotz politischer Wirren diese Marke zurückerobert. Händler sprachen von einer technischen Gegenbewegung, die von den Grossbanken UBS und Credit Suisse angeführt wurde. Eine gewisse Vorsicht bleibe dennoch in den Köpfen der Anleger, hiess es im Handel weiter.
Nicht einmal der Eklat im Nachgang zum G7-Gipfel vermochte die Börse zu stoppen. US-Präsident Trump hatte völlig überraschend der zuvor mühsam errungenen Abschlusserklärung via Twitter die Zustimmung entzogen. Entsprechend harsch und enttäuscht fielen daraufhin die Reaktionen aus den weiteren G7-Ländern aus. Die Anleger hätten die Streitigkeiten zwar zur Kenntnis genommen, doch richte sich ihr Blick bereits auf die Gespräche zwischen Trump und Nordkoreas Präsident Kim Jong Un im Atomstreit, so ein Händler. Später in der Woche warte man zudem auf die Zinsentscheidungen in den USA und Europa.
Bis Börsenschluss rückte der Swiss Market Index (SMI) um 1,31 Prozent auf 8’623,54 Punkte vor und beendete damit den Handel nahe am Tageshöchstwert. Gestartet war das Leitbarometer noch bei unter 8’570 Stellen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 1,36 Prozent auf 1’445,73 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,15 Prozent auf 10’368,55 Punkte. Bis auf zwei Blue Chips schlossen alle im Plus.
Bei den Blue Chips gaben die Grossbanken CS (+3,4%) und UBS (+3,3%) den Ton an. Beide hatten in den vergangenen Wochen insbesondere wegen Sorgen um Italien und einer möglichen neuen Krise in der Eurozone stetig an Terrain eingebüsst. Die jetzige Erholung wurde in Börsenkreisen denn auch mit einer Beruhigung der Märkte begründet.
Demgegenüber schrieben Marktteilnehmer dem Scheitern der Vollgeldinitiative vom Sonntag nur geringe Wirkung zu. «Die Umfragen im Vorfeld hatten ein solches Ergebnis erwarten lassen», sagte ein Händler.
Auf dem Vormarsch waren am Montag auch Versicherer wie Swiss Life (+2,1%), Swiss Re (+1,8%) oder Zurich (+1,7%). Nicht nur die Banken, sondern auch die Versicherer blickten zuletzt mit Sorge nach Italien.
Zu den grössten Gewinnern zählte auch Sika (+2,9%). Der Titel erhielt von positiv gefärbten Aussagen des Präsidenten Paul Hälg in einem Interview vom Wochenende Rückenwind. An der ausserordentlichen Generalversammlungen machten die Aktionäre zudem den Weg für eine moderne Aktionärsstruktur frei.
Unterstützung erhielt der Markt von Nestlé, die um 1,0 Prozent zulegten. Die beiden Pharmaschwergewichte Roche und Novartis rückten um je 0,9 Prozent vor. Roche hatte am Freitagabend über die US-Zulassung für das Medikament Venclexta in der Kombination mit Rituxan zur Behandlung zweier Leukämie-Krankheiten berichtet, was allerdings am Markt kaum für Aufsehen sorgte.
Die einzigen Verlierer im Blue-Chips-Segment hiessen Kühne+Nagel (-0,7%) und Schindler (PS: -0,1%). Zu beiden Zyklikern hatte es keine kursbewegenden News gegeben. Vor allem Schindler wurden zuletzt gut nachgefragt und büssten von den Kursgewinnen einen kleinen Teil ein.
Am breiten Markt gewannen EFG 4,1 Prozent nachdem der Vermögensverwalter Änderungen in der Organisation der Gruppe bekanntgegeben hatte. Diese wurden von Analysten positiv beurteilt.
Deutliche Avancen verzeichneten auch Titel wie Schlatter (+5,4%), Starrag (+5,2%) oder Sensirion (+4,3%). Auf der Gegenseite rutschten etwa Tornos um 6,7 Prozent oder der Börsenneuling Asmallworld um weitere 4,6 Prozent ab. Derzeit liegen die Titel um 2 Franken unter dem Platzierungspreis von 11,50 Franken.
News gab es zu den beiden bevorstehenden Börsengängen des Industrieunternehmens Klingelnberg und der im Bereich Luxusgüter tätigen Lalique. Die Klingelnberg-Aktien, die bei Investoren auf ein reges Interesse stossen, sollen am 20. Juni erstmals an der SIX Swiss Exchange gehandelt werden, jene von Lalique am 25. Juni. (awp/mc/ps)