CH-Schluss: SMI sackt ab – US-Importstopp für russisches Öl
Zürich – Ein weiterer Tag mit hoher Volatilität hat an den Nerven der Anleger gezerrt. Der immer weiter eskalierende Krieg in der Ukraine und die Furcht vor massiven wirtschaftlichen Folgen haben die globalen Finanzmärkte weiter fest im Griff. Die Lage im Kriegsgebiet bleibe unübersichtlich, und die Fronten schienen weiter verhärtet, sagte ein Analyst. Richtig aufgeschreckt wurden die Märkte am Dienstag dann vom Importstopp für Öl und Gas aus Russland. US-Präsident Joe Biden verhängte diesen am späten Nachmittag. Die Ölpreise zogen deutlich an.
Grossbritannien will zudem ab Ende 2022 kein russisches Rohöl mehr importieren. In der EU herrscht indes keine Einigkeit darüber, ob russische Energieimporte verboten werden sollen. Experten warnen vor einer schweren Wirtschaftskrise, weil die europäische Staaten erheblich stärker auf russische Energieimporte angewiesen seien als die USA. Hierzulande belastete zudem auch der Dividendenabgang beim Schwergewicht Novartis den Aktienmarkt. Das zeigte sich auch daran, dass sich andere europäische Börsen besser hielten. Marktbeobachter sehen den Markt nach den zuletzt heftigen Verlusten weiterhin zwischen Hoffen und Bangen.
Der SMI verlor 1,32 Prozent auf 11’057,06 Zähler und bewegte sich dabei in einer grossen Spanne von über 400 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 1,33 Prozent auf 1738,06 und der breite SPI 0,83 Prozent auf 14’046,47 Punkte ab. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 17 im Minus und 13 im Plus. Dabei war die Bandbreite extrem und reichte von -7,4 Prozent (Kühne+Nagel) zu +4,2 Prozent (UBS).
Dass sich der SPI klar besser entwickelte als die beiden anderen Indizes, hatte vor allem mit dem Dividendenabgang bei Novartis zu tun. Der Dividendenabgang beim Pharmariesen (-3,2% oder -2,48 Fr.) betrug 3,10 Franken, was auf den Schlusskurs vom Vorabend bezogen rund 4 Prozent waren. Ohne den Effekt wären die Titel also im Plus gewesen.
Nestlé – als schwerster Schweizer Titel – verloren derweil weitere 2,6 Prozent nach den -2,2 Prozent vom Montag.
Fundamentaldaten spielten bei den Bewegungen kaum noch eine Rolle: «Die Ukraine-Krise überlagert jegliche Indikationen», hiess es am Markt. Entsprechend gab es bei den Gewinnern und Verlierern Titel aus sehr unterschiedlichem Sektoren.
Neben UBS waren unter den grössten Blue-Chip-Gewinnern noch Swiss Re (+3,2%), AMS Osram (+2,4%) und ABB (+2,2%) zu finden. Das sind Titel, die in den letzten Wochen bzw. seit Kriegsbeginn massiv zurückgestuft worden waren.
Zu den grössten Verlierern neben Novartis und Kühne+Nagel gehörten hingegen mit Givaudan (-5,6%), Straumann (-5,4%) und Lonza (-4,7%) Aktien, die sich seit Kriegsbeginn teilweise relativ gut gehalten hatten. Händler sprachen von einem Ausverkauf bei hiesigen Wachstumsaktien.
Am breiten Markt legten derweil zahlreiche Unternehmen Jahresergebnisse für 2021 vor. Eine etwas volatile, aber insgesamt starke Performance gab es bei Ascom (Aktie +6,9%). Der Ausblick sei zwar etwas ambitionslos, aber verständlich für einen neuen CEO und berge Potenzial für positive Überraschungen im Verlauf des Jahres, kommentierte ein Analyst.
Stark zeigten sich nach Zahlen zudem auch Flughafen Zürich (+6,1%) und Dufry (+4,4%), die allerdings zuletzt stark unter die Räder gekommen waren.
Belimo (-8,4%) fielen am Tag nach der Zahlenvorlage noch deutlicher zurück. VP Bank (-2,5%) gaben zudem am Tag der Ergebnispräsentation ab. Der CEO des Finanzinstituts rechnet mit finanziellen Auswirkungen der Russland-Sanktionen auf das Geschäft. (awp/mc/ps)