CH-Schluss: Vor Fed-Entscheid fester
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag einen wenig bewegten Börsentag mit leichten Gewinnen abgeschlossen. Nach einem schwächeren Börsenstart liessen vor allem festere Notierungen der defensiven Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis den Leitindex SMI ins Plus steigen und wieder deutlich über der Marke von 6’500 Punkten schliessen.
Die Anleger hätten sich allerdings vor den Entscheidungen der US-Notenbank Fed zurückgehalten, die nach Börsenschluss in Europa bekanntgegeben wurden, hiess es am Markt. Viele Beobachter erwarteten von der Fed eine weitere Lockerung der Geldpolitik in den USA. Als eine denkbare Massnahme zur Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft könnte Notenbankpräsident Ben Bernanke auch ein neues Kaufprogramm für Anleihen (QE3) ankündigen, hiess es von verschiedenen Seiten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,36% höher auf 6’513,22 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte derweil um 0,16% auf 980,06 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,36% auf 6’038,72 Zähler zu.
Zu den Tagesgewinnern unter den Bluechips gehörten Julius Bär (+2,9%). Die Valoren der Privatbank waren nach der Bekanntgabe der Übernahme der internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts von Merrill Lynch zurückgefallen und haben diese Verluste seither nur teilweise gutmachen können. Händler billigten den Titeln nun noch ein klares Erholungspotenzial zu.
Dagegen fielen die Grossbankentitel UBS (-0,2%) und CS (-1,2%) nach den Avancen des Vortages nun wieder zurück. Unter den Versicherungstitel legten Swiss Re (+0,7%) und Zurich (+0,3.%) zu, während Bâloise unverändert schlossen und Swiss Life (-0,4%) leichte Abgaben erlitten.
Eine festere Tendenz zeigten die Pharmatitel: So legten Roche 0,9% zu und Novartis gewannen 0,5%. Auch Actelion (+0,8%) schlossen fester. Ebenfalls zulegen konnten die defensiven Nestlé (+0,4%), obwohl etwa die HSBC-Analysten die Aktie als recht hoch bewertet bezeichneten. Auch die ZKB senkte ihre Einstufung für Nestlé in Erwartung einer Erholung der zyklischen Werte auf «Marktgewichten».
Einige zyklische Aktien schlossen ebenfalls klar im Plus. So gehörten die Titel des unter neuer Führung stehenden Lifescienceunternehmens Lonza mit +4,9% zu den stärksten Werten im SLI und auch die Turnaround-Titel Nobel Biocare (+2,0%) und Clariant (+1,2%) stiegen deutlich. Die Analysten von Berenberg bezeichneten das Clariant nach einem Treffen mit dem CEO des Unternehmens als möglichen künftigen Übernahmekandidaten.
Weitere zyklische Titel weisen dagegen klare Verluste auf: So beendeten die volatilen Transocean den Börsentag mit 2,3% im Minus, nachdem sie am Tag davor noch 1,1% zugelegt hatten. Der Ölservicekonzern darf nach einem Gerichtsentscheid in Brasilien weiterhin keine mit der Ölförderung verbundenen Aktivitäten durchführen.
Beim Stellenvermittler Adecco (-1,2%) wirkte die Herabstufung von Citigroup auf «Sell» und die Aufnahme auf die «Least Preferred List» der US-Grossbank vom Vortag nach. Am Donnerstag stufte noch Morgan Stanley das Rating sowie das Preisziel der Papiere herunter. Bereits am Mittwoch gaben die Anteilscheine 1,3% ab.
Logitech verloren gar 8,9% oder 85 Rappen. Allerdings wurden die Aktien des Herstellers von Computerzubehör ex-Dividende von 79 Rappen je Aktie gehandelt.
Am breiten Markt legte die Immobiliengesellschaft SPS (Aktie +2,3%) die Semesterzahlen vor, wobei der Reingewinn ohne Neubewertung etwas unter den Erwartungen ausfiel. Zudem gab SPS bekannt, den Immobilienentwickler Wincasa von der Credit Suisse zu übernehmen. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Positiv überraschen konnte die BKW (Aktien +8,8%) mit der Publikation ihrer Halbjahreszahlen. Der Versorger hat dank Kostensparmassnahmen die Erfolgszahlen verbessert. Im laufenden Jahr war die Aktie allerdings auf historische Tiefstände gefallen.
Die Industrievaloren OC Oerlikon (+1,7%) erhielten Kursunterstützung von einer Beurteilung der Credit Suisse. Die Grossbank erhöht die Einstufung der Titel auf «Outperform» von «Neutral». Life Watch (Aktie +1,6%) reicht in den USA Schadenersatzklage über 60 Mio USD wegen Kartellabsprachen ein. Der Telemedizinanbieter geht gegen das Unternehmen Highmark BCBS und verschiedene andere BlueCross BlueShield-Organisationen vor. (awp/mc/pg)