Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag unter Tageshoch leicht fester geschlossen. Der Markt hatte im Verlauf des Vormittags nach einem schwachen Handelsauftakt in die Pluszone gedreht und die Avancen kontinuierlich ausgebaut, in der Schlussphase die Gewinne aber noch etwas preisgegeben. Nach drei Verlusttagen in Folge sei nun wohl ein Boden erreicht worden, kommentierte ein Händler die Kursentwicklungen. Von einer positiveren Grundstimmung wollte er dagegen nicht sprechen.
Nachdem Standard & Poor’s das Kreditrating Spaniens weiter gesenkt hatte, wirkten Nachrichten etwas beruhigend, wonach sich die Abhängigkeit der spanischen Banken von der Europäischen Zentralbank erstmals seit einem Jahr verringert hatte. Zudem brachte der Internationale Währungsfonds zugunsten Griechenlands einen Aufschub von zwei Jahren zur Sanierung der Staatsfinanzen ins Gespräch – genau die Frist, um die der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras gebeten hatte. Aufschub bei der Haushaltssanierung war zuvor schon Spanien und Portugal gewährt worden. Zudem stützten die jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA, wo die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosengeld unter den Erwartungen blieben.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,38% höher auf 6’654,02 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,70% auf 989,94 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,40% auf 6’138,99 Stellen. Europaweit zogen die Kurse deutlich kräftiger an.
Unter den Blue-Chips legten die Luxusgütertitel Richemont (+4,5%) und Swatch (+3,2%) markant zu und führten die Gewinnerliste an. Die Titel hätten von Zahlen des britischen Branchennachbarn Burberry profitiert, hiess es im Handel. Dieser hat zwar ein Umsatzwachstum im Rahmen der Erwartungen erzielt, gleichzeitig aber die Gewinn-Prognosen für das Geschäftsjahr erhöht. Noch im September hatte Burberry die Anleger mit einer Gewinnwarnung schockiert.
Auch weitere zyklische Titel zeigten nach den Abgaben der letzten Tage Erholungstendenzen, darunter Adecco (+1,9%), Clariant (+1,6%), Geberit (+1,4%) und ABB (+1,0%). Für Geberit hat die Credit Suisse zwar im Vorfeld der Quartalszahlenvorlage des Bauzulieferers ihre Gewinnschätzung für dessen laufendes Geschäftsjahr erhöht, bleibt aber beim Rating «Underperform».
Sonova (+0,3%) schlossen leicht fester. Der Hörsystemhersteller hatte am Mittwochabend angekündigt, das Implantatgeschäft der Advanced Bionics in Frankreich reorganisieren zu wollen.
Verstärkt zulegen konnten auch die Bankentitel. Bei den Grossbanken zeigten sich CS (+2,5%) deutlich stärker als UBS (+0,9%). Die UBS-Titel litten zuvor seit Wochen unter Zahlensorgen, hiess es am Markt. Dagegen würden die in jüngster Zeit gehäuften Gerüchte um Machtkämpfe in der Teppich-Etage wohl eher nur kurzfristige Wirkung entfalten. Support erhielten UBS von den CS-Analysten, die der Grossbank deutliche Fortschritte im Restrukturierungsprozess zubilligen und ihr Rating «Outperform» bekräftigen. Julius Bär legten um 0,9% zu.
Unter den Assekuranztiteln waren vor allem Swiss Life (+1,6%) und Baloise (+1,2%) deutlicher gesucht.
Verhalten entwickelten sich hingegen die defensiven Werte. So gaben Nestlé -0,2% nach, nachdem sie an den Vortagen noch auf Jahreshöchstständen notiert hatten. Bei den Pharmatiteln verloren Novartis um 0,4%, während Roche GS unverändert schlossen. Roche wird kommende Woche das Quartalsergebnis vorlegen. Die Analysten der Credit Suisse haben ihre Gewinnschätzungen und das Kursziel für Roche deutlich angehoben: Nicht zuletzt die Wechselkurstrends dürften nun die Umsätze unterstützen, glauben sie.
Die prozentual grössten Einbussen erlitten unter den Standardwerten die Immobilien-Titeln SPS (-0,9%).
Im breiten Markt fielen Cytos (+9,5%) durch weitere Kursgewinne auf. Anfang dieser Woche wurden vom Top-Management knapp 1 Mio Call-Optionen gekauft. Die Transaktion soll im Zusammenhang mit der kurz danach erfolgten Bekanntgabe der Berufung von Christian Itin zum neuen CEO stehen; Itin wird, wie bereits früher bekannt, auch VR-Präsident. Weitere grössere Gewinner waren Addex (+4,8%) und ADB (+4,3%).
Grössere Verluste erlitten hingegen beispielsweise USI (-8,9%), Perrot Duval (-6,1%) oder Gottex (5,2%). Logitech verloren 2,4%, nachdem neue Daten über weltweit stark rückläufige PC-Verkäufe veröffentlicht worden waren. (awp/mc/upd/ps)