CH-Schluss: SMI legt 0,6% auf 8’874 Punkte zu
Zürich – Die Brexit-Turbulenzen haben die Schweizer Anleger am Mittwoch nicht vom Aufwärtskurs abgebracht. Nach einem verhaltenen Start nahm der hiesige Aktienmarkt am Nachmittag dank des Rückenwindes von der Wall Street deutlich an Fahrt auf. Die Grossbanken erhielten Schub von den Gewinnsprüngen amerikanischer Finanzinstitute. Zudem beflügelten Übernahmefantasien die Kurse von mehreren Unternehmen. Die krachende Niederlage der britischen Premierministerin Theresa May mit ihrem Brexit-Abkommen im Unterhaus hatten die Investoren indes bereits so erwartet.
«Der Brexit war am Mittwoch kein Thema mehr. Da wusste jeder, dass die Briten keine Lösung finden. Das ist in den Kursen eingepreist», sagte ein Händler. «Nun sind alle Optionen wieder auf dem Tisch», sagte ein Analyst: «Vom ungeordneten Brexit bis hin zu einem späteren oder gar keinem Brexit. Die Börse zumindest schwankt in ihren Erwartungen zwischen einer Fristverlängerung und einem zweiten Referendum.» Mit einer Schocktherapie sei niemandem gedient, sagte ein Händler. Irgendjemand müsse die verfahrene Situation lösen. Deshalb mache auch das Misstrauensvotum der Labour-Opposition gegen May die Märkte nicht nervös. Eine neue Regierung in London wäre wahrscheinlich sogar besser, eine Lösung zu finden.
Der Swiss Market Index (SMI) stieg um 0,56 Prozent auf 8’873,77 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) legte gar um 1,08 Prozent auf 1’374,48 Zähler zu, weil hier das Gewicht der Börsenschwergewichte beschränkt ist, die sich am Mittwoch als Bremsklötze erwiesen. Der breite Swiss Performance Index (SPI) kletterte um 0,64 Prozent auf 10’358,72 Stellen. Von den 30 Titeln im SMI/SLI zeigten alle bis auf vier Kursgewinne.
An der Spitze der Gewinner im SMI/SLI stand der Halbleiterhersteller AMS (+8,6%). Die Titel von AMS, Temenos (+3,4%) und Bâloise (+2,7%) würden nach dem DSV-Angebot für Panalpina ebenfalls von Übernahmefantasien erfasst, sagte ein Marktteilnehmer. Angeblich zögen sich ausländische Leerverkäufer aus ihren Wetten gegen diese Unternehmen zurück.
Am Morgen hatte der Logistikkonzern Panalpina ein Kaufangebot seines niederländischen Konkurrenten DSV erhalten, der 170 Franken je Titel bietet. Dies katapultierte den Panalpina-Kurs um 27,7 Prozent nach oben. Mit 175 Franken notierten die Aktien der Basler deutlich über dem Kaufangebot von DSV. Analysten rechnen nicht damit, dass bei dem Übernahmeversuch schon das letzte Wort gesprochen ist. Es dürfte ein besseres Kaufangebot geben, hiess es. Als möglicher Käufer wird Konkurrent Kühne+Nagel genannt, dessen Titel ebenfalls deutlich höher notierten (+3,1%). Die Aktien des Schweizer Logistikkonzerns Ceva, den DSV ursprünglich hatte kaufen wollen und damit gescheitert war, sanken dagegen um 0,2 Prozent.
Die Grossbankenaktien Credit Suisse (+3,8%) und UBS (+3,1%) wurden von den Ergebnissen der US-Konkurrenten Goldman Sachs und Bank of America beflügelt. Beide amerikanischen Geldhäuser hatten glänzende Resultate vorgelegt. Dies zog auch Julius Bär (+3,5%) oder die Aktien des Fondsanbieters GAM (+1,9%) nach oben. Bei GAM kursierten wieder Übernahmegerüchte. Im Kielwasser zeigten auch die Versicherer klare Kursgewinne. So legten Swiss Life (+1,3%), Zurich (+0,9%) und Swiss Re (+0,7%) zu.
Relativ schwach zeigten sich die defensiven Werte. So gaben Nestlé-Aktien um 0,6 Prozent nach und waren damit die drittgrössten Verlierer im SMI/SLI hinter dem Bauchemiekonzern Sika (-0,9%) und Lonza (-0,7%). Auch Roche (unv.) und Novartis (+0,4%) hielten sich unterdurchschnittlich, was den SMI deutlich bremste. Allerdings hatten die drei Börsenschwergewichte am Vortag deutliche Gewinne gezeigt.
Im breiten Markt stürzten Airopack nach einer Gewinnwarnung um 59,4 Prozent ab. Die Zukunft des Unternehmens hänge davon ab, ob die im November angekündigte Rekapitalisierung auch durchgeführt werden könne, heisst es.
Bei den Gewinnern standen hinter Panalpina Polyphor an der Spitze (+8,9%) (awp/mc/ps)