Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch mit markanten Verlusten beendet. Die wichtigsten Indizes waren aufgrund schwacher Vorgaben bereits mit klaren Abgaben gestartet, bauten diese dann aber mit der US-Eröffnung am Nachmittag noch deutlich aus und schlossen nur relativ wenig über Tagestief. Der Leitindex SMI fiel dabei in der letzten Handelsstunde unter die wichtige Marke von 9’000 Punkten und konnte sich erst mit der Schlussauktion wieder knapp darüber hieven.
Händler sprachen von Gewinnmitnahmen im grossen Stil, ausgelöst durch die Wirren in der amerikanischen Politik. Die Finanzmärkte reagierten vor allem zunehmend nervös auf die immer neuen Vorwürfe gegen US-Präsident Donald Trump, hiess es. Nachdem am Dienstag die Weitergabe geheimdienstlicher Informationen an Russland für Verunsicherung gesorgt habe, sei es am Mittwoch nun die Aufregung wegen eines Presseberichts über die mögliche Beeinflussung von FBI-Ermittlungen gewesen.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor zum Handelsschluss 1,38% auf 9’001,60 Punkte, wobei das Tagestief bei 8’979 Punkten lag. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, büsste 1,80% auf 1’412,69 Punkte ein, der breite Swiss Performance Index (SPI) 1,57% auf 10’209,24 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen alle im Minus.
Die Volatilität schoss dabei in die Höhe, das Angstbarometer VSMI legte um über 14% zu. Auch der Franken war in diesem von plötzlicher Risikoaversion geprägten Umfeld gesucht, wobei Händler vor allem von einer Flucht aus dem Dollar sprachen. USD/CHF beispielsweise fiel vorübergehend unter die Marke von 0,98 und notiert damit auf dem tiefsten Stand seit der Wahl von Donald Trump Anfang November 2016.
Vor allem Finanztitel und Zykliker büssten deutlich an Terrain ein, während die defensiven Schwergewichte im oberen Teil der Tabelle zu finden waren. Auch kam es bei Titeln mit überdurchschnittlicher Performance bisher in diesem Jahr zu Gewinnmitnahmen.
Zu diesen gehörten etwa Dufry (-3,0%). Die Papiere des Reisedetailhändlers hatten im Zuge des Einstiegs des chinesischen Mischkonzerns HNA in den letzten Wochen starke Gewinne verzeichnet. Auch Swatch (-2,8%) und Richemont (-2,4%) hatten im 2017 bisher eine gute Performance und litten entsprechend darunter, dass Investoren ihre Gewinne darauf ins Trockene fuhren.
Noch etwas stärker als bei den genannten waren die Abgaben bei Aryzta (-3,2%), Julius Bär (-3,2%) oder Lindt N (-3,0%). Auch LafargeHolcim und Schindler (je -3,0%) büssten stark ein. Schindler-CEO Thomas Oetterli hatte sich in einem Interview mit der «FuW» vom Mittwoch allerdings zuversichtlich zur Entwicklung in China gezeigt.
Wie schon am Vortag gehörten auch CS (-2,9%) zu den schwächsten Werten. Im Vorfeld der ausserordentlichen Generalversammlung zur geplanten Kapitalerhöhung vom Donnerstag kam eine gewisse Nervosität auf. Der «Tages-Anzeiger» berichtete über eine mögliche Klage im Zusammenhang mit der letzten Kapitalerhöhung von 2015. Die Aktien der UBS (-2,2%) hielten sich am Morgen relativ gut, rutschten dann aber auch ab. Die Papiere hatten am Vortag unter dem Anteilsverkauf des Singapurer Staatsfonds GIC gelitten und über 2% eingebüsst.
Auch andere Finanztitel wie Partners Group (-2,8%) sowie die Versicherer Swiss Life (-2,8%) und Bâloise (-2,7%) gehören zu den schwächsten Blue Chips.
Die in Bezug auf die Börsenkapitalisierung grössten Aktien verloren ebenfalls deutlich, wobei sich Nestlé (-0,7%) etwas besser hielt als Roche (-1,0%) und Novartis (-1,1%). Die geringsten Abgaben gingen an Galenica/Vifor (-0,3%) und Givaudan (-0,7%).
Im breiten Markt büssten u.a. DKSH (-5,5%), Comet (-5,0%), EFG (-4,9%) oder Straumann (-4,8%) überdurchschnittlich an Wert ein. Bei letzteren war – wie bei UBS – ebenfalls der Singapurer Staatsfonds GIC ausgestiegen.
Auf der anderen Seite legten Von Roll (+5,8%) erneut deutlich zu. Die Titel sind seit einiger Zeit im Fokus der Anleger und haben sich in diesem Jahr schon mehr als verdoppelt. (awp/mc/pg)