CH-Schluss: Schwergewichte belasten SMI zum Wochenschluss
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den letzten Handelstag der Woche mit moderaten Kursabgaben beschlossen und sich damit auch schwächer entwickelt als die anderen wichtigen europäischen Handelsplätze. Belastet wurden die Indizes vor allem von deutlichen Abgaben der Börsenschwergewichte Nestlé und Novartis, während sich die Bankentitel von den Abgaben des Vortags deutlich erholten.
Damit setzte sich die «Sektorrotation» am hiesigen Aktienmarkt wieder fort. Die Anleger reduzierten bei den Titeln, die gut gelaufen seien und griffen bei den im bisherigen Jahresverlauf zurückgebliebenen Werten wie etwa Industrie- und Bankentiteln zu, sagte ein Händler. Positiv aufgenommen wurde an den Märkten die Hinweise auf eine Annäherung im US-chinesischen Handelsstreit.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,46 Prozent tiefer bei 10’047,34 Punkten, was auf Wochensicht einem Minus von 0,3 Prozent entspricht. Der breite Swiss Performance Index (SPI) sank gar um 0,64% auf 12’170,68 Stellen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI), bei dem die grossen Werte nicht mit ihrem ganzen Gewicht enthalten sind, gab dagegen lediglich um 0,01 Prozent auf 1’549,24 Zähler nach. Von dessen 30 Titeln schlossen 16 im Minus und 14 im Plus.
Im Zuge der Sektorrotation, die am Donnerstag im Umfeld des mit Spannung erwarteten EZB-Entscheids nur vorübergehend ein Ende gefunden hatte, kam es vor allem bei den im Jahresverlauf weiterhin starken SMI-Schwergewichten Nestlé (-3,4%) und Novartis (-1,5%) zu deutlichen Abgaben. Schwach zeigten sich auch die bisher auf Jahressicht sehr gut gelaufenen Lonza (-0,9%) oder Vifor Pharma (-0,8%).
Weitere am Vortag noch starke Aktien mussten am Freitag nun Verluste hinnehmen, so etwa die defensiven Swisscom (-0,4%) oder Sonova (-1,2%). Auch die Versicherungswerte Zurich (-0,4%) und Swiss Re (-0,2%) reihten sich nun wieder unter die Tagesverlierer.
Deutliche Kursgewinne verzeichnete allerdings das dritte Börsenschwergewicht Roche (+1,6%). Der Pharmakonzern präsentierte am Morgen gute Studiendaten zu einem Multiple Sklerose-Medikament sowie zu einer Krebsbehandlung. Hinzu kam eine Kaufempfehlung von Merrill Lynch: Die US-Analysten bezeichneten die Roche-Genussscheine gar als «Top Picks», nachdem sie sich zuletzt schwächer als die Branche entwickelt hätten. Händler sprachen denn auch von Umschichtungen aus Nestlé und Novartis in Roche.
Gekauft wurden zudem typische zyklische Werte wie ABB (+0,7%), Adecco (+0,8%) oder LafargeHolcim (+1,0%). Auch die am Vortag noch schwachen Titel der Luxusgüterhersteller Swatch (+0,2%) und Richemont (0,8%) konnten wieder zulegen. Klare Kursgewinne erzielten einmal mehr die die zyklischen AMS (+3,7%).
Zu den klarsten Gewinnern unter den Bluechips gehören zudem die Bankentitel Credit Suisse (+2,1) und UBS (+2,3%) sowie Julius Bär (+2,4%), die am Vortag nach der EZB-Sitzung noch ins Minus gerutscht waren. Trotz der Ankündigungen der EZB vom Vortag zeigten die Renditen am Kapitalmarkt am Freitag eine Aufwärtsbewegung, was Bankentitel unterstützte. Einige Anleger seien hier wohl in eine «Bärenfalle» getappt, hiess es am Markt.
Auch am breiten Markt zeigten sich zahlreiche typische zyklische Aktien fester. So liess eine klare Erholung der europäischen Automobilwerte die Titel der hiesigen Autozulieferer Autoneum (+4,7%), Georg Fischer (+2,5%), Feintool (+2,8%) oder Tornos (+4,1%) anziehen. «Die Aktien der Autozulieferer haben so viel von ihrer Bewertung verloren, dass sie nun nicht mehr teuer bewertet sind», sagte ein Marktteilnehmer.
Gesucht waren zudem die Aktien des Baukonzerns Implenia (+3,8%). Spekulative Käufe würden den Aktienkurs in die Höhe treiben, hiess es. Gemäss einer Mitteilung vom Freitag hat sich eine Aktionärsgruppe um Veraison Capital und die Parmino Holding formiert, die zusammen gut 18 Prozent des Aktienkapitals hält. Veraison gilt als aktivistischer Aktionär.
Leicht im Minus schlossen die Sunrise-Aktien (-0,3%). Der Widerstand gegen den UPC-Kauf durch Sunrise scheint stetig zuzunehmen, Medien rechneten bereits ein «Nein-Lager» von 34 Prozent der Stimmen zusammen. (awp/mc/pg)