Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag nach einem über weite Strecken freundlichen Handelstag die Gewinne wieder abgegeben, wobei der Leitindex SMI noch knapp ins Minus rutschte. Eine nachgebende Wall Street, aber auch der Verfalltermin an den Optionen- und Futuresmärkten, der sogenannte «Hexensabbat», drückten am Nachmittag auf die Kurse. Angesichts der weiter schwelenden Griechenlandkrise würden die Anleger vor dem Wochenende in Deckung gehen, kommentierte ein Händler.
Nachdem die Gespräche über die Lösung der griechischen Schuldenkrise am Donnerstag erfolglos verlaufen waren, berief die EU für den Montag einen Sondergipfel der Regierungschefs der Euroländer ein. Auch in der kommenden Woche werde das Thema Griechenland an den Märkten dominieren, immerhin könnte man sich nun aber einer Entscheidung nähern, hiess es im Handel. Auf die anhaltende Nervosität deutet auch der Volatilitätsindex VSMI hin, der mit einem Indexstand von knapp 20 Punkten auf hohem Niveau blieb.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,15% im Minus auf dem Tagestief von 8’867,32 Punkten; am Freitagmorgen war der Index noch auf ein Tageshoch von 8’974 Punkten gestiegen. Für die abgelaufene Börsenwoche resultiert insgesamt ein Minus von 1,8%. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) ging dagegen um 0,17% höher auf 1’331,80 aus dem Handel, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,08% auf 9’012,87 Punkte nachgab. Von den 30 wichtigsten Aktien lagen zu Handelsschluss 19 im Plus, 10 im Minus und eine unverändert.
Grösste Gewinner bei den Bluechips waren am Freitag Aryzta (+1,8%), die in den letzten Wochen stark unter Druck gestanden hatten, sowie Lonza (+1,4%). ABB (+1,2%) schlossen nach deutlichen Abgaben am Vortag ebenfalls klar fester. Die Papiere erhielten Unterstützung vom Barclays-Aktienresearch, das sein «Overweight»-Rating bei höherem Kursziel bestätigte.
Syngenta (+0,9%) legten ebenfalls zu, wobei die Titel weiterhin vom Werben Monsantos um die Schlüsselaktionäre der Agrokonzerns gestützt würden, wie es am Markt hiess. Richemont (+0,6%) zeigte sich deutlich fester als die Branchennachbarin Swatch (+0,1%). Die Uhrenwerte waren am Vortag noch nach den enttäuschenden Daten zu den Schweizer Uhrenexporten unter Druck geraten.
Bei den Bankenwerten zeigten sich UBS (+0,8%) zum Handelsschluss klar fester als Julius Bär (+0,5%) und CS (-0,1%). Uneinheitlich präsentierten sich die Versicherer, wo vor allem Swiss Life (+1,0%) zulegen konnten, während etwa Zurich (-0,2%) und Swiss Re (-0,4) unter dem Marktschnitt aus dem Handel gingen. Der Chef von Swiss Life Schweiz stellte im Interview mit AWP mit Blick auf die anhaltend tiefen Zinsen neue Produktideen des Lebensversicherers in Aussicht.
Die defensiven Schwergewichte boten dagegen keine Unterstützung. Roche schlossen unverändert und Nestlé (-0,1%) leicht im Minus. Novartis (-1,2%) bröckelten den Handelstag über kontinuierlich ab und gingen gar als schlechtester Bluechip aus dem Handel. Dies trotz vorwiegend freundlicher Nachbetrachtungen der Analysten zum Investorenanlass des Pharmakonzerns in den USA vom Donnerstag.
Zu den weiteren Verlierern unter den Bluechips gehörten auch Sonova (-0,5%), die sich bereits seit Anfang des Monat in einem Abwärtstrend befinden, SGS (-0,3%) und die volatilen Transocean (-0,6%). Die Aktien des Industriekonzerns Sika (-0,3%), dessen Management sich bereits seit über einem halben Jahr gegen eine Übernahme der Stimmenmehrheit durch die französische Saint-Gobain-Gruppe stemmt, zeigten sich den ganzen Tag über schwach.
Am breiten Markt gehörten Accu Holding (+4,9%) zu den Tagesgewinnern. Das Unternehmen bekräftigte am Freitagmorgen seine Prognose für das laufende Jahr und nannte neue Mittelfristziele. Zudem kündigte es eine Kapitalerhöhung und weitere Veränderungen in der Kapitalstruktur an. Burckhardt Compression (-1,6%) litten dagegen unter einer Ratingsenkung bei Baader Helvea auf ‹Sell› von ‹Hold›. Im Aktienkurs sei immer noch ein zu grosses Wachstumspotenzial eingepreist, so der Analyst. (awp/mc/upd/ps)