Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit klar tieferen Kursen aus der Sitzung gegangen. Nach vier starken Tagen zuvor mit dem Schwung aus dem ersten Wahlgang in Frankreich wurde die Woche aber gleichwohl mit einem deutlichen Plus beendet. Der Berichtstag begann vorerst verhalten mit nur geringen Verlusten, im Tagesverlauf und insbesondere gegen Handelsende weiteten sich diese aber aus und im SMI konnte die Marke bei 8’800 nicht verteidigt werden. Geprägt war die Stimmung vor dem Wochenende und dem 1. Mai am Montag von Gewinnmitnahmen.
Nach der zuletzt guten Performance mit einem neuen Jahreshoch am Vortag scheint die Bewertung der Aktien zumindest gewissen Marktteilnehmern hoch, was sich in zunehmender Zurückhaltung äusserte. Daran vermochten auch Konjunkturdaten aus den USA nichts zu ändern. Die US-Wirtschaft hatte einen schwachen Start ins Jahr 2017 erwischt. Das BIP war im ersten Quartal annualisiert um 0,7% zum Vorquartal gestiegen, was deutlich unter dem Schlussquartal 2016 lag und auch unter den Erwartungen der Ökonomen. Und auch die Publikation des Chicago-Einkaufsmanagerindex und des Index zum Konsumentenvertrauen der Uni Michigan brachten keinen frischen Wind.
Der Swiss Market Index (SMI) gab schliesslich 0,36% auf 8’812,67 Punkte nach. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein solides Plus von 3,0%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor 0,22% auf 1’409,23 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,23% auf 9’976,11 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 19 im Minus, 9 im Plus und 2 unverändert.
UBS brillierten im Anschluss an die Quartalszahlen mit einem Tagesplus von 2,1%. Der Ergebnisausweis der Schweizer Grossbank übertraf selbst die Erwartungen der grössten Optimisten. Gelobt wurde vor allem die Leistung des Investment Bankings und des Wealth Managements sowie die Kostendisziplin der gesamten Bank. Insgesamt kam der Zahlenkranz bei den Experten gut an. Selbst unter Ausklammerung des deutlich geringer als erwartet ausgefallenen Verlusts im Corporate Center lag das Ergebnis auf den Stufen bereinigter Vorsteuergewinn und Reingewinn über den jeweiligen Konsensschätzungen, so der Tenor.
Im Sog von UBS verteuerten sich auch Julius Bär (+2,2%) merklich, wogegen sich CS (-0,8%) dem negativen Gesamttrend am Tag der Generalversammlung nicht entzogen. Nach der starken Entwicklung von Montag bis Mittwoch, als auch die Quartalszahlen publiziert wurden, wiesen auch CS eine klar positive Wochenbilanz auf. An der GV wurden zwar die Verantwortlichen teils harsch kritisiert, letztlich wurden aber die Vergütungsanträge für Verwaltungsrat und Geschäftsleitung genehmigt, wenn auch mit einem hohen Anteil an Nein-Stimmen.
Die Mehrheit der Aktien tendierte aber tiefer, allen voran Actelion (-3,0%), welche ab kommender Woche nicht mehr im SMI geführt werden. Lonza, welche Actelion im Leitindex ersetzen werden, gaben mit einem Minus von 1,5% ebenfalls klar nach. Diese sind bis am Mittwoch allerdings noch sehr gut gelaufen. Weiter klare Verlierer waren Richemont (-1,3%), Givaudan (-1,2%) oder die Ex-Dividende gehandelten Adecco (-1,2%), wobei die Dividende von 1,50 CHF höher ist als der heutige absolute Verlust von 90 Rappen.
Belastet wurde der Gesamtmarkt insbesondere von den schwachen Nestlé (-1,0%) und Novartis (-0,5%). Dafür machten Händler in erster Linie Gewinnmitnahmen verantwortlich. Roche schlossen unverändert und hielten sich damit etwas besser. Die Bank Bernstein hat im Anschluss an die am Vortag publizierten Quartalszahlen von Roche das Kursziel für die Genussscheine deutlich erhöht und gleichzeitig das Rating «Outperform» bestätigt.
Im breiten Markt verzeichneten GAM am Tag nach der Generalversammlung und nach zwei Tagen mit starken Verlusten mit einem Plus von 4,1% eine gute Erholung. Auch Schmolz+Bickenbach (+2,3%) waren im Vorfeld der Quartalszahlen vom kommenden Mittwoch gesucht.
Keine grossen Wellen haben Unternehmensnachrichten bei den Aktien von Emmi (+0,6%) und Straumann (+0,9%) geworfen. Der Milchverarbeiter beteiligt sich mit zu 40% an einem brasilianischen Milchverarbeiter und der Dentalimplantathersteller Straumann hat seine Beteiligung am kalifornischen Medizinprodukte-Unternehmen Rodo Medical erhöht. (awp/mc/pg)