CH-Schluss: Leichter – China verunsichert Anleger
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag seine Konsolidierung fortgesetzt. Belastend wirkten sich der fortgesetzte Ausverkauf an den chinesischen Börsen sowie die Passivität vieler Anleger vor der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank (Fed) aus. Die Märkte sorgten sich um die Entwicklung in China, sagte ein Händler.
Investoren würden eine zunehmende staatliche Regulierung befürchten. Nach der Technologiebranche hatte sich die Führung am Wochenende private Bildungseinrichtungen vorgenommen und damit Anlegern das Risiko einer Kapitalanlage im «Reich der Mitte» vor Augen geführt. Am Mittwoch dann dürfte bei der Fed besonders auf die Aussagen zur Inflation geschaut werden. Anleger interessieren sich vor allem für Hinweise, wann die Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm zurückfahren wird.
Der SMI schloss um 0,24 Prozent tiefer bei 12’021,09 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, büsste 0,56 Prozent auf 1948,86 und der umfassende SPI 0,31 Prozent auf 15’457,44 Punkte ein. Bei den Blue Chips dominierten die Verlierer etwa im Verhältnis drei zu eins.
Logitech (-9,9%) wurden von massiven Gewinnmitnahmen erfasst. Der Hersteller von Computerzubehör hatte erneut deutlich bessere Zahlen als erwartet vorgelegt – doch der im Urteil der Händler verhaltene Ausblick kam nicht gut an. Die Abgaben wuchsen sich zwischenzeitlich in den zweistelligen Bereich aus, nachdem auch noch die Tech-Werte an der Wall Street deutlich schwächer in den Handel starteten.
Zu den schwächsten Blue Chips zählte auch AMS (-2,7%). Der Titel gehört laut Händlern zu den am stärksten leerverkauften Aktien der Schweizer Börse. Möglicherweise wetteten Marktteilnehmer darauf, dass der Sensorenhersteller am Freitag mit dem Quartalsbericht enttäuschen könnte. Aus dem Tech-Sektor schlossen einzig Temenos (+0,2%) etwas fester.
Deutliche Abschläge verbuchten auch die Papiere des Personaldienstleisters Adecco (-4,1%). Händler verwiesen auf das Ergebnis des Rivalen Randstad, der zwar die Markterwartungen insgesamt übertroffen, aber im wichtigen Markt USA umsatzmässig enttäuscht habe. Daraus würden Rückschlüsse auf die Zahlen von Adecco gezogen.
Aber auch bei positiven Impulsen greifen Anleger nicht zu. Die Aktien der beiden Luxusgüterhersteller Richemont (-2,2%) und Swatch (-2,4%) tauchten beide. Dabei hatte der Weltmarktführer LVMH am Vorabend gute Ergebnisse veröffentlicht. Beide Papiere hatten nach den kürzlich veröffentlichten Zwischenberichte bereits kräftig zugelegt.
Finanzwerte schlossen ebenfalls mehrheitlich schwächer. Credit Suisse büssten 0,6 und UBS 0,1 Prozent ein – beide Papiere waren am Vortag stark nachgefragt gewesen. Die Entwicklung in China dämpfe möglichweise die Konjunktur, sagten Anlagestrategen. Mit Julius Bär (-2,1%) ging es noch weiter abwärts.
Die defensiven Schwergewichte verhinderten derweil Schlimmeres im SMI. Während Roche unverändert schlossen, büssten Novartis relativ geringe 0,3 Prozent ein. Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé (+0,2%) wird am Donnerstag den Halbjahresbericht zeigen. Experten rechnen mit einem starken Wachstum und unter Umständen mit einer höheren Guidance als bisher.
Höhere Kurse verzeichneten die Aktien von Givaudan (+1,1%), Clariant (+0,9%), Schindler (+0,8%) und Swisscom (+0,6%).
Am breiten Markt stachen Obseva mit plus 20,7 Prozent ins Auge. Die Biotechnologiefirma hat mit dem US-Unternehmen Organon ein Lizenzabkommen zur Entwicklung und Vermarktung eines Mittels abgeschlossen und hat Anrecht auf Meilenstein- und Lizenzgebühren von bis zu 500 Millionen Dollar. «Ganz schön viele Vorschusslorbeeren», sagte ein Händler.
Die Titel des Schokoladeherstellers Lindt&Sprüngli (+3,1%) legten nach der Zahlenvorlage zu, ebenso die des Verpackungskonzerns SIG Combibloc (+0,8%) und der Bank Vontobel (+0,9%). (awp/mc/ps)