CH-Schluss: SMI erreicht trotz China-Sorgen neuen Rekordstand

CH-Schluss: SMI erreicht trotz China-Sorgen neuen Rekordstand

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat im Dienstag trotz der Angst vor einer Epidemie in China einen neues Allzeithoch erreicht. Nach einem Handelsstart im Minus trauten sich die hiesigen Investoren nach dem ersten Schreck über die Folgen der neuen Lungenkrankheit im Verlauf des Tages wieder zaghaft zurück an den Markt. Der Aktienmarkt sei unglaublich robust, sagte ein Händler. Eine zunächst befürchtete Korrektur sei ausgeblieben.

Am Vormittag hatte die Angst vor einer Ausbreitung des Coronavirus die Märkte um den Globus in die Tiefe gezogen. Die Furcht vor einer Wiederholung der Sars-Epidemie des Jahres 2003 ging um. Diese hatte damals mehrere hundert Menschen getötet und die chinesische Wirtschaft arg gebremst. Auch Hongkong als wichtiger Absatzmarkt für Schweizer Luxusuhren war 2003 wochenlang paralysiert gewesen. «Der aktuelle Ausbruch kommt zu einer Zeit, da Dutzende Millionen Chinesen anlässlich des dortigen Neujahresfestes durch das Land reisen», erklärten die Analysten.

Der SMI schloss um 0,35 Prozent höher bei 10’884,51 Punkten und erreichte damit den höchsten Stand aller Zeiten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, stieg um 0,39 Prozent auf 1’674,21 Zählern und der marktbreite SPI um 0,45 Prozent auf 13’194,07 Zähler. Damit haben alle drei Indizes neue Bestmarken aufgestellt. Von den 30 SLI-Werten schlossen 19 im Plus und 11 im Minus.

Mit grossem Abstand Spitzenreiter waren Lonza (+7,5%), die im Tagesverlauf ihre Gewinne immer weiter ausbauten. Der Pharmazulieferer ist 2019 erneut gewachsen. Analysten von Baader Helvea sprachen von einem herausragenden Resultat. Zugpferd war das Segment Pharma Biotech & Nutrition. Zudem will Lonza die Vakanz an seiner Spitze in wenigen Monaten füllen.

Dahinter zeigten auch Logitech (+4,6%) einen steten Steigflug im Tagesverlauf. Die Sparten Gaming und Video bescherten dem schweizerisch-amerikanischem Zubehörhersteller ein Rekordergebnis im Weihnachtsquartal, das die Erwartungen der Finanzgemeinde übertraf. Zudem scheine das Schlimmste im Handelsstreit zwischen China und den USA vorüber zu sein, der den Geschäftsgang 2019 stark belastet habe, erklärte Konzernchef Bracken Darrell.

Schindler kletterten um 3,0 Prozent. Die Titel seien im Zuge von Zahlenhoffnungen gesucht. Händler berichteten von ausländischen Momentumkäufen.

Ausserdem erwiesen sich die defensiven Schwergewichte als Stütze des hiesigen Aktienmarkts. «Die Schlachtrösser des SMI ziehen den Karren», sagte ein Händler. Nestlé kletterten um 1,4 Prozent, während Roche (+0,6%) und Novartis (+0,2%) die Verlustzone verliessen, in der sie noch am Morgen gesteckt hatten. Die Schwergewichte seien nicht totzukriegen, hiess es von Marktteilnehmern.

Auf der anderen Seite standen UBS an der Spitze der Verlierer (-4,5%). Die Grossbank hat nicht ganz unerwartet ihre Finanzziele nach unten revidiert. Daran konnte auch das vierte Quartal nichts ändern, das besser ausfiel als von Analysten erwartet. Angesichts einer jährlich um 1 Cent steigenden Dividende und des laufenden Aktienrückkaufprogramms könnte sich die aktuelle Schwäche noch als günstige Einstiegsmöglichkeit erweisen, sagte ein Händler.

Im Fahrwasser der UBS verloren die Aktien der Konkurrentin Credit Suisse 1,3 Prozent. Dagegen konnten Julius Bär um 0,6 Prozent zulegen. Die Titel würden von Umschichtungen aus den Aktien der beiden Grossbanken, insbesondere aus jenen der UBS profitieren, sagten Händler.

Gebeutelt wurden auch AMS (-2,2%). Die China- und Virussorgen sowie die schwächelnden Automobilwerte verdarben den Investoren den Appetit auf die Aktien des Sensorenherstellers, heisst es am Markt. Ebenfalls von den Epidemieängsten in China wurden die Luxusgüterhersteller Richemont (-1,9%) und Swatch (-0,5%) hinuntergezogen. Zudem hat der Broker Oddo die Abdeckung der beiden Luxusgüterhersteller mit dem Rating «Reduce» aufgenommen. Allerdings konnten sich beide Konzerne deutlich von den Tagestiefständen lösen.

Im breiten Markt kamen Komax (-10,8%) und Tornos (-7,9) unter die Räder. Eine Verkaufsempfehlung der UBS und Sorgen um das weitere Wachstum schickten die Komax-Aktien in den Keller. Bei Tornos enttäuschten die Jahres- und Auftragszahlen.

Bei den Gewinnern kletterten Obseva um 7,4 Prozent. (awp/mc/ps)

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