CH-Schluss: Anleger treten nach gutem Lauf auf die Bremse

CH-Schluss: Anleger treten nach gutem Lauf auf die Bremse

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag den Rückwärtsgang eingelegt. Nach dem starken Lauf der vergangenen Tage büsste der SMI wegen Gewinnmitnahmen etwas an Terrain ein. Im Fokus der Anleger stand am Berichtstag zum Beispiel der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank. Allerdings überraschte die EZB die Märkte kaum: Der Leitzins im Euroraum blieb auf dem Rekordtief von null Prozent. Die EZB lege nach den jüngsten massiven Stützungsschritten eine Atempause ein, hiess es in Händlerkreisen.

Gleichwohl erklärten die Währungshüter, sie seien bereit, notfalls die Instrumente anzupassen. Daneben bremsten am Donnerstag durchwachsene chinesische Konjunkturdaten die Kauflaune der Anleger. Schliesslich wurde bekannt, dass der US-Arbeitsmarkt wegen Corona unter Druck bleibt. Letzte Woche stellten erneut 1,3 Millionen Menschen erstmals einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe. Vor dem Hintergrund der wieder steigenden Coronavirus-Infektionen stelle sich ausserdem die Frage, wie es mit der US-Wirtschaft nun weitergehe, sagte ein Börsianer.

Der SMI schloss schliesslich noch um 0,25 Prozent tiefer auf 10’433,43 Punkten – auf Tageshoch. Sein Tagestief hatte er derweil am Vormittag bei 10’356 Zählern markiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab 0,32 Prozent auf 1’575,93 Punkte nach und der breite SPI um 0,25 Prozent auf 12’893,61 Punkte. Unter den 30 SLI-Titeln schlossen etwas mehr als die Hälfte im Plus.

Die grössten Einbussen erlitten Temenos (-6,5%). Der Bankensoftware-Hersteller hatte am Vorabend die Resultate für das von der Coronakrise beeinträchtigte zweite Quartal vorgelegt und dabei zwar die Erwartungen übertroffen. Die Analysten verwiesen aber auf Sondereffekte und auf die hohe Bewertung der Titel. Entsprechend ausgeprägt waren die Gewinnmitnahmen.

Ebenfalls unter die Räder kamen nach einem schwachen Trading-Update Richemont (-4,6%). Die Verkäufe waren im Startquartal des ungeraden Geschäftsjahres um beinahe die Hälfte eingebrochen, womit der Luxusgüterkonzern noch schlechter abschnitt als befürchtet. Ausser in China wurde in allen Regionen klar weniger verkauft. Im Sog von Richemont fielen auch Swatch (-3,7%) deutlich zurück.

Etwas deutlicher zurückgebunden wurden zudem Vifor Pharma (-3,3%) und AMS (-2,2%). Auch Nestlé (-0,4%) schlossen im Minus. Die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-0,8%) und Roche (+0,2%) fanden keine einheitliche Richtung.

UBS (+0,2%) schnitten etwas besser ab als der Gesamtmarkt. Die Grossbank hatte zwar vor Bundesverwaltungsgericht eine Schlappe im Zusammenhang mit den noch nicht erledigten Amtshilfegesuchen Frankreichs erlitten, in Marktkreisen wurde dies allerdings als eher weniger relevant für den Börsenkurs gesehen.

An der Tabellenspitze etablierten sich Geberit (+3,0%), gestützt von einer Aufstufung durch Mainfirst auf «Buy». Eine Analyse der Produkte-Lancierungen zwischen 2008 und 2020 zeige, dass es dem Sanitärtechnikkonzern wohl leicht gelingen werde, 2021 und 2022 wieder ein organisches Wachstum im gewohnten Bereich von 4 bis 6 Prozent zu erreichen, schrieb der zuständige Analyst dazu.

Weitere Gewinner waren etwa Logitech (+1,6%) oder Sika (+0,9%). Für letztere hatte Barclays die Abdeckung mit der Einstufung «Overweight» und einem Kursziel von 225 Franken aufgenommen.

Im breiten Markt machten Wisekey einen Satz um rund 30 Prozent nach oben, nachdem die auf Internet-Sicherheit spezialisierte Firma eine Partnerschaft mit dem französischen Drohnenhersteller Parrot angekündigt hatte.

Rieter legten gegen den Trend 2,8 Prozent zu. Der Spinnereimaschinenhersteller erlitt zwar im ersten Halbjahr 2020 einen Verlust, der noch höher ausfiel als von Analysten erwartet. Im Ausblick zeigte sich die Gesellschaft aber zuversichtlicher, was positiv aufgenommen wurde.

Die Aktien des Flughafens Zürich (+3,9%) schlossen ebenfalls im Plus. Dabei zeigten die Titel zuletzt eine vergleichsweise uninspirierte Entwicklung. Aufwind dürften künftig aber unter anderem die abgeschlossenen Gebühren-Verhandlungen mit der Swiss und anderen Fluggesellschaften geben. (awp/mc/ps)

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