CH-Schluss: Defensive Werte bewahren SMI vor Kursrückgang
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag nahezu unverändert geschlossen. Nach einem schwächeren Start legte der SMI zunächst deutlich zu, bevor im späten Handel Kursverluste an der Wall Street noch Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende auslösten. Kursgewinne der defensiven Marktschwergewichte bewahrten den SMI dabei vor einem stärkeren Kursrückgang. An den übrigen europäischen Märkten machten sich dagegen Negativmeldungen stärker bemerkbar. Neben dem US-chinesischen Handelsstreit belasteten Konjunkturdaten und die politische Lage in Italien die Kurse und die Stimmung.
Im US-chinesischen Handelskonflikt wurde über Nacht eine neue Runde eingeläutet: Laut Medienbericht sollen US-Unternehmen weiterhin keine Lizenzen erhalten, um die Geschäfte mit dem chinesischen Technologiekonzern Huawei wieder aufzunehmen. Zudem trübten schwächere Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte und Europa die Marktstimmung. In Italien bahnen sich zudem Neuwahlen an. Die Populisten-Allianz aus rechter Lega und Fünf-Sterne-Bewegung ist nach nur 14 Monaten an der Macht gescheitert.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss nach einem Tageshoch auf 9’805 Punkten um 0,02 Prozent leichter bei 9’749,92, im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 0,5 Prozent. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) ermässigte sich um 0,21 Prozent auf 1’481,83 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,02 Prozent auf 11’869,44 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln gingen 21 schwächer und neun fester aus dem Markt.
Als Stützen des Marktes erwiesen sich einmal mehr die Schwergewichte Nestlé (+0,8%) und Roche (+0,9%). Laut Händlern parkierten Anleger ihr Geld wegen der tiefen Zinsen in diesen dividendenstarken und erstklassigen Titeln. Novartis (-0,9%) litten dagegen weiterhin unter den jüngsten Negativschlagzeilen. Mit Vifor (+1,7%) und Sonova (+0,9%) zogen weitere Werte aus dem Medizinsektor an. Vifor hatten bereits am Donnerstag im Zuge der Halbjahreszahlen und eines erhöhten Ausblicks den Handel mit einem Plus von annährend 9 Prozent beendet.
Gesucht waren zudem die Versicherer Swiss Re (+0,9%) und Zurich (+0,6%). Der Versicherer Zurich hatte schon am Vortag dank guter Halbjahreszahlen kräftig zugelegt. Beide Titel zählen ebenfalls zu den dividendenstarken Aktien.
Konjunktursorgen drückten dagegen auf die als zyklisch geltenden Aktien von Sika (-2,0%), Kühne+Nagel (-1,7%), LafargeHolcim (-1,0%), Adecco (-1,0%) und ABB (-0,8%). Bei Richemont (-1,0%) und Swatch (-0,7%) sowie Ams (-2,7%) kam ausserdem die Entwicklung in China als weiterer Verkaufsgrund hinzu.
Geberit (-1,0%), Schindler (-0,6%), Swiss Life (-0,2%) und Swisscom (-1,0%) büssten vor den in der kommenden Woche anstehenden Halbjahresberichten Terrain ein.
Die Regierungskrise im hoch verschuldeten Italien sowie Konjunktursorgen und die tiefen Zinsen schickten laut Händlern die Aktien der Banken Credit Suisse (-0,4%), UBS (-0,7%) und Julius Bär (-0,9%) auf Talfahrt. Bei Julius Bär machte sich zudem weiterhin der Abbau durch den Grossaktionär T. Rowe Price negativ bemerkbar. Beobachtern zufolge ist der US-Vermögensverwalter bereits der zweite Grossaktionär innerhalb weniger Wochen, der sich bei der Zürcher Bank von Aktien getrennt.
Am breiten Markt gewannen Meyer Burger 11 Prozent. Händler sprachen von steigender Auftragsfantasie, nachdem der Zulieferer für die Solarindustrie von der britischen Firma Oxford PV, an der die Berner mit fast einem Fünftel beteiligt sind, jüngst einen grösseren Auftrag erhalten hat.
Die Anteile von Investis gewannen 2,9 Prozent. Die Immobiliengesellschaft lockte mit dem Verkauf einer Tochtergesellschaft Anleger. Beim Mischkonzern Conzzeta (+2,0%) griffen die Anleger nach Zahlen zu. (awp/mc/pg)