Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Wochenschluss deutlich tiefer geschlossen. Nach der «Fed-Rally» am Vortag hätten die Anleger auf neue Impulse gewartet und vor dem Wochenende erst einmal Gewinne mitgenommen, hiess es im Handel. Auffallend stark waren bei den Einzelwerten indes Aryzta, während Abgaben in Nestlé den Leitindex nach unten zogen. Richtungsgebende Impulse waren am Freitag aber Mangelware.
So hat etwa die Publikation der Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone die hiesigen Indizes kaum bewegt und auch von der Wall Street kam an Nachmittag kein frischer Rückenwind: In New York sei ebenfalls nach dem jüngsten Kursaufschwung Durchatmen angesagt gewesen, so der Tenor im Handel. Im Fokus der Anleger stand auch der Ölmarkt, wo derzeit darüber spekuliert wird, ob sich wichtige Förderländer bei einem Treffen kommende Woche in Algier auf eine Förderobergrenze einigen werden. Rohstoffexperten sind allerdings skeptisch.
Der Swiss Market Index (SMI) büsste am Freitag 0,42% auf 8’272,89 Punkte ein. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein Plus von 1,8%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, büsste 0,16% auf 1’257,16 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,36% auf 9’009,21 Zähler ein. Unter den 30 wichtigsten Titel verzeichneten 17 ein negatives Vorzeichen, acht ein positives und fünf schlossen unverändert.
Mit einem massiven Kurssprung von 9,9% fielen die Papiere des Backwaren-Herstellers Aryzta auf. Dieser hatte am Vorabend die Nomination eines neuen Verwaltungsratspräsidenten bekannt gegeben. Gary McGann wird an der nächsten Generalversammlung den aktuellen Amtsinhaber Denis Lucey ablösen. Analysten begrüssten den Schritt und erhoffen sich vom neuen Präsidenten ein Gegengewicht zum starken, aber sehr umstrittenen Management. Die Berufung des bekannten Schweizer M&A-Anwalts Rolf Watter als Mitglied des Leitungsgremiums habe zudem Verkaufsphantasien für Aryzta geweckt, hiess es in Marktkreisen.
Etwas deutlicher nach oben ging es dahinter noch für Syngenta und Swiss Re (je +0,9%). Der Aktienkurs des Agrochemiekonzerns ist aber seit Februar ohnehin ziemlich «festgenagelt» – und zwar seit die Offerte von ChemChina vorliegt.
Am anderen Ende des Tableaus zogen Nestlé mit einem Abschlag von 1,7% den Index nach unten, ohne das ein klar ersichtlicher Grund dafür vorgelegen hätte. Am ehesten könnten Gewinnmitnahmen dafür verantwortlich gemacht werden, meinten Marktteilnehmer.
Die ebenfalls grosskapitalisierten Pharmawerte Novartis (-0,1%) und Roche (+0,2%) bildeten ein gewisses Gegengewicht; die Papiere von Actelion büssten 0,8% ein. Die Finanzwerte standen nicht sonderlich unter Verkaufsdruck: Swiss Life büssten hier mit -0,6% am meisten ein; am besten hielten sich derweil Swiss Re mit +0,9%. Die Grossbankenaktien Credit Suisse (-0,1%) und UBS (-0,3%) büssten nur wenig Terrain ein.
Im breiten Markt avancierten Alpiq um 0,1%. Der hoch verschuldete Energiekonzern plant die Veräusserung eines Gas-Kombikraftwerks in Budapest. Mit dem Erlös aus dem Verkauf soll die Nettoverschuldung weiter reduziert werden.
Sunrise (+0,6%) erhielten von einer Ersteinstufung durch RBC mit dem Rating «Outperform» Support. Der Leclanché (+1,5%) hatte derweil mitgeteilt, dass er bis in zwei Jahren deutlich geringere Schwankungen seiner Umsatzzahlen erwarte.
Zehnder stiegen um 0,2%, nachdem eine Immobilie in China zwar später als erwartet, dafür aber teurer als ursprünglich geplant verkauft werden konnte. Der ausserordentliche Gewinnbeitrag weckte bei Analysten Begehrlichkeiten in Form einer Sonderdividende. Wahre Euphorie kam gemessen am Aktienkurs aber nicht wirklich auf.
Mit starken Aufschlägen fiel die Aktie der Schweizerischen Nationalbank (+12,9%) auf, die gar einen neuen Höchststand erreichte. Logitech gaben hingegen um 1,9% oder um 40 Rappen nach, allerdings wurden die Titel ohne den Dividendenabgang von 56 Rappen gehandelt. (awp/mc/cs)