Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat seine Aufwärtsbewegung fortgesetzt und am Mittwoch den vierten Börsentag in Folge im Plus geschlossen. Gestützt wurde die Stimmung von den positiven Wirtschaftsdaten aus Europa. Vor allem die beiden grossen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich wiesen im zweiten Quartal ein höheres Wachstum auf als erwartet.
In der Schweiz zeige sich derzeit noch kein überkauftes Szenario, weshalb eine Konsolidierung kurzfristig eher unwahrscheinlich sei, meinte ein Händler. Auch eine negative US-Börse vermochte den Schweizer Markt am Nachmittag nur wenig nach unten zu ziehen. An der Wall Street rückte erneut die Sorge um ein Zurückfahren der US-Geldpolitik in den Fokus. Diese Debatte werde die Börsen wohl noch lange begleiten, hiess es am Markt. Neue Fakten stünden aber wohl erst wieder in der kommenden Woche mit der Veröffentlichung der neuen Fed-Protokolle an.
Der SMI schloss um 0,52% im Plus auf 8’078,26 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) rückte um 0,61% auf 1’239,32 Punkte vor und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 0,52% auf 7’647,09 Zähler. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Schluss 24 im Plus und 6 im Minus.
Sehr fest gingen Swiss Life (+5,3%) aus dem Handel. Der Versicherer hatte am Morgen über den Erwartungen ausgefallene Halbjahreszahlen vorgelegt. Analysten hoben die solide operative Entwicklung hervor, zeigten sich aber etwas enttäuscht über den Rückgang des Eigenkapitals wegen der gestiegenen Zinsen. Eine gute Nachricht sei zudem die Anfang Woche kommunizierte Beilegung des Rechtsstreits mit Kunden des früheren AWD, so ein Händler.
Die positiven europäischen Konjunkturdaten verhelfen zudem Adecco (+1,9%) zu deutlichen Kursgewinnen. Könne sich Frankreich nachhaltig aus der Stagnation lösen, sei eine Trendwende beim Wachstum des Unternehmens in der zweiten Jahreshälfte möglich, meinte ein Marktbeobachter. Auch weitere Zykliker wie Sulzer (+1,6%), SGS (+1,3%) oder Clariant (+1,1%) schlossen deutlich fester. Swatch (+1,0%) profitierten zudem von einer Ratingerhöhung durch das Aktienresearch von Standard & Poor’s auf «Hold» von bisher «Sell».
Stark zeigten sich auch die Grossbankentitel CS (+2,1%) und UBS (+1,6%). Julius Bär schlossen 1,2% im Plus. Die Barclays-Analysten beliessen in einer Studie ihre Anlageempfehlung für die Titel der Vermögensverwalterin bei leicht höherem Kursziel auf «Equalweight»: Der Transfer der von Merrill Lynch übernommenen Vermögen geschehe langsamer als erwartet, kommentierten sie.
Unterstützung erhielten die Indizes auch von den schwergewichtigen Novartis-Titeln (+1,0%). Laut Medienberichten will der Pharmakonzern nächste Woche mit einer Überprüfung des Portfolios basierend auf der zukünftigen Strategie beginnen. Der neue Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt kann sich danach auch «Ergänzungsakquisitionen von bis zu 10 Mrd USD» vorstellen. Die weiteren Schwergewichte Roche (+0,2%) und Nestlé (+0,1%) schlossen dagegen nur leicht im Plus.
Geberit (+0,5%) beendeten den Tag nach dem starken Kursrückgang vom Dienstag etwas fester. Schindler, die am Dienstag ebenfalls nach Semesterzahlen bereits stark abgegeben hatten, setzten den Sinkflug fort und gaben weitere 1,5% nach. Die Analysten der UBS und von Exane korrigierten ihre Kursziele für Schindler leicht nach unten, blieben aber bei der Anlageempfehlung «Neutral».
Im Vorfeld der Semesterzahlen-Publikation vom Donnerstag legten Holcim (+0,8%) zu, Zurich (-0,4%) schlossen dagegen schwächer. Für den Versicherer erwarte eine steigende Zahl von Marktteilnehmern eine Ergebnisenttäuschung, meinte ein Marktbeobachter.
Tecan (+5,2%) waren nach Vorlage des Zwischenergebnisses gesucht. Die Analysten bezeichneten das Ergebnis als «gemischt», die operativen Fortschritte würden vom Markt aber wohl stärker bewertet als die enttäuschenden Umsatz- und Reingewinnzahlen. Meyer Burger (-2,4%) gaben vor definitiven Halbjahreszahlen nach.
Ungewöhnlich starke Avancen bei hohen Volumen verzeichneten Addex (+18%). Relevante Neuigkeiten lagen keine vor. Seit Jahresbeginn kommen die Titel allerdings immer noch auf ein Minus von rund 65%. (awp/mc/upd/ps)