Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag erneut nachgegeben und damit auch die Woche klar im Minus beendet. Die wieder etwas eingetrübte Stimmung war vor allem auf die neuesten Entwicklungen im globalen Handelsstreit zurückzuführen. US-Präsident Trump hatte über Nacht mit seiner Sichtweise zum Welthandel nicht nur auf der politischen Bühne weiteres Geschirr zerschlagen, sondern auch an den Finanzmärkten für Unruhe gesorgt, vor allem mit seinen Plänen zu China.
Bereits in der kommenden Woche nämlich könnten demnach neue Zölle auf chinesischen Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar verhängt werden. Ausserdem hat Trump ein Angebot der EU zur gegenseitigen Abschaffung von Autozöllen vorerst zurückgewiesen. Die Unberechenbarkeit der US-Politik bleibe eine Belastung für die Aktienmärkte, hiess es dazu im Handel. Gebremst wurde die Investitionslust aber auch durch die andauernden Krisen in Schwachwährungsländern wie Argentinien und Türkei, was wiederum den Franken zu einer neuen Stärkephase – insbesondere gegenüber dem Euro – führte.
Der Swiss Market Index (SMI) gab am Freitag zum Schluss 0,76 Prozent auf 8’873,56 Punkte nach. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab 0,82 Prozent auf 1’467,03 Punkte nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,60 Prozent auf 10’740,34 Punkte. Von den 30 Titeln schlossen 27 im Minus. Auf Wochensicht ergab sich beim SMI ein Minus von 0,9 Prozent, auf Monatssicht ein solches von 2,2 Prozent.
Die grössten Einbussen erlitten am Berichtstag Aryzta (-3,5%), welche im September anlässlich der Indexrevisionen durch die SIX aus dem SLI fallen werden. Dahinter büssten Richemont (-2,1%) sowie vor allem Swatch (-3,3%) klarer an Terrain ein. Swatch litten im Speziellen auch unter einer Abstufung durch die UBS, welche die Aktien auf «Neutral» von «Buy» zurückgenommen und auch das Kursziel klar gesenkt hat.
Die UBS verwies darauf, dass die Ergebnissteigerungen des laufenden Jahres im Kurs bereits gut eingepreist und die Marktrisiken mittlerweile gestiegen seien. Den beiden Luxusgüteraktien machten aber auch die Unsicherheiten um China besonders zu schaffen, denn das «Reich der Mitte» gilt als wichtigster Absatzmarkt für teure Uhren und glänzenden Schmuck.
Weitere konjunktursensitive Aktien wie LafargeHolcim (-2,4%) oder Sika (-1,7%) standen ebenfalls etwas unter Druck. Für LafargeHolcim hatte Merrill Lynch die Einschätzung auf «Underperform» von «Neutral» zurückgenommen.
Etwas gegen unten abgestützt wurde der Gesamtmarkt durch die leicht stärkeren Nestlé (+0,2%) und die lediglich moderat gesunkenen Roche (-0,4%). Novartis schlossen derweil mit einem Minus von 1,1 Prozent schwächer als der Gesamtmarkt.
Klar grösster Gewinner bei den Blue Chips waren Sonova (+2,6%). Der Hörgerätekonzern hat ein bis zu 1,5 Milliarden Franken schweres Aktienrückkaufprogramm lanciert, was den Aktien Auftrieb verlieh. Zu den wenigen Gewinnern gehörten auch noch Adecco (+0,2%).
Im breiten Markt legten mit dem Finanzbroker Compagnie Financière Tradition (Aktie -0,5%), der Privatbank Edmond de Rothschild (-1,2%), den Immobilienfirmen Zug Estates (unv.) und Plazza (+0,9%) sowie dem Pflaster- und Wundverbandhersteller IVF Hartmann (unv.) eine Reihe kleinerer Unternehmen Zahlen zum ersten Halbjahr vort. Insgesamt hinterliessen sie aber keine grossen Spuren am Aktienmarkt.
Zur kleineren Gruppe der Gewinner gehören Valiant (+0,4%). Die Bank hat einen Nachfolger für den CEO Markus Gygax gefunden. Sein heutiger Stellvertreter und Finanzchef Ewald Burgener wird den Chefposten ab Mai 2019 übernehmen. Auffallend waren noch die Kurssprünge bei den Aktien der auf Immobilien in Russland spezialisierten ENR Russia (-12%) sowie der Industriebeteiligungsgesellschaft Perrot Duval (+6,7%). (awp/mc/pg)