CH-Schluss: Euro-Hoffnungen lassen SMI auf Jahreshoch klettern
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag den Schwung aus der vorangegangenen Woche mitgenommen und den Handel mit klar festeren Notierungen abgeschlossen. Dabei legte der SMI vor allem in der zweiten Handelshälfte von Finanzaktien und einigen Zyklikern angeführt stark zu, überwand die Marke von 6’400 Punkten und verbesserte den Jahreshöchstwert auf 6’418 Stellen. Die Bekenntnisse zum Euro von EZB-Chef Mario Draghi, Angela Merkel und François Hollande von letzter Woche liessen die Aktienkurse weiter ansteigen.
Haupttreiber der derzeitigen Aufwärtsbewegung sei die EZB, sagten Händler. Mario Draghi habe am vergangenen Donnerstag beteuert, dass man für das Fortbestehen des Euro alles unternehmen werde. Insbesondere rechne man im Handel nun damit, dass die Notenbank gemeinsam mit dem Rettungsschirm EFSF aktiv zur Stabilisierung an den Anleihemärkten von Spanien und Italien eingreife, hiess es. Die Erwartungshaltung an die EZB-Sitzung vom kommenden Donnerstag sei nun entsprechend hoch, warnten Experten.
Bis Börsenschluss stieg der SMI um 0,62% auf 6’402,38 Punkte. Auf diesem Niveau schloss er zuletzt Anfang Juni 2011. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,86% auf 948,88 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,62% auf 5’918,21 Punkte.
Bei den Blue Chips gehörten die Titel der UBS (+3,9%) zu den grössten Gewinnern. Die Grossbank legt am morgigen Dienstag den Quartalsbericht vor, wobei nebst den Zahlen vor allem Aussagen zu einer Reihe von Spezialthemen im Fokus stehen. So dürfte die Entwicklung in der Libor-Affäre, Angaben zur von Personalpolitik respektive Kostenentwicklung oder das Vorankommen beim Abbau von risikogewichteten Aktiven interessieren.
Die Hauptstütze bei der UBS und auch bei anderen Finanztitel war aber die Hoffnung auf mögliche Eingriffe der EZB zur Rettung des Euro. Die Versicherer Bâloise (+2,3%), Swiss Life (+2,1%) oder Swiss Re (+0,9%) profitierten besonders davon.
Dagegen konnten die Aktien der Credit Suisse (+0,5%) mit den Branchennachbarn nicht ganz mithalten. Die Bank hatte Pflichtwandelanleihen im Umfang von 3,8 Mrd CHF platziert. Mit diesen will sie unter anderem ihre Kapitalausstattung im Hinblick auf die neuen Regulierungsvorschriften Basel III verstärken.
Zu den grössten Gewinnern im SMI/SLI gehörten am Montag auch einige Zykliker. Logitech (+2,9%) gelang es, einen Teil der Verluste aus der Vorwoche vergessen zu machen. Der Hersteller von Computerzubehör hatte letzte Woche die Anleger mit Zahlen zum ersten Quartal 2012/13 enttäuscht.
Weit vorne in der Tabelle standen am Ende auch die Aktien des Personaldienstleisters Adecco (+3,2%), jene des Zahnimplantatespezialisten Nobel Biocare (+2,4%) oder die Papiere des Bauchemie- und Klebstoffherstellers Sika (+1,7%).
Die Index-Schwergewichte waren im hinteren Mittelfeld des SMI/SLI zu finden. Roche verteuerten sich nach einem Interview des CEO Severin Schwan in der Wochenendpresse mit 0,5%. Schwan unterstrich unter anderem die gute Entwicklung des Pharmakonzerns in Asien. Derweil gewannen Novartis 0,4% und Nestlé 0,3%.
Auf der Verliererseite gaben Lonza 0,9% und Julius Bär um 0,7% nach. Bei den Aktien der Privatbank ging es jedoch seit Mitte Juli stark aufwärts. Auch die Titel des Agrarchemiekonzerns Syngenta legten eine Verschnaufpause ein und gaben um 0,8% nach. Die niederländische ING hatte das Rating auf «Sell» gesenkt.
Im breiten Markt brachen Metall Zug um 6,3% ein. Das Unternehmen hatte am Freitagabend überraschend erste Angaben zum ersten Semester gemacht, verbunden mit einer Gewinnwarnung. Im April hatte sich das Unternehmen noch zuversichtlich gezeigt, weiteres Wachstum bei Umsatz und Betriebsergebnis zu erzielen.
Dufry büssten nach Zahlen 4,9% ein. Die vorgelegten Quartalszahlen hätten auf Umsatzebene leicht enttäuscht, hiess es in Marktkreisen. Dafür sei die Verbesserung der EBITDA-Marge beim Reisedetailhändler noch etwas stärker ausgefallen als prognostiziert.
Dagegen kletterten Vontobel um weitere 6,1% nach oben, nachdem das Papier bereits am Freitag verbunden mit den Halbjahreszahlen über 10% in die Höhe geschnellt war. Die Bankentitel Sarasin und Valiant gewannen nach Zahlen 0,2% respektive 5,9%. Der Banque Profil de Gestion gelang im Halbjahr die Rückkehr in die Gewinnzone, die Aktien legten um 23% zu. (awp/mc/upd/ps)