Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den letzten Handelstag des Monats August mit einem kleinen Minus beendet. Der Leitindex SMI startete am Morgen leicht im Plus und konnte bis zum Mittag noch etwas stärker zulegen. Mit einem verhaltenen Start an der Wall Street schmolzen die Aufschläge aber zusehends ab, und am Ende drehten die Kurse leicht ins Minus.
Händler sprachen von ermutigenden chinesischen Konjunkturdaten. Aber auch die Entscheidung der US-Notenbank Fed aus der vergangenen Woche für mehr Spielraum beim Inflationsziel hatte die Stimmung zunächst weiter gestützt. Die hohen Bewertungen gemessen an den Kurs-Gewinn-Verhältnissen würden aber bei manchem Investor für Stirnrunzeln sorgen, hiess es in einem Kommentar der ZKB. Von der Konjunkturseite hatten die BIP-Zahlen aus Italien, die noch etwas schwächer ausfielen als erwartet, keinen grossen Einfluss. Die Inflation in Deutschland war schwächer als erwartet.
Der SMI schloss 0,28 Prozent tiefer bei 10’135,56 Punkten (Tageshoch 10’245). Damit beträgt das August Monatsplus beim wichtigsten Schweizer Aktienindex 1,3 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,33 Prozent auf 1’550,16 und der breite SPI 0,13 Prozent auf 12’658,85 Zähler. Bei den 30 Top-Werten gab es zum Handelsschluss 19 Verlierer und elf Gewinner.
Im späten Handel gerieten insbesondere die Aktien der Versicherer und Grossbanken unter Druck. Am unteren Ende der Blue-Chips-Liste lagen – ohne fundamentale News – Swiss Life (-2,0%), Zurich (-1,7%), UBS und CS (je -1,5%).
Die Titel des Rückversicherers Swiss Re (-1,3% auf 72,64 Fr.) wurden von der deutschen Commerzbank auf ‹Buy› von ‹Hold› mit Kursziel 90 Franken angehoben. Die Analysten rechnen mit weiteren Preissteigerungen, was zu Verbesserungen der Combined Ratios führen dürfte. Swiss Re ist im bisherigen Jahresverlauf mit einem Minus von über 30 Prozent klar der schwächste SMI-Titel.
Die grössten Gewinne bei den Blue Chips gingen an die Technologietitel Temenos (+1,8%) und Logitech (+2,0%), die von positiven US-Vorgaben aus dem Technologiesektor profitierten. Die lange Zeit mit-führende AMS (+0,4%) gerieten zum Handelsende etwas ins Hintertreffen.
Auch Zykliker wie Lonza (+1,4%), Sika (+1,1%), Schindler (+0,8%) oder Givaudan (+0,6%) zogen aufgrund des Konjunkturoptimismus etwas stärker an. Im frühen Handel hatten zeitweise auch die beiden Uhrenwerte von den China-Zahlen profitiert, am Ende lagen Swatch und Richemont (je -0,6%) aber klar tiefer.
Die Pharma-Schwergewichte Roche (+0,7%) und Novartis (-0,2%) schlossen uneinheitlich. Mit dem Markt tiefer schlossen Nestlé (-0,3%). Der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller verstärkt sich im Bereich Lebensmittelallergien und übernimmt dazu die in San Francisco beheimatete und an der Nasdaq kotierte Aimmune Therapeutics. Der Unternehmenswert wurde mit 2,6 Milliarden US-Dollar angegeben. Die Übernahme kam gut an. So sprachen die Experten der Bank Vontobel von einer «guten strategischen Ergänzung» in einem Bereich, der hohes Wachstum und hohe Rentabilität verspreche.
Im breiten Markt blieben Aryzta (+9,2%) weiter Spielball von Spekulationen. Nachdem Übernahmephantasien zuletzt etwas in den Hintergrund getreten waren, wurden sie am Wochenende nun wieder entfacht. Der berühmt berüchtigte Hedgefonds Elliot Management des Milliardärs Paul Singer soll nun plötzlich ein Interesse haben, hiess es in Medienberichten. Der Name Singer lasse natürlich aufhorchen, meinte ein Händler, entsprechend seien die heutigen Kursgewinne nicht allzu überraschend. Allerdings sei weiter alles sehr spekulativ.
Gefragt waren auch Polyphor (+2,4%). Das Biotech-Unternehmen hat eine Lizenzvereinbarung für Balixafortide in China mit Fosun Pharma bekannt gegeben. Die Vereinbarung stelle für Polyphor ein Meilenstein dar, werde dadurch die Entwicklung und Kommerzialisierung von Balixafortide doch vorangetrieben, heisst es dazu.
Der Stahlproduzent Schmolz+Bickenbach (+1,5%) will derweil mit einer weiteren Kapitalmassnahme und einem neuen (alten) Namen – nämlich Swiss Steel – einen Neuanfang starten. Die Aktien des Immobilienunternehmens Hiag (+9,1%) wurden nach Halbjahreszahlen gekauft.
Der Motorradbauer Pierer Mobility (+1,3%) machte optimistische Aussagen zum zweiten Halbjahr, wies aber in den ersten sechs Monaten einen Verlust aus.
Relief Therapeutics (+10%) vermeldeten eine Erhöhung des Aktienkapitals durch Inanspruchnahme einer Aktienzeichnungsfazilität. (awp/mc/pg)