Zürich – Am Schweizer Aktienmarkt haben die Kurse am Donnerstag kräftig zugelegt, wobei der Leitindex SMI erstmals seit Ende April wieder über die Marke von 9’900 Punkten gestiegen ist. Getragen wurde der Kursanstieg von den Hoffnungen auf eine Wiederbelegung der Wirtschaft und auf den massiven Wiederaufbau-Fonds der EU.
Warnungen von Beobachtern vor Übertreibungen wurden kaum gehört. Die Anleger wollten offenbar nicht erkennen, dass die wirtschaftliche Situation nach dem Coronavirus eine andere sein werde als vor der Krise, kommentierte etwa ein Marktanalyst. Keine guten Nachrichten gab es zudem aus den USA, wo die Wirtschaft nach neusten Zahlen im ersten Quartal noch etwas stärker geschrumpft ist als angenommen. Zudem stieg die Zahl der Arbeitslosen in der vergangenen Woche weiter stark an.
Der SMI schloss 2,16 Prozent im Plus bei 9’926,03 Punkten, allerdings klar unter dem Tageshoch von 9’966 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien vertreten sind und bei dem die Gewichte der grössten Werte gekappt sind, gewann 2,26 Prozent auf 1’475,46 Punkte und der breite SPI legte 2,14 Prozent auf 12’330,08 Stellen zu. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 28 im Plus und zwei im Minus.
Die stärksten Kurszuwächse im SMI/SLI gab es für die Technologietitel Logitech (+5,2%) und AMS (+4,8%). Logitech kündigte eine Erhöhung der Dividende um rund 10 Prozent an und legte ein neues Aktienrückkaufprogramm auf. Die Aktien des Bankensoftwarespezialisten Temenos (+3,5%) legten nach einem freundlichen Analystenkommentar und einem neuen Auftrag aus Brasilien ebenfalls deutlich zu.
Nach oben gezogen wurden die Indizes zudem von deutlichen Kursgewinnen der Pharma-Schwergewichte Roche (+2,8%) und Novartis (+2,7%), die beide am Tag davor noch deutlich nachgegeben hatten. Roche gab den Start einer Studie seines Medikaments Actemra in einer Kombinationstherapie zur Behandlung einer durch Covid-19 ausgelösten Lungenentzündung bekannt. Am Nachmittag vermeldete zudem eine US-Krankenhauskette, dass die Novartis-Tochter Avexis einen genbasierten Impfstoff gegen das Coronavirus für klinische Tests produzieren werde.
Von der wieder verbesserten Stimmung für defensivere Werte profitierten auch Vifor Pharma (+4,7%) und Alcon (+4,2%). Auch die Aktien des Hörgerätespezialisten Sonova (+3,5%) schlossen klar fester. Givaudan (+3,0%) legten nach der Übernahme des französischen Biotechunternehmens Alderys ebenfalls überdurchschnittlich zu.
Bei den typischen Zyklikern stiegen vor allem Kühne+Nagel (+3,7%) stark an, während Titel wie ABB und Adecco (je +2,0%) oder LafargeHolcim (+1,7%) etwas unter dem Marktschnitt anzogen. Die in den letzten Wochen stark gebeutelten Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (+2,2%) und Swatch (+2,1%) schlossen ebenfalls fester.
Uneinheitlich zeigen sich die am Vortag noch sehr starken Finanzwerte. Bei den Grossbankenaktien waren CS (+2,7%) den ganzen Tag über stärker in der Gunst der Anleger als UBS (+0,7%). Deutliche Avancen gab es auch für die Titel des Vermögensverwalters Julius Bär (+3,0%).
Bei den Versicherungswerten konnten Zurich (+2,2%) etwa mit dem Markt zulegen. Dagegen schlossen Swiss Re (-0,6%) und Swiss Life (-1,1%) als schwächste Bluechips leicht im Minus.
Am breiten Markt wurden SoftwareOne (+5,8%) durch eine Kaufempfehlung von Kepler Cheuvreux beflügelt. Der Immobilienentwickler Peach Property (+1,1%) vermeldete aus Anlass seiner Generalversammlung, dass er keine negativen Auswirkungen der Coronakrise spüre.
Der Baukonzern Implenia (-0,2%) gab derweil Details zu der geplanten Abspaltung eines Teils des Immobilienportfolios in die Ina Invest Holding und zur deren Kapitalerhöhung bekannt.
Basilea (+1,2%) schlossen moderat fester, nachdem das Biopharmaunternehmen seine Investoren über den aktuellen Stand der Forschungsprojekte informiert hatte. Ebenfalls zulegen konnten die Titel von des Pharmaunternehmens Cassiopea (+1m8%), das seine Zahlen zum ersten Quartal veröffentlicht hatte. (awp/mc/ps)