CH-Schluss: SMI leicht im Minus – EZB ohne grosse Wirkung
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag leicht tiefer geschlossen. Nach dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) fand der SMI zwar zunächst keine eindeutige Richtung. Anderthalb Stunden vor Handelsschluss gab er aber deutlicher nach und fiel klar unter die Marke von 11’500 Punkten. Auslöser seien vorsichtige Äusserungen eines US-Notenbankers im Hinblick auf Zinssenkungen gewesen, hiess es im Handel. Ausserdem hätten manche Investoren die Aussagen der EZB so interpretiert, dass nach dem sich abzeichnenden Zinsschritt im Juni erst einmal Abwarten angesagt sei.
«Im Grund genommen bot die EZB aber keine Überraschung», meinte ein Börsianer. Im Gegenteil habe sie mit dem unveränderten Leitzins und mit ihren Aussagen zur weiteren Zinsentwicklung ziemlich genau die Erwartungen des Marktes erfüllt. Konkret habe sie die Tür für eine Zinssenkung im Juni weiter aufgestossen. «Bleibt ein unvorhersehbarer externer Schock aus, wird die EZB dann ihre Leitzinsen senken», fasste ein Experte die Mehrheitsmeinung zusammen. Die ebenfalls am frühen Donnerstagnachmittag veröffentlichten US-Daten setzten ebenfalls keinen nachhaltigen Impulse. Sie fielen im Hinblick auf eine baldige Zinssenkung des Fed zwar positiv aus. Sie seien aber zuwenig wichtig gewesen, um den Dämpfer vom Vortag infolge der Inflationszahlen vergessen zu machen, so ein Händler.
Der SMI schloss letztlich 0,26 Prozent tiefer auf 11’465,74 Punkten und damit wieder etwas über dem Tagestief von 11’427 Stellen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab um 0,22 Prozent auf 1880,93 und der breite SPI um 0,21 Prozent auf 15’127,32 Zähler nach. Im SLI hielten sich Gewinner und Verlierer in etwa die Waage.
Die UBS-Papiere (-2,5%) waren wie schon am Vortag, als sie 2,7 Prozent nachgegeben hatten, grösste Verlierer bei den Blue Chips. Der Bundesratsberichts zur Bankenstabilität habe manche Anleger auf dem falschen Fuss erwischt, hiess es im Handel. Deshalb würden nun wegen der Aussichten auf eine stärkere Regulierung und damit verbundene Eigenmittelvorschriften erst einmal Gewinne mitgenommen.
Unter Druck waren auch die beiden Luxusaktien Swatch (-1,5%) und Richemont (-1,1%).
1 Prozent oder mehr gaben ausserdem noch SGS (-1,4%), Zurich (-1,2%) und Swiss Re (-1,1%) nach.
Tiefer schlossen weiter Givaudan (-0,7%) nach der Vorlage von Q1-Zahlen. Der Quartalsbericht wurde eigentlich als sehr gut beurteilt. Der Aromen- und Duftstoffhersteller ist im ersten Quartal organisch stark gewachsen und die ZKB sprach gar von einem brillanten Jahresstart. Händler verwiesen aber auf Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktie seit Jahresanfang gut 15 Prozent zugelegt hatte.
Grösste Gewinner waren auf der anderen Seite Sandoz (+2,6%), die damit ihren volatilen Verlauf fortsetzten. Es müsse sich aber erst noch zeigen, ob der Abwärtstrend gebrochen sei, hiess es am Markt.
Klar im Plus schlossen auch die schwergewichtigen Roche GS (+0,8%). Der Pharmagigant hat von der FDA den Durchbruch-Status für seinen Bluttest Elecsys zur Alzheimer-Diagnose erhalten. Alzheimer zähle zu den Gebieten mit sehr viel Potenzial, sagte ein Händler. Die anderen beiden Schwergewichte Novartis (-0,6%) und Nestlé (+0,4%) beendeten den Handel uneinheitlich.
Deutliche Gewinne verbuchten ausserdem noch Sika (+1,1%) und Lonza (+0,9%).
VAT (+0,2%) vermochten derweil ihre zeitweise klaren Avancen, die sie auf ein neues Hoch von 502,20 Franken hievten, nicht ganz zu halten. Grund für die Gewinne waren die Quartalzahlzahlen. Der Vakuumventil-Hersteller hat im ersten Quartal deutlich mehr Aufträge erhalten.
Aus den hinteren Reihen fielen Idorsia (-26%) negativ auf. Das Biotechunternehmen will seine Liquiditätslage verbessern und wird daher an einer Anleihegläubigerversammlung vorschlagen, die im Juli fällige Wandelanleihe nach eigenem Ermessen ganz oder teilweise in Aktien zurückzuzahlen.
Dagegen legten Jungfraubahn (+8,4%) nach Jahreszahlen zu. Und Clariant (+2,8%) wurde von einer neuen Kaufempfehlung auf ein neues Jahreshoch gehievt.
Medmix (+0,9%) zogen nach einem CEO-Wechsel ebenfalls an.
Helvetia (-0,2%) zeigten derweil keine grosse Reaktion auf die Vorlage der Jahreszahlen 2023. (awp/mc/ps)