Zürich – Die Schweizer Börse hat zur Wochenmitte ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Der Leitindex SMI markierte am Nachmittag gar erstmals einen Stand von mehr als 11’000 Punkten und schloss schliesslich leicht darunter. Hoffnungen auf einen Durchbruch in der Bekämpfung des Coronavirus hatten den Märkten nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa Rückenwind verschafft.
«Die Berichte über die Entwicklung eines neuen Medikaments, die auch über die sozialen Medien verbreitet wurden, sind von der WHO zwar schon dementiert worden», sagte ein Börsianer. Trotzdem habe sich an der Börse die Erwartungshaltung verfestigt, «dass eine drohende konjunkturelle Delle schnell ausgebügelt werden kann». Noch nicht von diesem Optimismus mitreissen liess sich allerdings EZB-Chefin Christine Lagarde, die am Mittwoch explizit vor den Auswirkungen des Virus warnte. Die europäische Notenbank beobachte die Situation weiter genau, sagte sie.
Der Leitindex SMI schloss 1,79 Prozent fester auf 10’994,15 Punkten. Ein neues Jahreshoch erreichte er kurz vor 15.30 Uhr bei 11’006,72 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, rückte um 1,67 Prozent auf 1’682,40 Zähler vor und der umfassende SPI um 1,44 Prozent auf 13’265,31 Punkte. Von den 30 SLI-Titeln schlossen alle im Plus.
Händler warfen ein, dass die Rally am Mittwoch nicht nur von den Corona-Hoffnungen, sondern auch von besseren Wirtschaftsdaten getrieben worden sei. Vor allem aus der arg gebeutelten Industrie hätten die Märkte positive Signale erreicht.
An die Spitze der Gewinner setzte sich denn auch die Industrieaktie ABB (+4,8%). Der geographisch breit aufgestellte Automationskonzern gilt als guter Indikator für die Entwicklung der Weltwirtschaft und litt dementsprechend zuletzt auch unter den «China-Sorgen». Händler verwiesen aber auch auf den Jahresabschluss, der am Mittwoch im Markt besser als erwartet aufgenommen wurde. ABB hatte zwar weniger Umsatz und Auftragseingang verbucht, aber operativ besser als erwartet abgeschnitten.
Dank massiven Deckungskäufen profitierten auch die Aktien von AMS (+3,5%). Der Titel des Sensorenherstellers habe über Gebühr unter den Sorgen im Zusammenhang mit den möglichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus auf die Weltwirtschaft gelitten und sei leerverkauft worden. Nun hätten sich die Spekulanten gezwungen gesehen, ihre Baissepositionen glattzustellen, hiess es am Markt.
Dahinter folgten die Genussscheine von Roche (+3,1%). Sie waren laut Vermutungen von Händlern dank einem Testverfahren vom Coronavirus gesucht. Auch mit Novartis (+1,5%) ging es deutlich nach oben.
Zu den grösseren Gewinnern zählten zudem die Finanzwerte: Die Banken Julius Bär (+1,3%), Credit Suisse (+1,5%) und UBS (+2,0%) und die Versicherer Swiss Re (+1,5%), Swiss Life (+2,1%) und Zurich (+1,6%) zogen allesamt an.
Auf Erholungskurs befand sich auch der Luxusgüterhersteller Richemont (+1,5%). Er hatte mit am stärksten unter den Problemen im Grossraum China gelitten. Im Gegensatz dazu gelang den Swatch-Titeln (+0,2%) trotz des guten Umfelds nicht der grosse Befreiungsschlag.
Die stark von der Entwicklung des Welthandels bestimmten Aktien des Logistikkonzerns von Kühne+Nagel (+1,6%) stimmten ebenfalls in den Aufwärtstrend ein.
Clariant (+1,5%) profitierten von Umschichtungen innerhalb des europäischen Chemiesektors. So flossen Gelder aus BASF und Covestro in Richtung von Clariant, wie von Händlern zu vernehmen war.
Am anderen Ende bei den Blue Chips befinden sich Werte wie Nestlé (+0,8%) oder auch die Valoren der Swisscom (+0,4%). Die Papiere litten am Mittwoch unter ihrem Ruf als «sicherer Hafen». Der Telekomkonzern legt ausserdem am morgigen Donnerstag seine Zahlen für 2019 vor.
Am breiten Markt profitierten die Papiere der Reisedetailhandelsgruppe Dufry (+2,5%) und des Flughafen Zürich (+2,1%) ebenfalls von den Berichten über das Medikament gegen das Coronavirus. Die Tourismusaktie der Jungfraubahn Holding gewann ihrerseits 1,5 Prozent. (awp/mc/ps)