CH-Schluss: Deutlich schwächer – Zurich mit grossen Verlusten

CH-Schluss: Deutlich schwächer – Zurich mit grossen Verlusten

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag deutlich schwächer, aber über Tagestief geschlossen. Er ist dabei unter die SMI-Marke von 8’000 Punkten gefallen und setzte dem seit vergangenen Freitag anhaltenden Aufwärtstrend vorläufig zumindest ein Ende. Belastet hätten erneut vor allem Sorgen in den USA um ein frühzeitigeres Eindämmen der Geldflut durch die US-Notenbank Fed, hiess es im Handel.

Die Ängste seien von den jüngsten Konjunkturdaten weiter genährt worden. Unter den insgesamt gemischt ausgefallenen US-Makrodaten schürten dabei vor allem die neuesten Teuerungs- und Arbeitsmarktzahlen erneute Zinsängste. Inzwischen werde erwartet, dass das Fed schon im September ihr Anleihekaufprogramm reduzieren könnte, hiess es im Handel.

Der SMI schloss um 1,19% tiefer auf 7’982,43 Punkte (Tagestief: 7’954). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste um 1,18% auf 1’224,73 Zähler ein und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,12% auf 7’561,80 Punkten. Unter den 30 wichtigsten Titel schlossen 26 im Minus und nur vier im Plus.

Die grössten Kursverluste erlitten unter dem SMI-/SLI-Werten Zurich Insurance (-3,6%). Der Erstversicherer hatte mit dem am Berichtstag präsentierten Halbjahresausweis auf operativer wie auch Gewinnebene die Erwartungen der Analysten deutlich verfehlt, auch das Eigenkapital sank mehr als erwartet. Belastend hätten sich Naturkatastrophen und wetterbedingte Schäden ausgewirkt, so das Zurich-Management. Teils seien die Erwartungen am Markt auch hoch gewesen, so Kommentatoren. Einige Analysten betonten indessen die operative Leistung des Erstversicherers. Dabei stehe einem kurzfristigen Druck auf die Kurse eine attraktive Dividendenrendite gegenüber, hiess es auch.

Mit dem Markt entwickelten sich hingegen die Titel des Branchennachbarn Bâloise (-1,3%), die allerdings seit Jahresbeginn deutlich stärker als der Gesamtmarkt zulegten. Bâloise tritt erst Ende Monat zum Zahlenrapport an. Swiss Life (-1,4%) litten zudem unter Gewinnmitnahmen, nachdem die Titel des Lebensversicherers am Vortag im Zuge des Zwischenabschlusses um 5,3% zugelegt hatten. Swiss Re (-0,5%) zeigten sich resistenter. Aus dem Banksektor fielen UBS (-1,9%) durch grössere Verluste auf, während CS (-1,2%) und Julius Bär (-1,1%) mit dem Markt tendierten.

Deutlich tiefer schlossen zudem zahlreiche Zykliker wie Richemont (-3,0%), Adecco (-2,4%) und Geberit (-1,9%). Swatch (-1,6%) kamen etwas besser weg als die Branchennachbarn. Sulzer (-1,7%) gaben einen Teil der Vortagesgewinne preis.

Unter Abgabedruck standen auch einige defensive Werte, allen voran die Index-Schwergewichte Roche GS (-1,5%) und Novartis (-1,2%). Nestlé (-0,4%) verloren etwas moderater.

An die Spitze der wenigen Gewinner im SMI/SLI setzten sich nach anfänglich verhaltener Kursentwicklung Holcim (+0,9%). In Analystenkommentaren wurde der Zahlenkranz des Zementkonzerns zum ersten Halbjahr zwar als uneinheitlich umschrieben. Gelobt wurden trotz der enttäuschenden organischen Umsatzentwicklung die auf der Kostenseite erzielten Fortschritte. Zudem sei der etwas vorsichtigere Ausblick nicht ganz unerwartet gekommen, hiess es.

Ebenfalls in der Pluszone zu finden waren noch die volatilen Transocean (+0,9%), SPS (+0,5%) und Clariant (+0,1%).

Am breiten Markt verloren nach Zwischenabschlüssen VZ Holding (-4,5%) und Walter Meier (-4,1%) deutlich. Die Einstufung der VZ-Holding-Aktien wurde von der Zürcher Kantonalbank auf «Marktgewichten» gesenkt. Nach dem starken Kursanstieg (+32% seit Jahresanfang) sei das weitere Kurspotenzial begrenzt, so die Begründung.

Demgegenüber waren Meyer Burger (+2,2%) gesucht. Die Kurse des Solarzulieferers gestützt hätten Äusserungen des Managements, wonach die Branche die Talsohle erreicht habe, hiess es. Nach Abschlüssen zogen auch St. Galler KB (+2,1) und Orell Füssli (+1,0%) an. Addex (+5,1%) setzten den jüngsten Kursanstieg fort. Mit der vergangenen Freitag bekanntgegebenen Finanzierungsrunde habe das Unternehmen wieder etwas Vertrauen geweckt, hiess es unter Marktbeobachtern.

Im Fokus lagen zudem BKW (-1,1%) und Alpiq (+0,2%): Der Bundesrat will deutlich mehr Geld für AKW-Stilllegungen, was die beiden Betreiber relativ stark belasten würde. (awp/mc/pg)

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