Zürich – Die Schweizer Börse hat nach zwei festeren Sitzungen am Donnerstag den Abwärtstrend wieder aufgenommen. Handelsstreit, Brexit und der sich ausweitende Huawei-Bann schickten laut Händlern die Beteiligungspapiere auf breiter Front auf Talfahrt. Einzig die defensiven Pharmaschwergewichte fingen den Markt nach unten noch etwas auf. Die Marktteilnehmer hofften weiter auf eine Einigung im Zollstreit. Aber nach wie vor seien keine neuen Gespräche zwischen China und den USA anberaumt, hiess es am Markt.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor stellten die Europawahlen dar, bei der ausgerechnet die Briten zusammen mit den Niederländern den Anfang machen. Dabei könnte es zu Verschiebungen kommen. Vor allem die Grossparteien könnten Verluste einfahren, was Reformen erschweren würde, hiess es am Markt. Die in Europa publizierten Konjunkturzahlen – die Unternehmensstimmung in der Eurozone und der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex – wirkten sich ebenfalls belastend auf die Aktienkurse aus. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA waren zwar etwas geringer als erwartet, beeinflussten den Markt aber kaum.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,53 Prozent tiefer bei 9’594,31 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,06 Prozent auf 1’476,18 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,59 Prozent auf 11’607,16 Zähler. Im SLI kamen auf 27 Verlierer 3 Gewinner. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,06 Prozent auf 1’476,18 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,59 Prozent auf 11’607,16 Zähler. Im SLI kamen auf 27 Verlierer 3 Gewinner.
Die Furcht, dass sich der «Huawei-Bann» auf weitere Unternehmen und Sektoren sowie deren Zulieferer ausweiten könnte, setzte vor allem den Technologiewerten zu. Ams (-4,6%), Logitech (-3,7%) und Temenos (-0,7%) sowie die am breiten Markt gehandelten VAT (-2,8%), Comet (-2,0%) und U-blox (-5,8%) büssen deutlich an Wert ein. Auch an der Wall Street flüchteten die Anleger aus Technologiewerten.
Auch um Bankaktien machten die Marktteilnehmer einen Bogen. Credit Suisse (-2,4%), UBS (-1,8%) und Julius Bär (-2,0%) geben überdurchschnittlich nach, letztere am Vortag der Ergebnispublikation. Die Aussicht auf weiterhin tiefe oder gar weiter sinkende Zinsen und schwächelnde Börsen machten den Geldhäusern das Leben schwer, heisst es am Markt. Am Vortag hatte die US-Notenbank Fed klar signalisiert, sie habe keine Eile an der Zinsschraube zu drehen. Dies könne auch als Zeichen dafür gewertet werden, dass es nicht sehr gut um die Konjunktur stehe, sagte ein Händler. «Wie sollen Banken da Geld verdienen?» fügte er hinzu.
Die Konjunktursorgen verursachten auch bei den zyklischen Papieren kräftige Abgaben. So standen ABB (-1,9%), Adecco (-2,0%), Clariant (-2,2%), Sika (-2,2%) und LafargeHolcim (-3,1%) deutlich unter Druck. Bei den Luxusgüterwerten Swatch (-1,7%) und Richemont (-1,2%) drückten wegen der schlechten Nachrichten aus China nervöse Anleger auf den Verkaufsknopf.
Einzig die defensiven Werte aus dem Gesundheitsbereich Novartis (+0,6%) und Roche (+0,8%) trotzten dem Negativtrend und zogen an. Novartis hält derzeit eine zweitägig Investorenveranstaltung in den USA ab, die am Markt bisher gut ankam.
Etwas zulegen konnten auch Givaudan (+0,1%), die ebenfalls dem defensiven Lager zugerechnet werden.
Die Anteile des Augenheilmittelkonzerns Alcon (-0,2%), des Nahrungsmittelherstellers Nestle (-0,4%) und der dividendenstarken Aktien des Telekomkonzerns Swisscom (-0,4%) und der Rückversicherung Swiss Re (-0,5%) schlugen sich vergleichsweise gut.
Am breiten Markt sackten DormaKaba nach einer Verkaufsempfehlung von Kepler Cheuvreux um 5,5 Prozent ab. Die Titel der Medizintechnikfirma Ypsomed rauschten nach der Bilanzvorlage um 7,4 Prozent in die Tiefe.
Die Titel von Santhera schlossen nach einem kräftigen Kursplus im frühen Handel zuletzt mit 1,3 Prozent im Minus. Zunächst war der Kurs um mehr als zehn Prozent gestiegen, weil die Biotechfirma über eine Lizenzvereinbarung für das Medikament Raxone mit der italienischen Chiesi Group informiert hatte. Santhera soll von den Italienern bis zu 105 Millionen Franken erhalten.