Zürich – Hoffnungskäufe haben der Schweizer Börse am Mittwoch kräftigen Auftrieb verliehen. Zum einen sorgten laut Händlern die Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff gegen das Corona-Virus für Käufe auf breiter Front. Zum anderen stimmten auch gute Unternehmensergebnisse die Anleger positiv. Das US-Biotechunternehmen Moderna, mit dem der Schweizer Pharmazulieferer Lonza zusammenarbeitet, hat laut eigenen Angaben vom Dienstagabend mit seinem Corona-Impfstoff-Kandidaten robuste Ergebnisse in ersten Tests erzielt.
Die Moderna-Nachrichten kämen genau zum richtigen Zeitpunkt, nämlich inmitten der steigenden Infektionszahlen vor allem in den USA, hiess es am Markt. Dies schüre die Hoffnung, dass eine Rückkehr zu einer gewissen Form von Normalität bald wieder möglich sei. Zudem hatte nach JPMorgan und Citigroup am Vortag auch die Investmentbank Goldman Sachs im 2. Quartal besser als erwartet abgeschnitten. Daher blendeten die Anleger die schlechten Nachrichten, etwa die wieder aufflammenden US-chinesischen Spannungen, aus, hiess es.
Der SMI schoss um 1,95 Prozent höher auf 10’460,01 Punkten, so hoch wie vor dem Ausbruch der Corona-Krise nicht mehr. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legte 1,95 Prozent auf 1’580,94 und der breite SPI 1,89 Prozent auf 12’926,12 Zähler zu. Unter den 30 SLI-Titeln standen 29 Gewinnern dem einzigen Verlierer Swisscom gegenüber.
An die Spitze der Blue Chips setzten sich die Aktien von Alcon (+6,7%). Mit Sonova (+5,3%) und Vifor (+3,0%) standen weitere Vertreter der Gesundheitsbranche mit an der Spitze. Bei Lonza (+4,5%) sorgten die Nachrichten von Moderna, mit der Lonza zusammenarbeitet, für den Kurssprung.
Die Swatch-Aktien (+5,9%) profitierten von Anschlusskäufen an den Vortag, als der Uhrenkonzern sein Halbjahresergebnis veröffentlicht hatte. Analysten äusserten sich uneinheitlich über die Zahlen. Während KeplerCheuvreux die EPS-Schätzungen und das Kursziel klar erhöht, sorgen sich die SocGen-Experten um die Kostenbasis. Zudem kann die Swatch-Tochter ETA künftig frei darüber entscheiden, wen sie mit ihren mechanischen Uhrwerken beliefern will und wen nicht. Die Wettbewerbskommission (Weko) hebt Lieferbeschränkungen und -zwänge auf.
Branchenkollege Richemont (+2,8%) gewinnt im Vorfeld der am (morgigen) Donnerstag anstehenden Quartalszahlen etwas stärker als der Markt hinzu. Allerdings erwarten Analysten auch bei Richemont einen massiven Umsatzeinbruch.
Gesucht waren auch die Zykliker Adecco (+2,9%) und LafargeHolcim (+2,2%) sowie die Technologiewerte Ams (+2,5%) und Logitech (+2,3%).
Temenos (+0,6%) waren vor der Ergebnisveröffentlichung vom Mittwochabend etwas höher.
Als tragende Säulen des Marktes erwiesen sich auch die drei Schwergewichte Nestlé, Novartis (je +1,9%) und Roche (+2,3%).
Dagegen hinkten die Grossbanken CS (+1,0%) und UBS (+0,4%) dem Markt trotz des guten Abschneidens von Goldman Sachs hinterher. Bei den Versicherungen Swiss Life (+0,3%), Swiss Re (+0,9%) und Zurich (+1,0%) bleiben die Gewinne ebenfalls hinter dem Leitindex zurück.
Schwächer waren die Telekomtitel Swisscom (-0,8%) und Sunrise (-0,9%), was am Markt auch mit der Entwicklung bei Huawei erklärt wird. Der chinesische Netzwerkausrüster wird vom Ausbau des 5G-Netzes in Grossbritannien ausgeschlossen. Die US-Regierung warnt wegen Sicherheitsbedenken vor einer Kooperation mit Huawei. Die beiden Schweizer Firmen arbeiten mit Huawei zusammen.
Am breiten Markt stachen die Aktien von Dufry (+10%) positiv hervor. Die Aktien profitierten von der Hoffnung auf einen Corona-Impfstoff, hiess es. Auch die Aktien des Flughafen Zürich (+2,7%) legten zu.
Mit einem Kurssprung von 5,3 Prozent fielen Obseva auf. Händler sprachen von einer Gegenreaktion auf die jüngsten Einbussen.
Straumann (+6,1%) profitieren laut Händlern von einer Hochstufung durch die Bank of America und Aussagen des CEOs.
Dagegen verloren DKSH (-3,8% deutlich an Wert. Das Unternehmen habe mit dem Halbjahresbericht die Erwartungen der Anleger nicht überall befriedigen können, hiess es. (awp/mc/pg)