Zürich – Steigende Inflationssorgen haben die Aktienmärkte am Dienstag hierzulande, in ganz Europa und auch in Übersee auf breiter Front belastet. Der Leitindex SMI schloss klar unter der Marke von 11’000 Punkten und damit so tief wie seit Mitte März nicht mehr. Händler verwiesen vor allem auf die US-Inflationserwartungen, die am Vortag aufgrund steigender Rohstoffpreise auf den höchsten Stand seit zehn Jahren geklettert waren.
Das Geschäft ist laut Händlern aber weniger hektisch verlaufen, als dies angesichts der zum Teil kräftigen Kurseinbussen zu erwarten gewesen wäre. «Die Anleger haben noch zu wenig Angst vor einem Crash und weil sie noch auf schönen Gewinnen sitzen», erklärte ein Börsianer. Wer nicht erst kürzlich eingestiegen sei, sehe sich auch noch nicht zu Verkäufen veranlasst. Eine kleine Korrektur sei nicht schädlich und auch nicht überraschend. Dazu komme, dass der Handel in der durch den Auffahrtsfeiertag verkürzten Woche ohnehin etwas dünner sei als üblich. Da den am Mittwoch in den USA anstehenden Zahlen zur Preisentwicklung ein so grosses Gewicht beigemessen werde, dürfte sich daran auch nicht viel ändern.
Der SMI beendete den Handel 1,21 Prozent tiefer auf 10’989,32 Punkten (Tagestief 10’933). Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 1,51 Prozent auf 1777,09 und der breite SPI 1,27 Prozent auf 14’106,08 Zähler. Bis auf Swisscom gaben sämtliche SLI-Werte nach.
Im Fokus standen Swiss Life (-2,4%) nach Zahlen. Der Lebensversicherer hat im Startquartal 2021 in der Schweiz weniger Prämien eingenommen. Demgegenüber konnte das Kommissionsgeschäft weiter ausgebaut werden. Die Gruppe sieht sich mit den bis Ende Jahr gesetzten Zielen nach wie vor auf Kurs. Damit habe Swiss Life eher etwas enttäuscht, sagt ein Händler.
Die beiden anderen Versicherer Swiss Re (-1,8%) und Zurich (-1,7%) schlossen ebenfalls tiefer. Zurich veröffentlicht am Mittwoch den Quartalsbericht. Bei den Banken stach UBS (-3,2%) mit einem kräftigen Abschlag heraus. Julius Bär (-2,7%) und CS (-1,3%) geben ebenfalls nach.
Damit reagierten die Finanzwerte auf die Unsicherheit am Markt, sollten sich die Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen eintrüben. Üblicherweise profitiert die Finanzbranche von der Aussicht auf steigende Zinsen eher.
Stark unter Druck standen die Aktien der Technologiefirmen Logitech (-3,2%) und AMS (-2,1%), die im Sog der schwachen US-Tech-Aktien deutlich nachgaben. Klar tiefer ging es auch mit Adecco (-3,0%), Straumann oder Sonova (je -2,9%).
Auch zyklische Titel wie der Zementhersteller Holcim (-2,5%) sowie die Chemietitel Sika (-2,2%) und Clariant (-1,5%) wurden verkauft. Das waren vor allem jene Werte, die in den vergangenen Wochen durch die Hoffnung auf das Konjunkturprogramm von Joe Biden in den USA und die auch in anderen Ländern geplanten Stimulanz-Programme gestützt wurden.
ABB gaben um 1,3 Prozent auf 29,99 Franken nach. Da half es auch nichts, dass Goldman Sachs die Kaufempfehlung mit einem auf 39 von 37,50 Franken erhöhten Kursziel bestätigt hat. Auch bei Geberit (-2,0%) verpuffte eine Kurszielanhebung durch die DZ-Bank vollständig.
Die als defensiv geltenden Werte wurden ihren Ruf gerecht. Die Schwergewichte Roche (-1,0%), Nestlé und Novartis (je -0,7%) hielten sich vergleichsweise gut. Swisscom (+0,2%) ging von den Blue Chips als einzige positiv aus dem Handel.
Auch am breiten Markt gaben einige Titel kräftig ab. Darunter etwa CI Com (-9,2%), Asmallworld (-6,9%) oder Dufry (-5,7%). Aber hier fanden sich auch eine Reihe von Gewinnern. Die Liste wurde von Spice Private (+9,8%) angeführt, gefolgt von Leclanché (+5,4%). Der Batteriehersteller beliefert die Canadian Pacific Railway (CP) mit seiner Technologie und steigt damit ins Eisenbahngeschäft ein.
Evolva gewannen 2,7 Prozent hinzu. Die ZKB hat die Abdeckung für Evolva mit der Einstufung «Marktgewichten» aufgenommen. Damit werde der volatile Titel bei Anlegern «salonfähig», wie es hiess. (awp/mc/ps)