CH-Schluss: Knapp im Plus – US-Haushaltsstreit belastet Stimmung

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag mit leichten Gewinnen geschlossen. Nach einem Kursrutsch kurz nach Eröffnung tendierte der Markt am Vormittag leichter, fand dann aber mit besser als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten und der positiven Eröffnung in den USA ins Plus zurück. Die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe waren entgegen den Erwartungen gesunken. Die Anleger zeigten sich aber insgesamt wenig risikofreudig.

Für die zurückhaltende Stimmung am Markt machten Händler verschiedene Faktoren verantwortlich. Neben den politischen Unsicherheiten in Europa im Hinblick auf die Regierungsbildung in Deutschland und den Unruhen in der italienischen Politik bereitete den Anlegern vor allem der Haushaltsstreit in den USA Sorgen. Die Unsicherheit, ob in den kommenden Tagen eine drohende Schliessung vieler Behörden abgewendet werden könne, habe den Markt zurückgebunden, so ein Händler.

Bis Börsenschluss gewann der Swiss Market Index (SMI) 0,08% auf 8’061,36 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,12% auf 1’230,8 Stellen und der breite Swiss Performance Index (SPI) wiederum legte 0,05% auf 7’646,30 Punkte zu. Von den 30 wichtigsten Titeln standen am Ende 16 im Minus und 14 im Plus.

Mit den grössten Gewinnen schlossen die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova (+1,0%). Auch die Pharmawerte machten Boden gut. Dabei fielen die Gewinne bei Roche (+0,9%) deutlich höher aus als beim Mitbewerber Novartis (+0,1%), obwohl das US-Gesundheitsamt in der Nacht auf Donnerstag seine Warnung für das Roche-Medikament MabThera/Rituxan über eine mögliche Reaktivierung von Hepatitis B-Viren bei Einnahme verschärft hatte. Mit dem Medikament erzielen die Basler den höchsten Umsatzbeitrag. Actelion legten +0,4% zu.

Ins Plus vorgearbeitet hatten sich auch Credit Suisse (+0,4%). Die Aktien zählten am Vortag noch zu den schwächsten Blue Chip-Werten und lagen zeitweise auch am Donnerstag auf dem Angebotstisch. Die beiden anderen Bankentitel Julius Bär (-0,8%) und UBS (-0,6%) mussten hingegen Verluste hinnehmen.

Auch die Versicherer standen grösstenteils unter Abgabedruck. Nur Knapp im Minus schlossen Swiss Re (-0,1%) und Zurich Insurance (-0,1% auf 233,50 CHF). Das Aktienresearch von Bernstein hatte das Kursziel für die Aktien auf 250 CHF von bisher 245 CHF leicht angehoben. Sie sehen für die Zurich-Papiere leichtes Aufwärtspotenzial, halten aber fest, dass das Geschäftsumfeld im Sektor anspruchsvoll bleibt. Bâloise (-0,9%) und Swiss Life (-0,3%) schnitten schwächer ab.

Die grössten Verluste verzeichneten aber die Aktien von Richemont (-1,9%) und auch die Papiere von Mitbewerber Swatch (-0,8%) gehörten zur Schlussgruppe. Grössere Verluste gab es noch bei Geberit (-0,9%), Schindler (PS: -0,7%) und Holcim (-0,7%).

Im breiten Markt fielen die Abgaben von Schmolz+Bickenbach (-4,2%) auf. Beim Stahlhersteller haben die Aktionäre an der ausserordentlichen Generalversammlung vom Donnerstag die vorgeschlagene Kapitalerhöhung angenommen. Damit wird das Aktienkapital um insgesamt 438,2 Mio CHF erhöht.

Massive Verluste setzte es für den Solarstromanbieter Edisun (-16,7%) ab, der am Morgen rote Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt hatte. Das Unternehmen will nun weitere Kostensenkungsmassnahmen prüfen.

Die Aktien des Automobilzulieferers Autoneum (+0,3%) standen lange unter Abgabedruck, nachdem das Unternehmen über eine Kartelluntersuchung gegen seine deutsche Tochter berichtete. Eine Kurszielerhöhung durch die Credit Suisse sorgte hingegen bei den Papieren des Anlagedienstleisters Leonteq (+4,0%) für Aufwind.

Das Immobilienunternehmen Ledermann hatte am Morgen weitere Informationen zum geplanten Börsengang bekanntgegeben. Das Unternehmen erhofft sich weiterhin einen Bruttoerlös aus der Publikumsöffnung von rund 130 Mio CHF. Unternehmens-Chef Urs Ledermann hat sich selbst für eine Verkaufssperre (Lock-up) von 18 Monaten verpflichtet und die Gesellschaft für 9 Monate. (awp/mc/upd/ps)

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