Zürich – An der Schweizer Börse haben die Anleger zum Schluss einer insgesamt positiven Handelswoche einen Gang hintergeschaltet. Die meisten Akteure hätten sich an die Seitenlinien zurückgezogen, da man nicht wissen könne, was während der kommenden Tage alles geschehen werde, hiess es am Markt mit Blick in die USA. Die Stimmung sei aber nicht zuletzt dank der Aussichten auf einen Impfstoff gegen Covid-19 grundsätzlich positiv.
Allerdings hätten weiter stark steigende Infektionszahlen zahlreiche Investoren wieder in die Realität zurückgeholt, sagte ein Händler. Bis ein Impfstoff ausreichend verfügbar sei, dauere es noch eine gewisse Zeit und daher blieben die wirtschaftlichen Unsicherheiten kurzfristig weiter bestehen. Diese Warnung riefen auch zahlreiche Notenbanker in Erinnerung. Auch dass in den USA nach wie vor kein weiteres Konjunkturpaket auf dem Weg sei, dämpfte den Risikoappetit.
Der SMI schloss mit 10’492,61 Punkten um 0,03 Prozent leichter. Damit legte der Leitindex in der zu Ende gehenden Woche 1,7 Prozent zu nach einem Plus von 7,7 Prozent in der Vorwoche. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, gewann am Freitag 0,13 Prozent auf 1’636,09 und der umfassende SPI 0,01 Prozent auf 13’016,98 Punkte. Im SLI standen 15 Gewinnern 14 Verlierer gegenüber. Nestlé waren unverändert.
Angeführt wurde der Markt von den Aktien von Alcon (+2,6% auf 59,84 Fr.). Nach dem guten Quartalsergebnis vom vergangenen Dienstag hat Morgan Stanley am Freitag das Kursziel auf 73 von 66 Franken erhöht.
Als starke Stützen erwiesen sich Bankwerte und die Versicherer Swiss Re, Zurich und Swiss Life sowie die Banken Credit Suisse und Julius Bär mit Gewinnen zwischen 1,6 bis 0,7 Prozent. Sie gelten laut Händlern weiterhin als kursmässig zurückgeblieben und seien daher im Zuge einer Sektorrotation aus defensiven in Finanz- und zyklische Werte nun wieder gesucht, hiess es.
Zu den Gewinnern zählten auch konjunktursensible Werte wie Temenos, Richemont und Swatch sowie Adecco und LafargeHolcim mit einem Plus zwischen 1,0 und 0,3 Prozent. Insgesamt blicken unter anderen CS, Swiss Re und Richemont eine starke Woche zurück.
Aufwärts ging es auch erneut für Kühne + Nagel (+0,4%). Konkurrent Hapag-Lloyd hatte am Morgen mit einem Gewinnwachstum von 85 Prozent in den ersten neun Monaten 2020 für eine gute Vorgabe gesorgt. Laut Händlern schürte ausserdem die Aussicht auf einen Impfstoff die Phantasie für die Branche, die in der Verteilung des Impfstoffes sowie der nötigen Rohstoffe eine wichtige Rolle spielen dürften.
Am anderen Ende der Kurstafel standen die Aktien von Sonova (-1,7%). Der Titel des Hörgeräteherstellers hatte bereits am Vortag unter schwachen Aussagen der Konkurrenz gelitten. Am Montag wird Sonova die Halbjahreszahlen präsentieren.
Die Aktien des Warenprüfkonzerns SGS (-1,2%) litten unter Gewinnmitnahmen. SGS hatte am Dienstag ein Business Update abgegeben, worauf der Kurs anzog.
Um ABB-Aktien (-0,6%) machten die Anleger einen Bogen. Standard & Poor’s hatte sowohl das Langfrist- als auch Kurzfristrating für den Automationskonzern um eine Stufe gesenkt, den Ausblick zeitgleich aber erhöht.
Gebremst wurde der Markt vor allem von den Schwergewichten Roche (-0,6%) und Novartis (-0,4%) sowie Nestlé (unver.). Dies lag laut Händlern daran, dass eine hiesige Bank den Schweizer Aktienmarkt herabgestuft hatte.
Am breiten Markt stachen Implenia mit einem Kursplus von 12 Prozent hervor. Der Baukonzern hat in Deutschland Aufträge über 290 Millionen Euro an Land gezogen.
VAT (+3,5%) profitierten von zuversichtlich stimmenden Aussagen vom US-Grosskunden Applied Materials.
Die Anteilsscheine von Zur Rose (-2,%) büssten erneut Terrain ein. Damit summiert sich der Wochenverlust der Aktie der Online-Apotheke aufgrund von Gewinnmitnahmen auf über zehn Prozent.
Am Schluss der Kurstafel waren zudem BC Jura, Hiag Immobilien und Vetropack mit Verlusten zwischen 4,5 und 3,6 Prozent zu finden. (awp/mc/pg)