Zürich – Dank einer starken zweiten Sitzungshälfte hat der Schweizer Aktienmarkt am Dienstag etwas fester geschlossen. Die Dividendenpapiere wurden im späten Handel von einer freundlichen Wall Street beflügelt. Doch der hiesige Börsenplatz wurde auch von seinen defensiven Schwergewichten gebremst. Die meisten anderen Börsen Europas fuhren denn auch deutlichere Gewinne ein.
Laut Marktbeobachtern erachtet eine Mehrheit der Börsianer einen drastischen Konjunkturabschwung offenbar für wenig wahrscheinlich. Gleichzeitig hoffe man auf eine diplomatische Lösung in der Ukraine. Zudem gewinne die Diskussionen über die weitere Zins- und Geldmarktpolitik der EZB und der US-Notenbank Fed an Dynamik. Damit rücken wieder Reden der Notenbanker vermehrt in den Fokus der Investoren. An diesem Donnerstag trifft dies dann auch auf die SNB zu, die ihre Lagebeurteilung abhalten wird.
Der SMI schloss am Berichtstag 0,26 Prozent höher bei 12’202,62 Punkten. Der SLI, in dem die Gewichtung der einzelnen Werte gekappt ist, gewann 0,34 Prozent auf 1936,51 und der breite SPI 0,21 Prozent auf 15’574,11 Zähler. Im SLI kamen auf 17 Gewinner 13 Verlierer.
Die Aussicht auf einen möglicherweise steiler als bislang erwarteten Zinserhöhungskurs der US-Notenbank trieb insbesondere Finanzwerte an. Die Grossbankenaktien Credit Suisse und UBS verteuerten sich um 1,7, respektive 2,2 Prozent.
Aber auch die Versicherungsvaloren Zurich (+1,8%), Swiss Life (+1,1%) oder Swiss Re (+0,7%) wurden von den Anlegern wieder in die Depots geholt. Bei Zurich verwiesen Händler auf zwei Kaufempfehlungen für die dividendenstarken Valoren des Erstversicherers. Die eine stammte von der Credit Suisse, die andere von der Berenberg Bank.
Nach Zahlen zogen Partners Group um 1,8 Prozent an, angetrieben von Rekordresultaten im Geschäftsjahr 2021. Auch für das laufende Jahr gab sich der Finanzdienstleister trotz der aktuellen Unsicherheiten zuversichtlich. Laut Händlern haben die Firmenlenker des Vermögensverwalters danach auch an einer Telefonkonferenz überzeugt.
Als Bremsklötze erwiesen sich hingegen die drei Titel von Roche (-0,1%), Novartis (-0,5%) und Nestlé (+0,1%). Die drei SMI-Schwergewichte standen nach starken Tagen etwas unter Druck. Die seit letztem Freitag beobachteten Umschichtungen in defensive Werte habe am Dienstag nachgelassen, sagten Händler.
Nachrichten lieferte dabei nur Novartis. Der Pharmakonzern hatte am Morgen angekündigt, zahlreiche Aktivitäten in Russland vorerst auszusetzen. Dazu zählen etwa Kapitalinvestitionen und Werbung in Russland. Auch leite man derzeit in Russland keine neuen klinischen Studien ein.
Federn lassen mussten auch Gesundheitswerte wie Lonza (-1,0%), Straumann (-0,8%) und Sonova (-0,1%). Zykliker schnitten uneinheitlich ab. Während es mit Kühne+Nagel (-2,1%), Geberit (-1,6%), Schindler (-0,5%) und Sika (-0,5%) abwärts ging, rückten Swatch um 0,7 Prozent und Richemont gar um 2,0 Prozent vor.
Die Experten von Goldman Sachs hatten Richemont auf ihre «Conviction List» gesetzt. Sie trauen dem Luxusgüterkonzern ausreichend Preissetzungsmacht zu, um sie in dem schwierigen Umfeld zu behaupten.
In den hinteren Reihen setzten die Aktien des Biochemie-Unternehmen Bachem (+0,9%) zu einer zaghaften Erholung an. Seit der Zahlenvorlage vergangenen Freitag haben die Papiere zeitweise bis zu einem Fünftel eingebüsst.
Unter den grösseren Gewinnern fanden sich kleinere Nebenwerte wie Schlatter (+10,4%), Spexis (+5,2%) oder Montana Aerospace (+4,9%). Aber auch die Valoren der SNB verteuerten sich um 4,6 Prozent. (awp/mc/pg)