Zürich – Nach dem starken Vortagesgewinn hat der Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag einen Gang hinuntergeschaltet und etwas schwächer geschlossen. Dabei verbuchte der SMI im Verlauf Ausschläge nach unten und oben, bevor er sich im Fahrwasser der Wall Street, etwas unter dem Vortagesniveau einpendelte. Dabei lasteten vor allem die Ergebnisse der Credit Suisse und von Zurich Insurance sowie die höhere US-Inflation auf den Kursen.
Die US-Inflation stieg im Januar um 7,5 Prozent und damit stärker als mit +7,3 Prozent erwartet war. Damit ist die Teuerung so hoch wie seit 1982 nicht mehr. «Die Inflationsrate überrascht einmal mehr auf der Oberseite», sagte Thomas Gitzel von der VP Bank. Von dem erhofften Abflauen des Preisauftriebes sei nichts zu spüren, kommentierte Dirk Chlench von der LBBW. Die Hoffnungen auf ein baldiges Abebben des Preisdrucks hätten einen herben Dämpfer erhalten. Der Druck auf die Federal Reserve, entschlossen auf die Bremse zu treten, werde immer grösser. Eine Zinserhöhung im März um 50 Basispunkte ist damit so gut wie sicher», sagte ein Händler. Und es dürften noch einige weitere folgen.
Der SMI schloss nach einem Tageshoch von 12’391 Punkten um 0,44 Prozent tiefer bei 12’313,16 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, sank um 0,31 Prozent auf 1972,28 und der breite SPI um 0,29 Prozent auf 15’572,71 Zähler. Im SLI standen sich 17 Gewinner und 13 Verlierer gegenüber.
Im Fokus der Anleger standen die beiden Bluechip-Firmen, die ihre Geschäftszahlen veröffentlicht haben: Credit Suisse und Zurich. Bei der CS (-6,6%) fiel das Ergebnis im vierten Quartal 2021 auch nach der Gewinnwarnung noch schlechter aus als befürchtet. Zudem weckten die Aussichten der Bank bei den Marktteilnehmern ebenfalls keine stärkere Zuversicht. Besser schlugen sich die Anteile der Konkurrenten UBS (+0,2%) und Julius Bär (+1,3%).
Die Aktien des Versicherers Zurich (-1,2%) büssten trotz unerwartet guter Zahlen und der Aussicht auf eine höhere Dividende klar an Wert ein. «Man kann das am ehesten mit Abgaben nach den jüngsten Kursgewinnen erklären», sagte ein Händler. Zudem seien die längerfristigen Aussichten nicht überdurchschnittlich. Neben Zurich zählten aber auch die Aktien von Swiss Re (-0,6%) und Swiss Life (-0,5%) zu den Verlierern. «Es scheint, die Anleger haben von einer Firma auf die Branche geschlossen», sagte ein Börsianer.
Zu den Verlierern zählten auch Richemont, Sonova, Alcon und Partners Group. Das sind Titel, die speziell im vergangenen Jahr klar zugelegt hatten und damit noch Raum für Gewinnmitnahmen bieten. Die Abgaben reichten von -1,2 bis -0,5 Prozent.
Nestlé (-0,7%) litten dagegen unter der negativen Marktreaktion auf die Ergebnisse der beiden Konsumgüterhersteller Unilever und L’Oréal. Anleger scheinen sich zu fragen, ob auch beim weltgrössten Nahrungsmittelhersteller steigende Rohstoffpreise und höhere Kosten auf die Margen gedrückt haben könnten, hiess es.
Die Aktien von Novartis (-0,6%), die über weite Strecken den Markt gestützt hatten, gerieten im späten Handel unter Druck. Auch Roche (-0,1%) reihten sich am unteren Ende der Kurstafel ein.
Auf der anderen Seite standen mit Straumann (+2,2%), Logitech (+1,7%), Temenos (+1,1%) und AMS Osram (+0,8%) Wachstumswerte ganz oben. Dabei hätten die Aktien von AMS von Anschlusskäufen profitiert. Die Aktien waren an den beiden Vortagen nach den vorgelegten Zahlen stark gestiegen.
Gesucht waren zudem Adecco (+1,5%), Givaudan (+0,9%) und Swatch (+0,7%), die zuletzt unter Gewinnmitnahmen gelitten hatten. Bei Lonza (+0,7%) habe sich die Kaufempfehlung von Stifel positiv ausgewirkt, hiess es.
Am breiten Markt stachen die Aktien von Leonteq (+2,8%) positiv heraus. Die Derivateboutique hat im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis erzielt. Dagegen litten Aluflexpack (-10%) unter Anschlussverkäufen. Dem Industrieunternehmen machen enttäuschende Margen zu schaffen. (awp/mc/ps)