Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag im Minus geschlossen. Der SMI bewegte sich dabei praktisch den ganzen Handelstag unterhalb der 8’300-Punkte-Marke. Die Wahrscheinlichkeit ist nun hoch, dass die dritte Börsenwoche des Jahres die erste mit einem Wochenverlust wird; seit dem Montag summieren sich die Einbussen nämlich auf über 2%. Die Hauptverantwortung für das Minus am Berichtstag trugen die beiden Pharmaschwergewichte, die den Gesamtmarkt nach unten zogen.
Abgesehen davon sei die Stimmung am Markt aber nicht so schlecht, hiess es im Handel. Analysten verwiesen auf gute Konjunktursignale aus den USA, wo die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend gesunken sind und der viel beachtete Geschäftsklima-Indikator Philly-Fed-Index entgegen den Erwartungen zugelegt hat. Zudem habe die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag zwar ihren Kurs bestätigt, dabei aber weniger restriktiv geklungen als erwartet.
Der Swiss Market Index (SMI) notierte zum Handelsschluss 0,47% tiefer bei 8’273,08 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor hingegen nur minimale 0,07% auf 1’319,55 Zähler. Der breite Swiss Performance Index (SPI) gab um 0,37% auf 9’046,53 Stellen nach. Bei den 30 wichtigsten Titeln hielten sich die Verlierer (14) und Gewinner (16) fast die Waage.
Die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-1,5%) und Roche (-1,1%) drückten dem Gesamtmarkt mit ihren Einbussen den Stempel auf. Sie machten damit praktisch das ganze Minus im SMI aus. Actelion (-0,9%) komplettierten die Pharma-Misere. Konkrete Neuigkeiten lagen nicht vor. Händler verwiesen auf die Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump vom Freitag, der vor einer Woche mit einem kritischen Votum zu den Medikamentenpreisen weltweit Pharma-Verkäufe ausgelöst hatte. Zudem machten bei Novartis Mutmassungen die Runde, der Konzern könnte in der nächsten Woche bei der Ergebnispräsentation 2016 einen vorsichtigen Ausblick für 2017 abgegeben.
Zu den Hauptverlierern zählten bei den Blue Chips ausserdem die Galenica-Aktien (-1,0%). Der Berner Gesundheitskonzern legte Umsatzzahlen vor und schnitt dabei im Rahmen der Erwartungen ab. Zum Teil wurden die Zahlen der einzelnen Wirkstoffe jedoch kritisch kommentiert. Keine News gab es zur geplanten Aufspaltung in einen Pharma- und einen Apotheken-/Logistikteil.
Überdurchschnittliche Einbussen verzeichnete ausserdem das dritte Schwergewicht Nestlé (-0,8%). Der Nahrungsmittelkonzern soll laut einem Medienbericht Interesse am US-Unternehmen Mead Johnson haben, einem Hersteller von Vitamin- und Babyprodukten. Analysten bezweifeln allerdings, dass ein Deal zustande kommt. Sie führen insbesondere kartellrechtliche Bedenken an.
Auf der anderen Seite konnten bei den Blue Chips vor allem Titel zulegen, zu denen positive Analystenkommentare eintrafen. Dazu zählten die Tagesgewinner Swiss Life und Adecco (je +1,4%) sowie Swatch (+1,1%). Für Swiss Life bestätigten die UBS-Experten ihre Kaufempfehlung. Insgesamt sei die Gesellschaft gut aufgestellt, um die Gewinne sowie die Dividenden zu steigern. Für Adecco erhöhten JP Morgan und Goldman Sachs das Kursziel, für Swatch war es JP Morgan.
Auffällig im Plus schlossen ausserdem die beiden Grossbankentitel UBS (+1,3%) und CS (+0,8%). Händler verwiesen auf die US-Zinsaussichten nach einer Rede der US-Notenbankchefin Janet Yellen vom Vorabend. Die CS hatte am Vorabend zudem die Finalisierung des kurz vor Weihnachten bekanntgegebenen Vergleichs mit den US-Behörden im Hypothekenstreit bekanntgegeben.
Am breiten Markt fielen Evolva mit einem Kurssprung von 17% auf, nachdem der CEO in einem Interview mit AWP die Qualität der Pipeline – abgesehen von den Stevia-Produkten – hervorgehoben hatte. Klar im Plus schlossen ausserdem die Titel der Liechtensteinischen Landesbank (+5,0%); das Institut hatte am Morgen überraschend gute Zahlen angekündigt.
Arbonia (-2,8%) gaben hingegen klar nach. Das Industrie-Unternehmen hatte wie die übernommene Looser Holding (-1,7%) die Umsatzdaten zum vergangenen Geschäftsjahr publiziert und dabei die Erwartungen nicht ganz erreicht. Am Vortag war angesichts eines Plus der Arbonia-Aktie von über 5% offenbar noch auf eine positive Überraschung spekuliert worden. (awp/mc/pg)