CH-Schluss: SMI gibt 0,5% auf 8815 Punkte nach
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach zwei Tagen Erholung in der Verlustzone geschlossen. Nach einem zunächst richtungslosen Handel zog der nachlassende Schwung an den US-Börsen am Nachmittag den Schweizer Leitindex SMI ins Minus. Bereits zuvor waren die Anleger angesichts der geldpolitischen Entscheidungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Europäischen Zentralbank (EZB) in Deckung gegangen und kamen nicht mehr daraus hervor.
An der Wall Street dämpften sinkende Hoffnungen auf eine Lösung im Zollstreit zwischen den USA und China die Kauflaune der Anleger. «Es fehlt Vertrauen in die Fortschritte bei den Verhandlungen», sagte ein Marktteilnehmer. «Bis sich die Dinge klären, werden uns verstärkte Kursausschläge begleiten.» Kaum Auswirkungen hatten dagegen die Ankündigungen der SNB und der EZB, die an ihrer Geldpolitik festhielten. Wie erwartet kündigte EZB-Chef Mario Draghi das Ende der billionenschweren Anleihekäufe auf Ende Monat an. Die Euro-Wächter wollen aber weiterhin auslaufende Papiere in ihrem Bestand ersetzen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,52 Prozent tiefer bei 8’814,70 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,44 Prozent auf 1’355,75 Punkte nach, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,5 Prozent auf 10’295,34 Zähler verlor. Von den 30 SMI/SLI-Werten schlossen 21 im Minus, 7 im Plus und zwei (Sonova und Partners Group) unverändert.
Wie eine dunkle Wolke schweben die Auseinandersetzungen um den italienischen Haushalt und den Brexit über dem Geschehen. Zunächst herrschte bei den Anlegern Erleichterung über Zugeständnisse Roms an die EU. Dieser verpasst EU-Kommissar Pierre Moscovici umgehend wieder einen Dämpfer, indem er die Zugeständnisse als nicht weitgehend genug bezeichnete. Auch beim Brexit waren Ergebnisse von Theresa Mays Betteltour durch Europa und des EU-Gipfels bis Börsenschluss noch nicht bekannt. Die Angst vor einem Chaos-Brexit blieb erhalten.
Nach zwei sehr festen Tagen habe der Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag eine verdiente Konsolidierung erlebt, sagte ein Händler. An der Spitze der Verlierer im SMI/SLI standen Logitech (-1,8%), Vifor (-1,7%), Lonza (-1,5%), Clariant (-1,0%) und Swatch (-0,8%). Diese Titel hatten schon den ganzen Tag in wechselnder Reihenfolge die Verliererrangliste angeführt, ohne dass es dazu Neuigkeiten gegeben hatte. Auch die Swisscom (-1,1%) und Sunrise (-1,0%) mussten Federn lassen. Europaweit waren Telekomaktien unter Druck.
Als Klotz am Bein des SMI erwiesen sich die drei Schwergewichte Roche (-0,8%), Nestlé (-0,7%) und Novartis (-0,6%). Diese waren für einen Grossteil der Verluste des SMI verantwortlich. Während die defensiven Aktien für einmal etwas stärker unter Druck gerieten, würden sich Zykliker etwas besser halten, sagte ein Händler.
So zählten zu den Gewinnern Sika (+1,0%), Adecco (+0,2%), Kühne+Nagel und ABB (je +0,1%). AMS (+0,2%) wurden vom satten Plus von Apple nach oben gezogen, dessen Lieferant das österreichische Unternehmen ist. Auch die Titel des Versicherers Zurich (+0,2%) legten zu.
Die Credit Suisse (+0,04%) profitierte noch etwas von den positiven Nachwirkungen ihres Investorentags, auf dem ein Aktienrückkaufprogramm im Rahmen der Erwartungen angekündigt worden war. Zudem kauften CS-Topkader Aktien der Grossbank im Gesamtwert von 6,2 Millionen Franken. Darunter sollen sich laut Insidern CS-Chef Tidjane Thiam und Verwaltungsratspräsident Urs Rohner befinden. Dagegen verloren die Konkurrenten UBS (-0,5%) und Julius Bär (-0,2%) an Wert.
Im breiten Markt erlebten GAM ein Kursdesaster (-21,9%). Am Morgen hatte der Asset Manager einen Verlust in der Höhe von fast 1 Milliarde Franken in Aussicht gestellt und ein weiteres Restrukturierungsprogramm angekündigt. Zudem wurde die Dividende gestrichen. Deshalb würden die Pensionskassen und Versicherer die GAM-Titel aus ihrem Portfolio werfen, sagte ein Händler.
Ebenfalls schwach zeigten sich die Titel der Onlinebank Swissquote (-6%) und des Messebetreibers MCH (-5,5%). Bei den Gewinnern setzten sich Carlo Gavazzi (+7,4%) und Dottikon (+4,6%) an die Spitze. (awp/mc/pg)