CH-Schluss: SMI beendet Handel dank Nestlé gut gehalten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Dienstag mit etwas festeren Kursen abgeschlossen, nachdem die Aktien am Montag mit grossen Verlusten in die neue Woche gestartet waren. Vor allem im Leitindex SMI führten die kräftigen Avancen des Schwergewichts Nestlé zu der leichten Gegenbewegung, während die meisten anderen Blue Chips weiter an Wert einbüssten. Die Börse habe während des gesamten Handels keine klare Richtung eingeschlagen, hiess es im Handel. Offen bleibe damit die Frage, ob die Aktienkurse aktuell zu hoch bewertet seien und die Anleger allenfalls weitere Gewinne mitnehmen werden.
Am Montag wurden an den europäischen Aktienmärkten nämlich Gewinne realisiert, wobei die Kursschwäche an der Wall Street dafür ausschlaggebend gewesen war. Dort blickten die Anleger zudem gespannt auf den Start der Berichtssaison zum ersten Quartal, die traditionellerweise vom Alukonzern Alcoa eröffnet wird. Zudem seien die Sorgen vor einer weiteren Eskalation der Lage in der Ukraine noch gewachsen, meinten Händler. Ein massiver Einsatz ukrainischer Spezialeinheiten im russischsprachigen Osten des Landes nach prorussischen Demonstrationen verschärfte die Spannungen zwischen Kiew und Moskau.
Zu Börsenschluss stand der Swiss Market Index mit 0,22% auf 8’423,36 Punkten im Plus und hatte somit in der letzten Handelsstunde noch leicht zugelegt. Der gekappte Swiss Leader Index (SLI), in dem die Schwergewichte nicht so stark stützen, verlor dagegen 0,09% auf 1’292,81 Zähler. Der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um leichte 0,07% auf 8’188,52 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln lagen am Ende 18 im Minus, elf im Plus und Swiss Re schlossen unverändert.
Zu den Schweizer Blue Chips gab es am Dienstag wenig zu berichten. Starke Unterstützung erhielt der Markt von den Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé. Diese vermochten den SMI mit über 40 Punkten zu stützen, nachdem sie im Verlauf des Handels die Kursgewinne stetig ausbaut hatten und am Ende mit einem Plus von 1,8% schlossen. Die Pharmaschwergewichte Novartis (+0,3%) und Roche (-0,7%) beendeten den Tag uneinheitlich.
An der Spitze des SMI/SLI behaupteten sich – ebenfalls ohne kursrelevanten News – die Titel des Vermögensverwalters Julius Bär (+2,1%). Ansonsten beherrschten Minuszeichen den Finanzsektor: Bâloise und Swiss Life gaben um je 1,0% nach, UBS um 0,8%. Bei der UBS wurde bekannt, dass einem ehemaligen Händler in den USA 5,4 Mio USD bezahlt werden sollen. Dies entschied ein Schiedsgericht der Financial Industry Regulatory Authority (FINRA). Hintergrund sei ein Streit darüber, ob die UBS ihre Händler über den Zustand der Lehman-Bank vor deren Pleite getäuscht hat.
Holcim fielen um 1,4% auf 80,35 CHF zurück. Obwohl die Aktien des Zementherstellers am Berichtstag von UBS und Deutsche Bank neu zum «Kauf» empfohlen wurden (zuvor «Neutral» bzw. «Hold»), gibt es nach Ansicht eines Händlers betreffend der Fusion mit Lafarge auch einige Unsicherheiten über Dauer und Erfolg dieser Aktion. Allerdings liegt der Kurs immer noch deutlich über dem Niveau von rund 70 CHF, als am Markt das Zusammengehen mit Lafarge noch kein Thema war.
Im breiten Markt erhielten die Papiere des Modekonzerns Charles Vögele (+6,1%) nach Publikation der Geschäftszahlen starken Auftrieb. Zwar musste die Vögele-Gruppe einmal mehr rote Zahlen präsentieren, doch wurde dies von Analysten erwartet. Das Management versprach derweil, noch im laufenden Jahr den Umsatzrückgang zu stoppen und zumindest ein ausgeglichenes Betriebsergebnis erreichen zu können.
In die entgegengesetzte Richtung ging es mit den Aktien des Pharma-Spezialisten Santhera (-5,1%), auch wenn der Konkurs im vergangenen Jahr abgewendet werden konnte und sich die Basis für die Zukunft deutlich verbessert hat. Die Hoffnungen ruhen auf dem Wirkstoff Idebenone und insbesondere in der Behandlung einer seltenen Augenkrankheit. Weiteres Potenzial könnte derselbe Wirkstoff in zwei anderen Therapiebereichen haben.
Mit Evolva (-2,3%) hat ein weiteres Unternehmen, das in Schieflage geraten ist, Zahlen präsentiert. Der Verlust und der Mittelabfluss sanken beim Hersteller von Gesundheitsprodukten im vergangenen Jahr nur leicht. Die italienische Newron Pharmaceuticals (Aktie -3,5%) hat derweil aus der beschlossenen Kapitalerhöhung Mittelzuflüsse von 18,6 Mio CHF generiert, was an der Generalversammlung von Ende März genehmigt wurde. Das Geld soll für die weitere Entwicklung neuer Therapien gegen Erkrankungen des zentralen Nervensystems ausgegeben werden. (awp/mc/pg)