Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt kam zu Wochenschluss nicht richtig vom Fleck. Vor dem Wochenende habe man keine Risiken mehr eingehen wollen, hiess es im Handel. Für Zurückhaltung sorgte die erneute Zuspitzung im Nordkorea-Konflikt. Nordkorea hatte nach dem jüngsten verbalen Schlagabtausch gedroht, eine Wasserstoffbombe über dem Pazifik explodieren zu lassen.
Die Stimmung am Markt war insgesamt sehr «lethargisch», was auch auf die mittlerweile hohen Bewertungen zurückzuführen war, sagten Händler. Auch die Volumen seien eher tief gewesen – trotz Ende der Sommerferien. Im Nachgang zur Fed-Sitzung vom Mittwochabend verwiesen Marktanalysten auch auf den geldpolitisch etwas restriktiveren Tenor der US-Notenbank, der etwas mehr Gegenwind für die Aktienmärkte bedeuten könnte.
Der Swiss Market Index (SMI) stieg am Freitag um 0,03% auf 9’136,72 Punkte, im Wochenvergleich ergab sich aber ein Plus von 1,2%. Der 30 Aktien umfassende und noch stärker gekappte Swiss Leader Index (SLI) rückte 0,06% auf 1’149,21 Punkte vor und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,05% auf 10’421,04. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen 12 Titel im Minus, zwei unverändert und 16 fester.
Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten Investorentagung vom Dienstag deckten sich viele Anleger mit Nestlé-Aktien ein. Bis zum Handelsende ging aber auch Nestlé der Schnauf aus und die Papiere schlossen 0,2% tiefer. Von CEO Ulf Mark Schneider wird unter anderem erwartet, dass er Massnahmen zur Verbesserung der Margen verkündet.
Nestlé standen auch nach dem Tod von Liliane Bettencourt im Blickpunkt. Der Nahrungsmittelkonzern hatte mit der L’Oréal-Milliardenerbin vereinbart, die 23%-Beteiligung am Kosmetikkonzern mindestens sechs Monate über deren Ableben hinaus nicht zu erhöhen. An der Börse stösst dies Spekulationen an, was nach diesem halben Jahr geschehen wird. Laut Analysten zufolge sind dabei ganz unterschiedliche Szenarien möglich.
Gar deutlich auf dem Rückzug waren die Titel des Personaldienstleisters Adecco (-1,8%), der am Berichtstag ein Investorentreffen abgehalten hatte. Das Unternehmen hat dabei für die Jahre bis 2020 neue, anspruchsvolle Ziele kommuniziert und die Pläne zu künftigen Investitionen dargelegt. Analysten begrüssten die neuen Zielsetzungen sowie das Bekenntnis zur Dividendenpolitik, nach der zuletzt guten Performance seien jedoch Gewinne mitgenommen worden.
Die Aktien des Reisedetailhändlers Dufry rückten auf der anderen Seite um 2,9% vor. Nach einem Treffen mit dem Management haben mehrere Analysten die aktuelle Performance des Unternehmens gelobt. Der CEO habe ausserdem die Ausschüttung einer Dividende in Aussicht gestellt, auch wenn es nicht zu einem Börsengang des Nordamerika-Geschäftes kommen sollte.
Auch die Titel des Bauchemiekonzerns Sika (+1,3% auf 7’315 CHF) erhielten Unterstützung von Analystenseite. Kepler Cheuvreux hat im Nachgang zum Kapitalmarkttag eine Studie vorgelegt, in der die Analysten ihre Kaufempfehlung bekräftigen und das Kursziel deutlich auf 8’100 CHF erhöhen. Die Uhrenwerte Richemont (+0,6%) und Swatch (+0,4%) gingen ebenfalls fester aus dem Tag – wohl eine Nachwirkung der erfreulichen Uhrenexportdaten vom Vortag.
Beide Grossbankentitel, die am Vortag wegen steigender Zinserwartungen noch deutliche Kursgewinne erzielt hatten, schlossen tiefer: Credit Suisse büssten 0,1% ein und UBS 0,4%. Die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär (+0,4%) hielten sich derweil besser.
Die Pharma-Schwergewichte präsentierten sich uneinheitlich. So legten Novartis (+0,6%) zu, während Roche (-0,4%) nicht von neuen Zulassungen für zwei Medikamente in der EU profitieren konnten. Analysten begrüssten die Zulassungen bei Roche; sie seien allerdings erwartet worden, hiess es.
Am breiten Markt profitierten Straumann (+1,6%) von einer deutlichen Kurszielerhöhung durch das Vontobel-Research. Die zuständige Analystin, die bei ihrer «Buy»-Einstufung bleibt, lobte den Kauf von ClearCorrect: Mit diesem sei Straumann in einen bislang nicht vom Unternehmen adressierten Markt eingetreten. (awp/mc/pg)