Zürich – Die tendenzielle Aufwärtsbewegung am Schweizer Aktienmarkt der letzten Wochen ist am Donnerstag vorerst ins Stocken geraten. Nachdem der Leitindex SMI im Laufe des Berichtstags von guten Vorgaben aus den USA getragen die Marke von 9’200 Punkten zurückerobern konnte, rutschte der Index in der zweiten Handelshälfte in die Verlustzone ab und weitete die Abgaben bis zum Börsenende noch aus. Auslöser für den Richtungswechsel waren die Worte von EZB-Chef Mario Draghi, der anlässlich der Medienkonferenz zur EZB-Ratssitzung nicht wie erhofft Hinweise zu einer baldigen weiteren Lockerung der Geldpolitik lieferte.
Die abwartende Haltung der EZB bezüglich eines allfälligen Programms zum Aufkauf von Staatsanleihen habe die Marktteilnehmer enttäuscht, hiess es am Markt. Draghi bekräftigte in seinen Ausführungen zwar den expansiven Kurs und hielt dabei fest, dass die EZB wenn nötig in der Lage sei, weitere geldpolitische Massnahmen zu ergreifen. Doch das war für die Marktteilnehmer zu wenig. Dennoch teilten sich die meisten Ökonomen die Meinung, dass die Notenbank im neuen Jahr nicht um Staatsanleihenkäufe herumkommen werde, um der drohenden Deflation entgegenzutreten und die Wirtschaft anzukurbeln. Zu Wochenschluss richtet sich der Blick in die USA, wo am Freitag der Arbeitsmarktbericht auf dem Programm steht.
Bis Börsenschluss verlor der Swiss Market Index (SMI) 0,55% auf 9’118,17 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab um 0,60% auf 1’349,03 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,49% auf 8’967,59 Punkte nach. Von den 30 wichtigsten Aktien standen am Ende 22 im Minus und acht im Plus.
Auf der Verliererseite standen – wie schon so oft in den vergangenen Wochen auch – die volatilen Titel des US-Ölbohrspezialisten Transocean (-6,3% auf 18,36 CHF) am Tabellenende des SMI/SLI. Die Meldung, dass der amerikanische Investor Franklin Resources seinen Anteil auf unter 5% gesenkt hat, konnte den erneuten Kurseinbruch nicht verhindern. Noch Anfang des vierten Quartals hatten die Papiere einen Wert von über 30 CHF.
Grössere Verluste verzeichneten am Berichtstag auch Finanztitel wie jene der UBS (-1,0%), der Credit Suisse (-0,9%) oder des Rückversicherers Swiss Re (-1,2%), ohne dass es aber zu diesen Werten Unternehmensnachrichten gegeben hätte. Zurich gewannen dagegen am Tag vor dem Investorentreffen mit 0,1% leicht dazu.
Die Schwergewichte Nestlé, Roche (je -0,3%) und Novartis (-0,8%) standen am Ende ebenfalls im «roten Bereich». Jefferies hatte zwar für die beiden Pharma-Titel Roche und Novartis anlässlich einer Branchenstudie das Kursziel etwas erhöht und gleichzeitig für beide die Einstufung «Buy» bestätigt. Novartis wurden gar als «Top Pick» für Europa mit Blick auf das kommende Jahr genannt. Doch den Kursrückgang konnten diese News nicht verhindern.
Ein uneinheitliches Bild zeigte sich bei den Zyklikern: Da gehörten beispielsweise Lonza (-1,4%) oder Holcim (-1,2%) zu den Aktien mit den grössten Verlusten unter den Bluechips, während Clariant mit einem Plus von 1,4% die Tabelle anführten. Die Papiere des Spezialitätenchemieherstellers konnten sich mit den Kursgewinne von den zum Teil deutlichen Abgaben der vergangenen Tage etwas erholen. In Marktkreisen wurde mit Blick auf die Schwächephase auf abkühlende Übernahmespekulationen verwiesen. Zudem hätten Aussagen des CFO Patrick Jany anlässlich einer Firmenpräsentation auf ein schwächer laufendes Quartal schliessen lassen, hiess es.
Nebst Clariant gehörten auch andere Zykliker wie Sonova (+0,7%) oder Sika (+0,6%) zu den Gewinnern. Syngenta gewannen am Ende 0,2%, nachdem in der EU eine vorläufige Einigung zu neuen Anbauregeln für Genpflanzen gefunden wurde. Bei der Neuregelung geht es darum, wie Staaten den Anbau einer in Europa zugelassenen Genpflanze behandeln.
Im breiten Markt verloren Bobst (-1,0%) weiter an Wert. Die Aktie hatte am Vortag im Umfeld des jährlichen Investorentages bereits gut 2% verloren. In der Folge nahm die ZKB das Rating für die Titel auf «Marktgewichten» zurück.
Straumann (-0,7%) zeigten sich während eines Investorentages kaum verändert, wogegen Apen (+6,3%) von der Präsentation der Neunmonatszahlen am Vorabend gestützt wurden. (awp/mc/pg)